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Dacia Duster TCe 150 EDC (2022) im Test: Doller Doppelkuppler?

Sie brauchen die Automatik wahrscheinlich nicht, aber Sie werden sie wollen

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Was ist das?

Wenn Sie uns schon eine Weile folgen, dann wissen Sie, dass wir den Dacia Duster sehr gut leiden können. Er bietet genau das, was man braucht, wenn man keine Lust hat, viel Geld auszugeben. Und das tut er ganz besonders gut. Er ist das Gegenteil von Übers-Ohr-gehauen-werden. Einer, der zur Abwechslung mal positiv überrascht. Und ganz nebenbei sieht er auch noch äußerst lässig aus.

Das ist auch in der zweiten Generation noch so. Obwohl er viel moderner und "luxuriöser" geworden ist. Da hätte man ja viel versauen können. Aber Dacia ist bescheiden geblieben, zieht nach wie vor das imaginäre Absperrband um die Portemonnaies seiner Kundschaft. Jetzt ist seit ein paar Monaten das Facelift da und die Rumänen haben noch mal ein paar Annehmlichkeitsschippen draufgelegt bei ihrem SUV-Bestseller.

Was das in aller Ausführlichkeit bedeutet, lesen Sie, wenn Sie diese blauen Buchstaben anklicken. Die wichtigsten Neuerungen im Schnelldurchlauf sind: LED-Scheinwerfer, das größere Infotainment vom neuen Sandero mit 8-Zoll-Display sowie - fast schon Maybach-esk - eine höhere Mittelkonsole mit verschiebbarer Armlehne. Achso ja, und natürlich die Wiedereinführung des Doppelkupplungsgetriebes, das jetzt ausschließlich mit dem stärksten Benziner (150 PS) verheiratet wird.

Ein Hauch von Supercar-Vibe also im rumänischen Budget-Offroader. Wobei die Offroaderei hier wohl eher mit Vorsicht zu genießen ist - das 6-Gang-EDC gibt's nämlich ausschließlich mit FWD. Zum halbwegs zügigen Feldweg-Geschrubbe ohne Einsatz des linken Fußes bzw. der rechten Hand sollte es trotz Frontantrieb dennoch reichen, schließlich verfügt auch dieser Duster mit 216 Millimeter über eine mehr als passable Bodenfreiheit.

Apropos zügig: Mit der 150-PS-EDC-Kombination sind sie auf jedem Duster-Treffen der King des Dragstrips. Die 0-100 km/h gehen hier exklusiv in unter 10 Sekunden (9,7 s), die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 199 km/h.

Preislich bleibt selbst das neue Topmodell gewohnt bescheiden. Den TCe 150 EDC gibt's nur in der Ziemlich-Volle-Hütte-Ausstattung "Prestige" ab 20.490 Euro, unser Testwagen mit wirklich allen Schikanen (also Dacia-Schikanen wie Sitzheizung, Metallic-Lack und Keyless-Go) kostet 22.190 Euro. Da ist wenig Spielraum für Finanz-Frust.

Allerdings sei auch erwähnt: Der 131-PS-Benziner mit Handschalter kostet 2.400 Euro weniger. Das sind mehr als zehn Prozent des Fahrzeugpreises. Da kann man dann schonmal die innere Pro-und-Contra-Liste anwerfen. Wir versuchen einfach mal, ein bisschen dabei zu helfen.

Wie fährt er?

Die Erkenntnis, dass der Duster auch auf der Straße alles so ein klein bisschen besser macht, als man es für diesen Preis erwarten würde, ist nicht neu. Allerdings ist besagter Preis halt auch recht niedrig. Sprich: Wenn Sie von irgendwas Viermeterdreißighaftem aus Vauweekonzernhausen umsteigen, dann werden Sie von der generellen Einfachheit des Fahrerlebnisses vielleicht nicht unbedingt angetan sein. Andererseits haben Sie für Ihren vorherigen Lifestyle-Crossover vermutlich auch fast das Doppelte bezahlt. Also Ruhe, wenn Sie auf den billigen Plätzen sitzen.

Lenkung und Federung machen schlicht und ergreifend ihren Job. Nicht mehr und nicht weniger. Der Duster lenkt recht leicht ein, hat aber insgesamt eine gute Gewichtung in der Lenkung. Zudem ist der Wendekreis mit knapp über 10 Meter absolut hervorragend.

Wank- und Rollneigung hat er relativ gut im Griff, Überraschungen gibt es keine. Der Abrollkomfort geht im Großen und Ganzen in Ordnung, auch wenn das Auto über gröbere Stöße schon hin und wieder ein wenig ins Stolpern und Stacksen gerät.

Was dem Duster dank der vergleichsweise üppig beflankten Bereifung angenehm fremd ist, ist das trockene Gehoppel über kurze Unebenheiten, wie es die trendigere Konkurrenz mit ihren 19- oder 20-Zoll-Rädern samt Niedrigstquerschnittreifen gerne tut.

Der Duster ist kein Fahrdynamiker, er wird nie Gänsehaut am Steuer erzeugen und am Feinschliff mangelt es ihm auch ein wenig - Reifenlärm, Windgeräusche und Co., Sie wissen schon. Aber wenn das alles perfekt wäre, wäre er nicht so günstig. Und das würde auch keiner wollen.

Wie ist der Antrieb?

Sehen Sie, ich schweife schon wieder völlig ab, denn eigentlich geht es hier ja um die neue, fast schon elitäre Motor-Getriebe-Kombo. Diese kennt man unter anderem aus dem Nissan Qashqai oder gar der Mercedes A-Klasse. Im Duster macht sie einen angenehmen und wirklich sehr ordentlichen Eindruck.

Eine leichte Anfahrschwäche samt etwas Geruckel im Drehzahlkeller gehört auch hier zum Erlebnis Doppelkupplung. Ansonsten schaltet die 6-Gang-Box schnell, geschmeidig und ohne Zugkraftunterbrechung. Ob es hier ein wirklicher Wermutstropfen ist, dass man keine Schaltpaddles am Lenkrad findet, wage ich mal zu bezweifeln. Wer unbedingt selber schalten will, wirft halt den Wählhebel in die manuelle Gasse.

Der 1,3-Liter-Vierzylinder-Turbo ist auch in der stärksten Ausbaustufe kein Wunder an Spontaneität oder Quell nie versiegender Kraft. In Anbetracht des niedrigen Duster-Gewichts sind auch die Fahrwerte auf dem Papier nicht so der Knaller. Zudem agiert der Motor unter Last akustisch recht präsent, was aber wohl eher dem Mangel an Dämmung zuzuschreiben ist.

Klingt jetzt natürlich, als wäre die Maschine halb auf dem Zahnfleisch unterwegs. Keine Sorge, das ist sie nicht. Das passt schon alles gut zusammen. Aber sind die 19 PS und 10 Nm wirklich 2.400 Euro mehr wert? Rein vom Motor her sicher nicht, aber wenn Sie nicht selber schalten wollen, bleibt Ihnen gar nichts anderes übrig als die 150-PS-Version. Und das Doppelkupplungsgetriebe macht seinen Job wirklich gut.

Ach ja, Verbrauch. Da war noch was. Die 5,4 Liter, die Dacia angibt, haben wir nicht erreicht. 7,2 Liter waren es bei uns im Schnitt. Offenbar ist der Gasfuß der deutschen Motor1.com-Redaktion deutlich schwerer als derjenige der italienischen Kollegen. Dort förderte der Verbrauchstest nämlich fast schon himmlische Werte zu Tage.

Wie ist er innen?

Zum Duster-Innenraum muss ich wohl wirklich nicht mehr all zu weit ausholen. Plastik roch schon mal angenehmer, Sitze waren schon häufig besser und der Platz im Fond ist alles andere als großzügig. Sowohl am Knie als auch an der Rübe.

Alles andere aber ist absolut wunderbar. Dacia schafft es, als einer der ganz wenigen Hersteller ein reines Touch-Infotainment anzubieten, das völlig intuitiv und sehr simpel zu bedienen ist. Auch jenseits des Infotainments ist die Einfachheit der Bedienung ohne jeglichen unnötigen Schnickschnack ein wahrer Segen. Stellen Sie sich vor, dieses Auto hat wirklich noch echte Drehregler für die Klimabedienung. Sie sind sehr groß und gut zu erreichen. Man mag es kaum glauben.

Und nach wie vor kann sich auch der Kofferraum sehen lassen. Für ein Auto dieser Größe sind 445 bis 1.478 Liter aller Ehren wert.

Fazit: 8/10

Der Duster ist trotz der nächsten Facelift-Komfort-Offensive weiterhin einfach gestrickt, er könnte nach branchenüblichen Maßstäben sicher an diversen Stellen Schliff vertragen. Aber er bleibt auch in der neuesten Version ein Auto, dass in Anbetracht des Preises massiv überperformt.

Wer nicht unbedingt auf ein Automatikgetriebe aus ist, kann sich die 2.400 Euro sparen und zum 131-PS-Modell greifen. Das nimmt sich fahrdynamisch nicht so viel. Wer allerdings keine Lust hat, selber zu schalten, kriegt hier eine sehr gute 6-Gang-Doppelkupplung und eine wirklich gute Ausstattung zu einem noch immer absolut konkurrenzlosen Preis.

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