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Mercedes-AMG GT Black Series im Test

Der stärkste und schnellste Black Series aller Zeiten, ein echter 911 GT2 RS-Rivale

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Anmerkung der Redaktion: Der Fahrtermin zum AMG GT Black Series wurde aus terminlichen Gründen von den Kollegen von Motor1.com Italien wahrgenommen.

Was ist das?

Seit 2006 versieht Mercedes-Benz seine leistungsstärksten und exklusivsten AMG-Produkte mit dem Kürzel Black Series. Die Grundzutaten für einen Kandidaten der Schwarzen Serie sind ziemlich einfach: zwei Türen, weniger Gewicht, kracherne Ästhetik und eine tiefgreifende, ernsthafte Verbesserung der Mechanik.

Kaum zu glauben, dass der erste Black Series ausgerechnet ein SLK war (ernsthaft, wir mussten auch schmunzeln). Aber alles, was danach kam - CLK, SL, C-Klasse Coupé und SLS - waren richtige Bretter. Sie begründeten den hervorragenden Ruf der Serie.

Es hat ein Weilchen gedauert - sieben Jahre, um genau zu sein -, aber jetzt ist Schwarz zurück. Und der AMG GT ist das mit Abstand sportlichste und fokussierteste Angebot, das je aus Affalterbach kam. 

Was ist neu?

Optisch wirkt der AMG GT Black Series vollkommen übertrieben und bösartig. Das meinen wir auf die bestmögliche Art und Weise. Man könnte argumentieren, dass die Designer ein bisschen zu steil gegangen sind, aber all die Flügel, Flicks und Spoiler, die den Black vom GT R abheben, haben einen Zweck und den Segen des Windkanals. Sichtcarbon finden Sie an weiten Teilen der Front, der Motorhaube, dem Dach, den Seitenschwellern und dem Heck. Gerade in Verbindung mit dem 8.000 Euro teuren Magma Orange macht das natürlich einiges her.

Für den Fall, dass der Halloween-Vibe des Testwagens nicht so ganz Ihrs ist, erfreuen Sie sich doch einfach an der manuell einstellbaren Aerodynamik. Der Frontsplitter kann um 80 mm ausgefahren werden, der monumentale aktive Heckflügel hat drei Einstellungen und ein aktiv gesteuertes Flap am oberen Flügelblatt. Bei 250 km/h erzeugt er - zusammen mit all den anderen Aero-Maßnahmen - einen Abtrieb von 400 Kilo. Bei der Vmax von 325 km/h sind es 800 Kilo. 

Weitere Goodies sind ein einstellbares Gewindefahrwerk, Uniball-Lager, dünnere Scheiben, zusätzliche Verstärkungen am Unterboden und extrem klebrige Michelin Cup 2 R-Pneus auf 19-Zöllern vorne und 20-Zöllern hinten. Insgesamt wiegt das Auto leer 1.615 Kilo, gut 35 Kilo weniger als ein AMG GT R. Damit ist es deutlich schwerer als ein 911 GT2 RS und ein McLaren 765LT.

Innen unterscheidet sich der Black Series gar nicht mal so sehr vom GT R. Die Sitzposition ist sehr niedrig, was zusammen mit der ewig langen Motorhaube noch immer sehr respekteinflößend rüberkommt. Trotz des Überrollkäfigs und des riesigen Heckflügels ist die Sicht recht gut.

Die Carbonschalen sind durchaus knapp geschnitten und die Polsterung ist etwas hart, aber wenn es bei einem solchen Fahrzeug anders wäre, würde irgendwas grundsätzlich nicht stimmen. Das Auto, das Sie hier sehen ist zusätzlich mit dem Track Pack ausgestattet. Für 7.500 Euro enthält es den oben erwähnten Überrollkäfig, Vierpunktgurte und einen Feuerlöscher.

Die wildlederartige Dinamica-Polsterung fühlt sich angenehm an - man findet sie auch an den Türverkleidungen und am Lenkrad. Das Infotainment ist das gleiche wie bei kleineren GTs, und wie beim AMG GT R befindet sich direkt unter der Mittelkonsole ein gelber Drehknopf zur Feinabstimmung der Traktionskontrolle.

Und? Geht gut?

"Los geht"s", sagt DTM-Pilot Mario Engel vom Beifahrersitz aus. AMG GT Black Series, Lausitzring, dann wollen wir mal. Nur wenige Zentimeter vor meinen Füßen schlägt das Herz dieses Wagens, ein 4,0-Liter-Biturbo-V8 mit 730 PS - es ist der stärkste AMG-Achtzylinder aller Zeiten. Um das Mehr an Leistung und Drehmoment zu bewältigen - 155 PS und 100 Nm gegenüber dem AMG GT R - haben die Affalterbacher außerdem das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe verstärkt.

Natürlich schiebt er unendlich nach vorne. Aber nicht störrisch, sondern sehr harmonisch. Das Drehmoment baut sich sehr gut nutzbar auf. Auch das Ansprechverhalten geht völlig in Ordnung.

Dafür setzen die AMG-Ingenieure auf größere Ladeluftkühler und Turbolader aus dem GT 63S-Viertürer. Außerdem verfügt der Black über eine flache Kurbelwelle, was Vibrationen reduziert und das Drehmoment im unteren Drehzahlbereich erhöht. Entsprechend liegen die 800 Nm sehr breit von 2.000 bis 6.000 U/min an.

Natürlich hat der Wechsel auf die flache Kurbelwelle auch gravierende Auswirkungen auf die Stimme des Aggregats. Die Verspieltheit ist ein wenig weg, das hier klingt härter, mehr nach Rennwagen.

Wie fährt er?

Der GT Black Series wirkt in Kurven wirklich sehr flach und unerschütterlich. Die gut 1.600 Kilo merkt man ihm absolut nicht an. Das Griplevel ist auch dank der Michelin Pilot Sport Cup 2 R-Reifen herausragend. Die Balance ist initial eher auf Untersteuern ausgelegt, aber natürlich lässt sich das jederzeit mit dem Gas richten. Die Lenkung ist eher leicht, aber man kriegt schon immer sehr gut mit, was da unter einem passiert.

Die Carbon-Keramik-Bremsen wirken in ihrer Bremskraft unerschöpflich, der Pedalweg fühlte sich für mich angenehm kurz an, die Modulierung war ausgezeichnet.

Und dann wäre da noch die Traktionskontrolle. Ein großer Spaß, wirklich. Die Abstufung zwischen den neun Schritten ist recht klein gewählt. So kann man ein wenig herumspielen und langsam spüren, wie sich der Black Series von seinen Ketten befreit.

Wenn er mal hinten weggeht, passiert das relativ schnell, aber es macht ohnehin mehr Sinn, das Auto sauberer zu fahren, etwas ruhiger und progressiver am Gas zu sein und die Sensationen aufzusaugen, die einem der Black dann eröffnet.

Nicht zuletzt, weil dieser Benz einem so viele Möglichkeiten gibt, noch die letzten Zehntel aus einer Rundenzeit herauszuquetschen. Stoßdämpfer und Stabis sind ebenso einstellbar wie der Sturz an beiden Achsen.

Trotz all der Hardcore-Rennwagen-Attitüde fühlt sich der GT Black Series aber nicht wegen seiner Beschleunigung oder Einstellbarkeit so besonders an. Es ist eher die Einfachheit und Natürlichkeit in seinen Bewegungen, mit denen er auch relativ unerfahrene Piloten gut aussehen lässt. Zudem federt er so sauber, dass er wohl auch auf normalen Straßen nicht zur Tortur wird.

Fazit: 9/10

Der AMG GT Black Series kostet mindestens 335.240 Euro, was - bestimmt rein zufällig - exakt auf dem Niveau des McLaren 765LT ist. Der nicht mehr angebotene Porsche 911 GT2 RS war schlappe 50.000 Euro günstiger. 

Gegenüber dem Mac ist der Benz sicher das langsamere, gegenüber dem Porsche wohl das weniger feinsinnige Auto. Aber er ist am Limit besser zu beherrschen als beide und schmeichelt auch dem Nicht-Profi mehr. Ein sehr sehr gutes Auto, was man zu diesem Kurs allerdings auch erwarten darf.

 

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