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Mitsubishi Eclipse Cross Diesel (2019) im Test

Outlander-Derivat nun auch mit 2,3-Liter-Selbstzünder – aber nur in Kombination mit AWD und Automatik

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Diesel sind ja eigentlich ziemlich out. Doch laut Mitsubishi ist die Nachfrage zwar gesunken, nun aber konstant. Bei Pendlern und anderen Vielfahrern gibt es noch genug Bedarf an sparsamen Selbstzündern, glaubt man bei Mitsubishi. So wird im Ende 2017 gestarteten Eclipse Cross ab März 2019 ein 2,3-Liter-Diesel angeboten. Wir haben den Wagen bereits getestet.

Moment mal, Eclipse Cross? Was für eine Art von Auto ist das überhaupt?

Wenn Sie‘s nicht wissen, sind Sie wohl nicht alleine. Der Eclipse Cross ist ein 4,41 Meter langes Mittelklasse-SUV mit Coupé-Elementen. Er gehört ins gleiche Segment wie der (acht Zentimeter längere) VW Tiguan. Technisch basiert er auf der gleichen Plattform wie der Mitsubishi Outlander und der Mitsubishi ASX.

Wie bitte, drei Autos auf der gleichen Plattform?

Richtig. Und die technische Basis hat nichts mit der Plattform CMF-C/D von Konzernmutter Nissan und Renault zu tun. Mitsubishi-Produktmanager Martin Kaempffe erklärt die Unterschiede so: Der Outlander ist das Auto mit viel Platz und bis zu sieben Sitzen für Familien, der Eclipse Cross ist kleiner, sportlicher gestaltet und der ASX ist das Einsteiger-Produkt.

Gibt es alle drei mit Diesel oder nur den Eclipse?

Nur den Eclipse. Wenn ich die Mitsubishi-Mannen richtig verstanden habe, liegt das daran, dass man nicht zu viele Varianten anbieten möchte, um die komplizierte Logistik (Schiffstransport von Japan) nicht zu sehr zu komplizieren. Daher wohl auch die Beschränkung auf eine einzige Variante: Den Eclipse Cross Diesel gibt es ausschließlich mit Allradantrieb und Achtgang-Automatik.

Und wie fährt sich das Ding?

Recht ordentlich. Man fühlt sich gut motorisiert, auch noch bei Tempo 160 auf der Autobahn. Der Diesel haut einen allerdings trotz des sehr stattlichen Drehmoments von 388 Newtonmeter (der 2.0 TDI mit 150 PS im Tiguan hat nur 340 Newtonmeter) nicht vom Hocker. Das Fahrwerk geht absolut in Ordnung, es wirkt auf den wenig kurvigen Straßen rund um München eher straff. Wenn ich bei 100 km/h ein bisschen am Lenkrad ruckle, wirkt der Eclipse durchaus nicht schwammig, sondern bleibt brav parallel zum Asphalt. Etwas störend finde ich aber den geringen Seitenhalt der Sitze und die recht lauten Wind- und Fahrgeräusche.

Bitte noch was zum Motor!

Eingebaut wird der Selbstzünder, den es bis vor Kurzem noch im Outlander gab, allerdings nun mit zeitgemäßer Abgasreinigung über einen SCR-Katalysator. Der Adblue-Tank fasst 15,6 Liter, was je nach Fahrweise etwa 10.000 Kilometer reichen soll, wie mir Kaempffe sagt.

"Der Normverbrauch liegt bei 6,9 Liter. Das ist zu viel."

Mitsubishi bezeichnet ihn als 2,2-Liter-Vierzylinder, der Hubraum liegt bei bei 2.268 ccm, physikalisch ist es also ein 2,3-Liter. Wichtiger ist aber: Der Normverbrauch liegt bei 6,9 Liter. Das ist zu viel. Zum Vergleich: Der 150 PS starke 2.0 TDI im VW Tiguan braucht (in der Version mit Allradantrieb und DSG) nur 5,3 Liter. Das ist ein Unterschied von anderthalb Litern! Beide Werte sind vergleichbar: Sie wurden (wie vorgeschrieben) nach dem WLTP-Zyklus ermittelt und auf den NEFZ-Zyklus zurückgerechnet. Einschränkend muss ich sagen, dass der Verbrauchswert in der Praxis beim Eclipse nicht viel höher ist als nach Norm: Ich brauchte 7,3 Liter, ohne dass ich auf eine sparsame Fahrweise geachtet hätte und trotz Autobahn-Etappen mit 140 bis 160 km/h.

Und das Cockpit?

Das ist durchaus annehmbar gestaltet. Das Armaturenbrett vielleicht ein wenig zerklüftet, aber im Grunde wirklich in Ordnung. Was wieder mal auffällt ist, dass Mitsubishi uns immer Testwagen ohne Einbau-Navi hinstellt. Obwohl es eines gibt (für 400 Euro Aufpreis). Liegt es daran, dass das Ding nichts taugt? Ich weiß es nicht. Die Kunden navigieren meist über Android Auto/Apple Car Play mit dem eigenen Handy. Das verstehe ich, schließlich gibt es das Navi nur für die Topausstattung.

Bei meinen Versuchen mit Android Auto bin ich allerdings erst beim dritten Anlauf erfolgreich. Bei Apple-Handys klappt es in der Regel besser, meint der Mitsubishi-Experte. Die serienmäßigen Schaltwippen nutze ich auf meiner Testfahrt nur mal versuchsweise, zumindest im Flachland sind sie nicht vonnöten, denn die Achtgang-Automatik schaltet gut. Das Head-up-Display (eine ausfahrbare Plexiglasscheibe) ist für mich von geringem Nutzen, da nur das Fahrtempo und ein paar Infos vom Abstandstempomaten zu sehen sind. Die Ledersitze der gefahrenen Ausstattung Top (sie heißt nicht nur so, sie ist die Topausstattung) sind haptisch nicht so toll wie bei Audi, aber das erwartet wohl auch niemand, oder? Ich nehme an, die von Audi sind auch wesentlich teurer.

Wie steht es um das Platzangebot?

Das ist gut. Mir gefällt, dass man die Rückbank (wie beim Tiguan) längs verschieben kann, und zwar um stattliche 20 Zentimeter. Die Kniefreiheit ist sehr gut, auch nach oben habe ich genug Platz - trotz der Coupé-Optik der Karosserie. Der Kofferraum ist allerdings wirklich klein. Je nach Position der Fondbank sind es 378 bis 485 Liter, nach dem Umklappen werden daraus 1.159 Liter. Das ist in etwa das Niveau eines VW Golf (380 bis 1.270 Liter). In einen Tiguan passen 615 bis 1.655 Liter. Ein ulkiger Anblick ist übrigens der Blick nach hinten durch die zweigeteilte Heckscheibe.

Was hat das Auto technisch drauf?

Es kommt natürlich drauf an, womit man vergleicht. Der neue Renault Clio (der zwei Klassen niedriger antritt) zum Beispiel hat ein riesiges 9,3-Zoll-Display in der Cockpitmitte und wirkt damit schon fast wie ein Tesla. Der Eclipse ist mit 7,0 Zoll bescheidener.

Ein Active Info Display wie der VW T-Cross (auch zwei Klassen niedriger) hat der Eclipse auch nicht. Auf der Plus-Seite stehen LED-Scheinwerfer und eine ziemlich umfangreiche Ausstattung mit Assistenzsystemen werden angeboten. Für viele Assistenzsysteme nutzt der Eclipse eine Kamera und einen Lidar im Innenspiegelfuß sowie diverse Radarsensoren. Das Anti-Kollisionssystem zum Beispiel verwendet sowohl die Sensoren im Innenspiegelfuß als auch den Frontradar, wenn dieser an Bord ist, wie mir Produktmanager Kaempffe verrät. Totwinkelassistent und Querverkehrswarner arbeiten mit Radarsensoren im Heckbereich, nicht mit Ultraschalltechnik, was besser ist, da Ultraschallsensoren bei höherem Tempo nicht mehr funktionieren (und weil Radarsensoren weiter gucken können). Insgesamt muss sich der Eclipse in Sachen Technik nicht verstecken.

Ja, aber was davon ist Serie?

Wie bei vielen asiatischen Herstellern kann man bei Mitsubishi im Wesentlichen nur zwischen diversen Ausstattungen wählen, aber nicht hunderte von Extras einzeln an- oder abwählen. Den Eclipse Cross Diesel gibt es in den Ausstattungsversionen Plus und Top, dazu kommt das Sondermodell Active+, der zwischen Plus und Top liegt. Der Plus kostet laut Preisliste 31.590 Euro, man kann allerdings einen Aktionsrabatt von 3.000 Euro (bei Mitsubishi sind hohe Rabatte üblich) abziehen und landet bei 28.590 Euro. Der Active+ kostet 34.190 Euro minus 3.000 Euro gleich 31.190 Euro. Den Top schließlich bekommt man für 37.290 minus 3.000 Euro gleich 34.290 Euro.

Und welche Ausstattung ist zu empfehlen?

Mitsubishi glaubt, dass der Active+ am häufigsten verkauft wird. Davon wurden auch am meisten Autos in Japan bestellt. Die Ausstattung ist sehr gut. An Bord sind Abstandstempomat, Anti-Kollisionssystem, Fernlichtassistent, Spurhalteassistent, Totwinkelassistent, elektrische Parkbremse, schlüsselloses Zugangs- und Startsystem, Licht- und Regensensor, 360-Grad-Rundumsichtsystem, 18-Zoll-Alufelgen, Sitzheizung auf vier Plätzen, beheizbare Frontscheibe, DAB-Radio, Smartphone-Anbindung und Zweizonen-Klimaautomatik.

Soll ich den Eclipse Cross Diesel nun kaufen?

Also den hohen Spritverbrauch und den kleinen Kofferraum finde ich schon sehr herb. Für den Mitsubishi spricht allerdings der günstige Preis. Einen Tiguan mit 150-PS-Diesel, Allradantrieb und DSG bekommt man erst ab 36.585 Euro. Das sind rund 5.000 Euro mehr als der Eclipse Active+ kostet, und bei VW bekommt man eine weitaus schlechtere Ausstattung. Wer an das Thema Spritverbrauch rein von der Kostenseite herangeht, für den wird die Rechnung beim Mitsubishi aufgehen, denn die (mindestens) 5.000 Euro Preisdifferenz wird man mit dem Tiguan wohl kaum wieder reinfahren können.

Fazit: 6 von 10

+ sehr günstige Preise, gute Ausstattung, gutes Technikangebot

- zu hoher Spritverbrauch beim Diesel, zu kleiner Kofferraum

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