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Seat Arona 1.0 TGI im Test: Lohnt sich Erdgas?

Kleines SUV mit interessanter Kraftstoff-Alternative

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In Zeiten der Elektroauto-Hysterie geraten mögliche Alternativen schnell in den Hintergrund. Nehmen wir nur einmal Erdgas: Seit Jahren heißt es, CNG-betriebene Motoren (CNG = Compressed Natural Gas) würden bis zu 25 Prozent weniger CO2 und bis zu 95 Prozent weniger Stickoxide (NOx) emittieren. Trotzdem ist die Auswahl an entsprechenden Fahrzeugen begrenzt, ebenso als Folge die Anzahl an CNG-Tankstellen. Nun will Seat mit dem Arona TGI, dem ersten Erdgas-SUV, diesen Teufelskreis durchbrechen. Motto: Vielleicht hilft ja ein populäres Format, den Absatz anzukurbeln. Wir haben den Arona TGI ausführlich getestet. 

Was hat sich beim Seat Arona TGI denn geändert?

Auf den ersten Blick nichts: Der Arona bleibt 4,14 Meter lang, 1,78 Meter breit und 1,55 Meter hoch, dazu kommt eine Bodenfreiheit von 19 Zentimeter. Verkehrsgerechte Abmessungen also, die aber nicht zu Lasten der Passagiere gehen. Auf allen Plätzen ist der Arona überraschend großzügig geschnitten und empfiehlt sich so als vollwertiger Erstwagen. Erst im Kofferraum knapsen die drei einzelnen CNG-Tanks, die unter einer speziellen Bodenplatte im Heck verbaut sind, etwas vom Volumen ab. Normal sind es 400 bis 1.280 Liter, beim Arona TGI immer noch akzeptable 282 bis 1.162 Liter. 

Schade nur, dass es sich hier wie auch im Ibiza TGI lediglich um Stahltanks handelt, während der größere Erdgas-Leon neben einem Stahltank zwei Behälter aus Kohlefaserverbundwerkstoff aufweist. Wir wollen zwar nicht unken, aber rostresistenter ist diese Lösung allemal. Die Bauteile selbst sind hingegen auf maximale Belastung ausgelegt: Im Alltagsbetrieb herrschen im Tank Drücke von etwa 200 bar, zugelassen ist er mit bis zu 600 bar. Damit sich das CNG im Tank verflüssigt, müsste die Temperatur schon unter minus 160 Grad Celsius fallen.

Wie fährt er sich?

Die CNG-Variante des Arona basiert technisch auf dem 1,0-Liter-Turbodreizylinder mit 95 PS, leistet aber "nur" 90 PS. Ebenso sinkt das maximale Drehmoment von 175 auf 160 Newtonmeter. Auch das wäre durchaus verschmerzbar. Doch muss man, etwa bei einer kurzen Autobahnauffahrt, mal richtig flott in die Puschen kommen, beißt der Erdgas-Arona mit spürbarer Verzögerung zu. Auf dem Papier zeigen es die Zahlen: In 11,4 Sekunden beschleunigt der Benziner-Arona auf Tempo 100, der 1.0 TGI benötigt dafür 13,2 Sekunden. Ein Grund hierfür dürfte das Mehrgewicht von 128 Kilogramm sein.

Einmal in Fahrt gekommen, ist der CNG-Arona durchaus flott, sofern fleißig die sechs Gänge sortiert werden, die nur er hat. (Der Benziner muss mit fünf Gängen auskommen.) Anständig zieht er in Regionen von 140 km/h, unterlegt vom mal mehr, mal weniger präsenten Dreizylinder-Klang. 

Und wie ist das nun mit dem Sprit?

In die drei Erdgastanks des Arona passen 13,8 Kilogramm CNG, dazu kommt noch ein 9-Liter-Benzintank für rund 100 Kilometer, der sich automatisch zuschaltet, um im Notfall eine Erdgastankstelle zu erreichen. Und das kann durchaus eintreten, etwa im ländlichen Raum. Aktuell gibt es rund 900 Erdgas-Stationen in Deutschland, bis 2025 sollen es etwa 2.000 sein. Doch solche Ankündigungen klingen leider allzu gewohnt. Die Hoffnung stirbt zwar zuletzt, doch in der Gegenwart sieht es nun einmal so aus: Blick ins Navi des Seat, der brav alle CNG-Tanken in der Nähe als "Point of Interest" (POI) ausweist. Prinzipiell prima, bis genau die gewählte Tankstelle in der Nähe wegen Wartung oder technischen Problemen ausfällt. Schon deswegen lohnen sich passende Apps und der tagesaktuelle Blick aufs Handy.

Hat man schließlich einen CNG-Anbieter erreicht, muss man überlegen, wie die Zapfsäule funktioniert. Mal gibt es eine Pistole ähnlich wie bei Benzin, mal einen Stutzen, bei dessen Entriegelung Gehirnschmalz gefragt ist. Unsere klare Forderung neben dem Netzausbau: Ein einheitliches (idiotensicheres) Bedienformat. 

Die von Seat angegebene CNG-Reichweite von bis zu 360 Kilometer ist eher graue Theorie (und schon nicht sonderlich berühmt). In der Praxis ermittelten wir zwischen 260 und 290 Kilometer, wobei selten die Erdgastanks total leergefahren wurden. Großer Pluspunkt: Einmal volltanken kostet selbst im Höchstfall nur gut 15 Euro, da für ein Kilogramm CNG zwischen 1,05 und 1,15 Euro berechnet werden. Unser Mittelwert auf 100 Kilometer lag bei 4,5 Kilogramm, Seat gibt als Werksverbrauch 3,7 Kilogramm an. 

Klingt preiswert ...

Beim Blick auf die Tankquittung allemal. Jedoch kostet der Seat Arona 1.0 TGI exakt 1.000 Euro mehr als der vergleichbare 1.0 TSI. Gegenüber diesem ist jedoch der 95 PS starke Diesel sogar um fast 3.000 Euro teurer. 

Los geht es beim Arona 1.0 TGI mit 19.820 Euro für die Style-Ausstattung mit Klimaanlage, Audiosystem und 16-Zoll-Alus. Unser Tipp ist der hübsch eingerichtete Xcellence mit Zwei-Zonen-Klimaautomatik und Parkpiepsern hinten. Er kostet wie der sportlicher ausgerichtete FR 21.820 Euro.

Für wen macht der Erdgas-Arona also Sinn? In erster Linie für alle, die einen Diesel aufgrund der Umweltzonen-Problematik kritisch sehen. Und für jene, die in der Nachbarschaft eine CNG-Tankstelle haben. Ist das nicht der Fall, sorgt der Arona mit Benziner für weniger Reichweitenangst und mehr Spritzigkeit. 

Fazit: 7 von 10

Warum fördert der Staat eigentlich nur Elektroautos, die sich (noch) nicht viele leisten können? Bereits mit 1.000 bis 2.000 Euro Erdgasprämie wäre der Aufpreis von entsprechenden CNG-Fahrzeugen abgegolten. Zudem gäbe es mehr Anreize für die Hersteller, weitere CNG-Autos anzubieten. Die Umwelt würde es danken. Dazu bitte deutlich mehr Erdgastankstellen: Lieber fünf Minuten CNG zapfen als stundenlang am Stecker hängen.

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