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Gokart-Spaß auch ohne Dach?

Erster Test: Mini Cooper S Cabrio

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Monterey (USA), 19. Februar 2016 - Kann ich Ihnen irgendetwas bahnbrechend Überraschendes zum neuen Mini Cabrio erzählen? Ich vermute, ich muss Sie enttäuschen. Sie kennen die dritte Mini-Generation, die es nun bereits seit gut zwei Jahren gibt und Sie kennen das alte Mini Cabrio. Fügen Sie beides zusammen und Sie wissen ziemlich genau, was Sie erwartet. Wobei, ganz so einfach ist es dann doch nicht. Schließlich ist das neue Mini Cabrio, welches seinen Marktstart am 5. März 2016 begeht, ganz vehement in nur alle erdenklichen Richtungen gewachsen. Das beinhaltet nicht nur Größe (plus 98 Millimeter), Breite (plus 44 Millimeter) und Radstand (plus 28 Millimeter), sondern auch Dinge wie das allgemeine Qualitäts- und Bedienungsniveau oder den Elektrifizierungs- beziehungsweise den Kompliziertheitsgrad des Verdecks. All das führt zwangsläufig zu mehr Erwachsenheit und vor allem zu mehr Gewicht. Und das wirft die Frage auf, ob man noch so pur und vogelfrei durch die Ecken fegen kann, wie man das bei einem Mini erwartet. Höchste Zeit für einen ersten Selbstversuch.

Mehr Verdeck, mehr Kofferraum
Der beginnt mit der größten Sensation, die Minis neuer Frischluft-Knubbel zu bieten hat. Das Verdeck öffnet und schließt jetzt nämlich komplett elektrisch. In 18 Sekunden und bis zu Geschwindigkeiten von 30 km/h. Ein plötzlicher Regenschauer beim städtischen Shopping-Gecruise ringt Ihnen künftig also nicht viel mehr als ein müdes Lächeln ab. Und sollten Sie sich bei unentschlossenem Himmel nicht so recht trauen, das Dach komplett zu öffnen, gibt es auch eine "Schiebedachfunktion", die den vorderen Stoffteil um gut 40 Zentimeter nach hinten bugsiert. Wie bisher legt sich das Verdeck nach dem Öffnen schick zusammengefaltet hinter den Rücksitzen ab. Wie bisher ist das gar nicht so optimal, weil die Sicht nach hinten durch den Rückspiegel so zu einem jämmerlich kleinen Schlitz verkommt. Positives gibt es von der Kofferraum-Front zu vermelden, weil selbiger nun um beachtenswerte 25 Prozent größer ausfällt als bisher. Das bedeutet 160 Liter offen und 215 Liter geschlossen. Und wenn alle Transport-Stricke reißen, lässt sich auch die Rückbank umlegen. Zudem klappt die Heckklappe nach unten und der untere Verdeckteil klappt nach oben, was die Zwergencabrio-Beladung doch spürbar erleichtert.

Cabrio-Abitur bestanden
Cabriofreunde mit einer Aversion gegen Zug (soll es geben) werden sich freuen, dass das neue Mini Cabrio die Luft auch bei höheren Geschwindigkeiten ganz hervorragend im Griff hat. Die Frisur sitzt jederzeit blendend (zumindest auf den vorderen Plätzen) und das sogar ohne Windschott. Spannt man das Mützchen wieder auf, herrscht auch wirklich Ruhe im Karton. Windgeräusche werden beim offenen Mini nämlich mehr als ordentlich gefiltert. Und wo wir gerade bei Cabrio-spezifischen Gründen zur Sorge sind: Machen Sie sich bitte keine. Zumindest nicht darüber, ob es rappelt oder sich verwindet wie eine zu lang gekochte Spaghetti. Der Mini wurde großzügig versteift und das merkt man auch. Kein Lenkrad, das in Ihren Händen zittert wie ein traumatisierter Aal und kein beängstigendes Karosserie-Eigenleben bei der Fahrt über Schlaglöcher, sprich: Cabrio-Abitur bestanden.

Kart-Feeling auch offen?
Die Frage ist jetzt nur: Macht der Dach-Entzug die nach wie vor wunderbare Fahrdynamik der dritten Mini-Generation zunichte? Nun könnte man behaupten: Wen juckts? Der offene Mini mit seinem Rosa-Zuckerguss-Einhorn-Image wird kaum in Hände geraten, die ihm die letzten Tropfen Blut, Schweiß und Tränen abverlangen. Wer sowas - halbwegs kurz verpackt - haben will, greift doch sowieso zum Mazda MX-5. Aber das wäre auch nicht ganz zu Ende gedacht, schließlich soll es tatsächlich fahrerisch versierte Cabrio-Menschen geben, die auch mal Kinder transportieren müssen (mehr als Kinder kann man trotz der gewaltigen Mini-Dehnung noch immer nicht guten Gewissens in den Fond stecken). Oder welche, die den Mini einfach mögen, weil er ein Mini ist.

Kaum Unterschiede
All denen sei gesagt: Auch das neue Mini Cabrio lenkt sich ziemlich fein, ist schön direkt und lässt seinen Hintern erfreulich mitschwingen. Die dynamischen Einbußen gegenüber der geschlossenen Variante sind minimal. Zum Test stand der 192 PS starke Cooper S bereit und während man beispielsweise beim Dreitürer schon mit dem 136-PS-Dreizylinder herrlich agil unterwegs ist, sollte man sich beim immerhin 1.350 Kilo schweren Cabrio (fast zehn Prozent mehr) schon gut überlegen, ob man nicht doch zum spürbar voluminöseren Zweiliter-Vierzylinder greift. Der macht einen gediegen schnellen und durchaus willigen Eindruck. Außerdem rotzt und röchelt er unter freiem Himmel (im Sportmodus) gleich nochmal so schön. Und selbst wenn er gegenüber dem normalen Cooper S ein paar Beschleunigungszehntel einbüßt (0-100 km/h in 7,2 statt 6,8 Sekunden; 230 km/h Höchstgeschwindigkeit), fühlt man sich doch jederzeit mehr als ausreichend motorisiert. Und zwar unabhängig davon, ob man die knackfrische Sechsgang-Handschaltung oder die durchaus passable Sechsgang-Automatik auswählt.

Kaum Konkurrenz
Wenn Sie keinen immerhin 27.950 Euro teuren Cooper S brauchen, bietet Mini übrigens noch vier weitere Aggregate an. Los geht's ab 21.900 Euro mit dem 102 PS starken Mini One Cabrio. Darüber rangieren das Cooper Cabrio mit 136 PS (ab 23.950 Euro) und das Cooper D Cabrio mit 116 PS (ab 25.900 Euro). Wenn Sie auf Drehmoment stehen, empfiehlt sich womöglich das Cooper SD Cabrio mit 360 Newtonmeter und 170 PS. Es kommt ausschließlich mit Automatik und verlangt nach mindestens 31.600 Euro. In Kürze folgt das 231 PS starke John Cooper Works Cabrio für 33.500 Euro. Die Modell-Entscheidung dürfte letztlich auch das Schwierigste sein, denn viel Konkurrenz gibt es nicht. Fiat 500C und Citroën DS3 Cabrio wirken nicht so geschliffen und sind vor allen Dingen nicht so offen. Bleibt nur noch die Wahl des richtigen Verdecks, denn Mini webt Ihnen neuerdings auch einen fetten Union Jack aufs Dach. Und falls Ihre Insel-Affinität sich in Grenzen hält - keine Bange, es ist nur eine Option.

Gesamtwertung
Trotz Größen- und Gewichtszunahme machte das Mini Cooper S Cabrio im Test vor allem eines: Spaß. Handling und Beschleunigung fallen im Vergleich zur geschlossenen Version leicht ab, aber auch dieser Mini weiß, wie Fahrdynamik funktioniert. Steifigkeit, Verarbeitung und Qualitätseindruck sind über jeden Zweifel erhaben und deutlich besser als zuvor, von den gewachsenen Ausmaßen merkt man innen allerdings wenig. Außerdem muss man sich das Oben-Ohne-Designerstück schon leisten können. In dieser Klasse gibt es dennoch weit und breit nichts Vergleichbares.

+ Handling; Qualitätsniveau; Steifigkeit

- innen kaum gewachsen; langsam etwas schwer; hoher Preis

Modell Mini Cooper S Cabrio
Motor
Bauart Reihenmotor, Turbo
Zylinder / Ventile 4 / 4
Antrieb Vorderradantrieb
Getriebe Schaltgetriebe
Gänge 6
Hubraum 1.998 cm³
Leistung 141 kW bei 5.000 U/min
max. Drehmoment 280 (300 im Overboost) Nm bei 1.250- 4.600 U/min
Fahrwerk
Bremsen vorn Scheiben, innenbelüftet
Bremsen hinten Scheiben
Lenkung elektromechanische Servolenkung
Radaufhängung vorn McPherson- Federbeinachse
Radaufhängung hinten Multilenker- Achse
Räder vorn 195/55 R16
Räder hinten 195/55 R16
Spurweite vorn 1.485 mm
Spurweite hinten 1.485 mm
Wendekreis 10,8 m
Maße
Länge 3.850 mm
Breite 1.727 mm
Höhe 1.415 mm
Radstand 2.495 mm
Leergewicht 1.350 kg
max. Zuladung 385 kg
Kofferraumvolumen 160 l
Tank 44 l
Kraftstoffart Super
Messwerte
Höchstgeschwindigkeit 230 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h) 7,2 s
Verbrauch gesamt 6,1 l/100 km
Verbrauch innerorts 7,9 l/100 km
Verbrauch außerorts 5,1 l/100 km
CO2-Emission 142 g/km
Schadstoffklasse Euro 6

Stand: Februar 2016


Modell Mini Cooper S Cabrio
Grundpreis 27.950 €
Ausstattung
ABS Serie
Beifahrerairbag Serie
Fahrerairbag Serie
ASR Serie
Automatikgetriebe ab 1.700 €
Navigationssystem 2.060 €
CD-Radio Serie
elektr. Fensterheber vorn Serie
elektr. Schiebedach Serie
elektr. verst. Außenspiegel Serie
ESP Serie
Klimaanlage Serie
Lederausstattung ab 1.440 €
Leichtmetallfelgen Serie (16 Zoll)
Metalliclackierung 500 €
MP3-Radio Serie
Seitenairbag vorne Serie
Sitzhöheneinstellung Serie
Zentralverriegelung Serie

Stand: Februar 2016


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