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Mercedes GLA 220 d 4Matic (2020) im Test: Kompakt, aber kostspielig

Unterwegs in der Neuauflage des Kompakt-SUVs

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Auf acht kompakte Modelle bringt es Mercedes derzeit. Zu den jüngsten Neuzugängen zählt die zweite Generation des GLA. Hat man es mit der Vielfalt übertrieben, wie Daimler-Chef Ola Källenius neulich meinte? Aus wirtschaftlicher Sicht vielleicht.

Aber die Kunden freuen sich über so viel Auswahl. Und die GLA-Reihe hat in der Vergangenheit viele Fans gefunden. Bleibt das Kompakt-SUV in der Erfolgsspur? Das soll unser Fahrbericht des neuen GLA 220 d 4Matic klären.

Was ist das? 

Ketzerisch formuliert: Die B-Klasse als SUV. Moment mal, wird der geneigte Leser jetzt einwenden, was ist denn mit dem GLB? Er ist konzeptionell passend zum Buchstaben B auf Raum ausgelegt und bietet im Gegensatz zum GLA bis zu sieben Sitze.

Aber der GLA sieht nicht nur optisch der B-Klasse ziemlich ähnlich, auch die Abmessungen sind beinahe identisch. Der Radstand von 2,73 Meter ist gleich, ebenso die Länge um 4,42 Meter. Einzig in der Höhe legt der GLA fünf Zentimeter drauf. Und dann sind da noch die internen Baureihen-Kürzel: W 247 (B-Klasse) und H 247 (GLA). 

Schlecht ist die enge Verwandtschaft keineswegs, der GLA profitiert von einer sehr guten Raumausnutzung. Auf allen Plätzen geht es großzügig zu. Praktisch: Die Fondsitzanlage lässt sich optional um 14 Zentimeter verschieben und die Fondlehne in eine steilere Position bringen. So können beispielsweise sperrige Kartons verstaut werden.

435 Liter Gepäck passen ins Heck, ein ordentlicher Wert, wenngleich der GLA damit nicht zum Klassenprimus. Wesentlich verbessert hat sich beim neuen Modell die Rundumsicht. Eine gute Note gibt für die ausgezeichnete Verarbeitung und die verwendeten Materialien. Doch das hat seinen Preis, wie wir später noch sehen werden.

Typisch für die aktuellen Kompaktmodelle sind die großen Bildschirme, bei unserem Testwagen die Topversion mit zweimal 10,25 Zoll. Zugebenermaßen war ich anfangs skeptisch gegenüber dem MBUX-Bediensystem. Es braucht eine längere Fahrt, um sich mit allen Eingabemöglichkeiten inklusive der Touch-Tasten auf dem Lenkrad vertraut zu machen.

Danach geht das Meiste leicht von der Hand, zur Seite steht einem die sehr gute Spracheingabe. Wer darauf steht, kann sich nach dem Kommando "Hey, Mercedes!" sogar Witze erzählen lassen.

Nur gut, dass die Schwaben nicht extrem sparsam waren und mir als Fahrer noch diverse physische Tasten etwas für die Klimatisierung übrig gelassen haben. Haptisch sind die Metallknöpfe 1a.

Wie fährt er sich?

Stets an Bord ist neben dem Allradantrieb beim 4matic bei jedem Diesel-GLA ein Doppelkupplungsgetriebe mit acht Stufen. Typisch für diese Art Getriebe ist spontaner Krafteinsatz aus dem Stand im Gegensatz zu einer Wandlerautomatik, die bedingt durch den Drehmomentwandler stärker "kriecht". Weil im GLA 220 d immerhin 400 Newtonmeter maximales Drehmoment schon ab 1.600 Touren bereitsteht, können Novizen diese Verbindung als unharmonisch empfinden. 

Aber bei längerer Fahrt zeigt sich das DCT-Getriebe als guter Partner. Es wechselt diskret die Gänge, wenngleich manchmal ein wenig spät. Der Motor im GLA 220 d 4Matic (Allrad kostet gut 2.200 Euro mehr) bleibt auch bei Autobahntempo leise. Allerdings stören dann Windgeräusche und die Abrollgeräusche der 19-Zöller, die zudem auch den Komfort schmälern. So große Räder müssen nicht sein, 17-Zoll-Alus sind bereits serienmäßig. 

Generell ist der GLA aber um Ausgewogenheit bemüht, sowohl beim Fahrwerk als auch in der Lenkung. Hier fühlt man sich auf Langstrecken wohl, dafür sorgen die bequemen Sitze und aufpreispflichtige Extras wie das hervorragende Head-Up-Display oder der adaptive Tempomat. Er passt die eingestellte Geschwindigkeit mithilfe der Verkehrszeichenerkennung an das jeweilige Tempolimit an.

Als subjektiver Eindruck bleibt das Gefühl von Sicherheit und Solidität im GLA: Beim Zuschlagen der Türen ertönt ein sattes "WUMPF". 

Am 220er-Diesel lässt sich auch gut ablesen, welcher enorme Aufwand inzwischen für die Abgasreinigung beim Diesel betrieben wird: Drei Katalysatoren plus ein Partikelfilter mit Kat-Funktion baut Mercedes ein. Damit erfüllt der 220 d die Abgasnorm Euro 6d und ist nach RDE Stufe 2 zertifiziert. 

Was kostet er?

Kommen wir zunächst zum Verbrauch: 7,2 Liter auf 100 Kilometer waren es bei mir im Schnitt. Allerdings habe ich mich auf der Autobahn auch gelegentlich zügiger mit 170-180 km/h fortbewegt. Im Normalbetrieb ist eine 6 vor dem Komma problemlos möglich, Mercedes selbst gibt zwischen 5,0 und 5,3 Liter als Durchschnitt an. 

Diese Werte erscheinen machbar, wie ein Verbrauchstest unserer italienischen Kollegen mit dem GLA 200 d 4Matic gezeigt hat: 5,7 Liter auf der Autobahn, aber sogar 2,9 Liter bei extrem sparsamer Fahrweise. 2021 kommt übrigens ein GLA, der ohne flüssigen Sprit auskommt, nämlich der elektrische EQA.

Beim Blick in die GLA-Preisliste geht es hingegen überhaupt nicht sparsam zu. Der 220er-Diesel mit Allrad startet derzeit bei fast genau 43.000 Euro. Und wie bei Mercedes traditionell üblich, ist die Liste an Aufpreisen lang. LED-Scheinwerfer? Knapp 1.000 Euro. Zwei-Zonen-Klimaautomatik? Rund 600 Euro. Unser GLA 220d 4Matic brachte es unter dem Strich auf exakt 62.901 Euro. 

Bei allen Qualitäten des GLA: Das ist heftig. Auch wenn der Vergleich ein wenig hinkt, sei gesagt, dass es für weniger Geld schon einen komplett ausgestatteten und wesentlich größeren neuen Kia Sorento mit Diesel gibt. 

Fazit: 7/10

Der Mercedes GLA ist die B-Klasse für alle, denen eine B-Klasse zu uncool ist. Der 220 d 4Matic vermag zu überzeugen. Zudem hat Mercedes innen zur Premium-Qualität zurückgefunden. Nur leider sind die Preise premiummäßig gepfeffert. Das verhagelt dem Kompakt-SUV eine bessere Bewertung. 

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