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Mitsubishi L200 Club Cab (2021) mit Handwerker-Ausbau im Test

Die Zusatz-Akkus an Bord treiben ausschließlich das Werkzeug an ...

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Sie heißen VW Amarok, Ford Ranger, Nissan Navara, Isuzu D-Max oder Toyota Hilux und sie alle wollen Kunden:innen ins Segment der Pick-ups locken. Das entsprechende Derivat von Mitsubishi hört auf den Namen L200 und ist in der aktuellen Ausführung seit 2019 im Programm der japanischen Marke. Deshalb haben wir für einen Test zwei Jahre nach Markteinführung auch keinen normalen Ladeflächen-Wagen genommen, sondern einen speziellen Handwerker-Umbau.

Ein Japaner trifft auf US-Werkzeug

Der vor wenigen Wochen bei uns auf dem Redaktionsparkplatz abgestellte Mitsubishi L200 Double Cab mit umfangreichem Hundezubehör ist also abgeholt und getauscht worden. Und das es sich bei dem Neuzugang wieder um keinen L200 von der Stange handelt, lässt sich auf den ersten Blick an der großflächigen und ziemlich kontrastieren Beklebung mit dem Schriftzug Milwaukee erkennen. In Kooperation mit dem US-amerikanischen Werkzeughersteller hat die Marke mit den drei Diamanten also ein weiteres Sondermodell auf den Leiterrahmen gestellt.

Weil hier aber eindeutig eine gewerbliche Nutzung im Vordergrund steht, greift man auf die etwas weniger geräumige Club Cab-Variante des L200 zurück, die die beiden vollwertigen Türen und die richtige Sitzbank in der zweiten Reihe gegen zwei ausklappbare Notsitze und kurze Selbstmörder-Türen für den Fond vorsieht. Darüber hinaus lässt sich dieses Modell nicht in der höchsten Ausstattungslinie TOP ordern, sondern nur BASIS oder PLUS stehen zur Wahl.

Funktional ... aber nicht billig

Das Interieur unseres Club Cab PLUS fällt dementsprechend etwas spartanischer aus als es noch bei dem L200 Double Cab Hund der Fall war. Die Sitze müssen so beispielsweise ohne Leder auskommen und werden stattdessen in einem praktischen und leicht zu reinigenden Kunstleder ausgeführt, LED-Scheinwerfer gibt es auch nicht gegen Aufpreis und der Schlüssel muss noch in ein analoges Zündschloss gesteckt werden. Außerdem fällt das fehlende Navigationssystem auf. Da wir aber sowieso lieber unser Handy via Apple CarPlay mit dem Touchscreen verbinden und uns so Google Maps ins Auto holen, finden wir das moderner aussehende System sogar besser.

Was man noch alles braucht, um aus dem Basisfahrzeug den L200 Handwerker zu machen? Vor allem erst einmal das nötige Kleingeld. Insgesamt summieren sich alle Umbauten auf Materialkosten in Höhe von genau 15.648,53 Euro. Die teuerste Einzelposition in der Aufpreisliste des Zubehörs ist das Edelstahl-Hardtop mit Klappfenstern, Dachlüfter und Anbindung an die Zentralverriegelung. Es kostet knapp 4.800 Euro und macht einen fantastisch verarbeiteten und extrem lange haltbaren Eindruck.

Darunter befindet sich auf der 1,85 Meter langen Ladefläche (das sind 33 Zentimeter mehr als beim Double Cab-Modell) ein fünfstufig verstellbares Schiebeplateu mit einer Traglast von 450 kg. Diese sind auch nötig, da das mitgeführte Werkzeug ziemlich viel wiegt. An den Seiten des Hardtops befinden sich dann noch zwei Luken, hinter denen sich noch weiteres Werkzeug befindet. Auf der einen Seite sogar mit Beleuchtung und Anschluss für die Ladegeräte der 18-Volt-Akkus. Alle Einbauteile sind also extrem leicht zugänglich und immer gut sortiert. Abfahrt auf Montage, oder?

Wie viel zusätzliches Gewicht dem L200 aufgebrummt wurde, merken wir schon nach der ersten Kurve. Es geht unvermittelt steil den Berg hinaus und an den zweiten Gang ist erst einmal nicht zu denken.

Bevor wir die zweite Fahrstufe der manuellen Sechsgang-Schaltung über die langen aber gut ausdefinierten Gassen einlegen können, muss der 2,3 Liter große Vierzylinder-Turbodiesel mit seinen 150 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment erst einmal aus dem Drehzahlkeller geholt werden. Rund 3.000 Touren sind in diesem Fall nötig, um dann anschließend auch im zweiten Gang das Drehzahltal zu verlassen. Die Übersetzung macht einfach einen extrem großen Sprung.

Sparsamer dank Schaltgetriebe

Jetzt rollt der Lastesel aber und sobald die Strecke ohne nennenswertes Gefälle und ohne Tempolimit ist, können wir sogar die angegebene Höchstgeschwindigkeit von über 170 km/h erreichen. Und dabei bleibt der L200 mit manuellem Getriebe sogar vergleichsweise sparsam. Zur Erinnerung: Mit dem gleichen Motor im Hunde-Double Cab aber mit 6-Gang-Automatik liefen auf 100 km im Schnitt 10,5 Liter Diesel durch die Einspritzanlage. Mit dem Schaltgetriebe waren es 9,3 Liter. Zeitweise sind sogar unter 9 Liter möglich. Und zwar obwohl der fünfte und sechste Gang eigentlich kürzer übersetzt sind. Der Mensch schaltet aber wohl noch etwas logischer.

Damit Sie ihr Werkzeug-Sammelsurium aber nicht nur an Orte mit guter Infrastruktur bringen können, sondern auch auf unverdichteten Kranplätzen bei Starkregen keine Probleme mit Bodenfreiheiten und dem Zusatzgewicht bekommen, packt Mitsubishi bei den eigentlich sowieso schon herausragenden Offroad-Fähigkeiten des L200 noch einen drauf.

Verstärkung für die Verstärkung

Den Allradantrieb "Super Select 4WD-II" mit den Modi 2H, 4H, 4HLc und 4LLc sowie das zu 100 Prozent sperrbare Hinterachsdifferenzial kennt man aus der Serie. Neu sind ein verstärktes Offroad-Fahrwerk (VA, + 50 kg und HI, + 250 kg) mit Maistone Air-Luftfederunterstützung für die Hinterachse und 30 bis 45 Millimeter Höherlegung. Wenn Sie allerdings nicht nur im Gelände wühlen, hat das Fahrwerksupgrade auch einen positiven Nebeneffekt auf asphaltierten Untergründen: In Kurven merkt man in der Lenkung und der Fahrzeugbewegung nämlich kaum, dass auf dem Ladebett Werkzeug für ein 25-köpfiges Handwerker:innen-Team verstaut ist.

In der Regel werden Sie aber wahrscheinlich nie die komplette Auswahl an Akku-Tools dabei haben. Denn es gibt wohl kaum eine Baustelle, an der Sie eine Tischkreissäge, eine Rundschaufel, elektrische Ratschen, drei verschieden große Bohrhammer, eine Kettensäge und zwei Beton-Trennschleifer gleichzeitig brauchen.

Außer vielleicht Sie haben einen Hausmeisterbetrieb, der sich vom Glühbirnenwechsel bis hin zu Stahlbetonguss und Försterarbeiten "spezialisiert" hat. Ah ... und der Betrieb sollte gut laufen. Je nach Werkzeugwünschen können Sie nämlich auch mal schnell mit bis zu 60.000 Euro rechnen. Aber im besten Fall verdient das Auto ja dann Geld.

Fazit: 8/10 Schraubenschlüsseln

Wer früher verschiedene Steine in einem Setzkasten organisiert hat und auch jetzt noch Ordnung im Arbeitsalltag auf der Baustelle mag, wird diesen Handwerker-Umbau des Mitsubishi L200 Club Cab auch richtig gut finden. Alles ist wackelfrei verstaut - vom Bit-Set bis zum Bohrhammer. Das schwere Gerät macht den sowieso schon über 2 Tonnen nicht gerade leichtgewichtigen Pick-up zwar noch etwas behäbiger, aber die Upgrades am Fahrwerk sind so dermaßen gelungen, dass man tatsächlich schon ein gewisses Feingefühl braucht, um die zusätzlichen Kilos auf der großen Ladefläche auszumachen.

Bei voller Werkzeugauslastung dann aber noch einen bis zu 3,1 Tonnen schweren Hänger an die Kupplung mit Wechselsystem zu nehmen? Das wollten wir selbst diesem rau laufenden Diesel nicht zumuten. Ein Lob auch an das Getriebe: Es ist zwar nicht so komfortabel wie die Automatik (die es für den Club Cab aber ja sowieso nicht gibt), sorgt aber dafür, dass man alle 100 Kilometer mindestens einen Liter Diesel sparen kann. So lässt sich der Preis auch möglicherweise schneller kompensieren und das Auto fährt flotter in die Gewinnzone.

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