Aufgrund von EU-Vorschriften wird es künftig nur noch in Indien und Afrika angeboten
Was ist für uns deutsche Italien-Urlauber das italienische Kultfahrzeug schlechthin? Klar, der Fiat 500 und seine Nachfolger samt Uno und Panda. Und natürlich die Vespa. Und das davon abgeleitete kleine Lasten-Dreirad, die Ape, zu deutsch "Biene". Doch nach über sieben Jahrzehnten enden dort nun Produktion und Verkauf des Winzlings.
Die Dreirad-Transporterserie kam ein Jahr nach der Vespa (ital. Wespe), auf den Markt, um den Wiederaufbau Italiens zu unterstützen. Der Urtyp der Ape von 1947 ist eigentlich eine Vespa mit Ladefläche und einer Nutzlast von 200 Kilogramm. Die Ape A hatte einen Vespa-Motor mit 125 ccm Hubraum unter dem Sitz.

Die Ape B mit 150 ccm kam 1953 auf den Markt. Dieses Modell wurde mit kleinen Änderungen bis 1956 gebaut. 1956 erschien die Ape C, das erste Modell mit Kabine. Die seltene Pentaro von 1960 ist eine fünfrädrige Version der Ape C in Form eines Sattelschleppers mit einer höheren Tragfähigkeit.
1969 wurde die Ape 50 vorgestellt. Sie wurde für den leichten Transport gebaut, kann nur 200 Kilogramm zuladen und ist mit einer Kabine ausgestattet. Die Ape 50 ist das erste Modell der Ape-Baureihe, das zur Kategorie der Mopeds gehört. Sie kann in Italien ab 14 Jahren mit einem Führerschein der Klasse AM gefahren werden und bietet nur Platz für einen Passagier (Fahrer). 1971 wurde das Ape Car vorgestellt. Es hat eine einigermaßen komfortable Kabine, einen 218,9-ccm-Motor und 550 kg Traglast als Transporter, 612 kg mit Ladefläche.
Soweit die Geschichte in groben Zügen. Nun zur Zukunft. Wie die italienische Nachrichtenagentur ANSA berichtet, liegt diese in Indien. Dorthin wird die Produktion nach 76 Jahren in Italien hinwandern. Aufgrund neuer, strengerer Emissions- und Sicherheitsvorschriften der Europäischen Union werde die Ape nun ausschließlich für den indischen und afrikanischen Markt hergestellt, so Quellen aus dem Umfeld des Industriekonzerns. Das Werk in Pontedera werde für die Produktion des elektrischen Porter-Kleinlastwagens umgebaut.

Wie ANSA weiter berichtet, sei die Entscheidung in den letzten Tagen den Gewerkschaften mitgeteilt worden, die von dieser Ankündigung nicht überrascht sind. "Abgesehen vom romantischen Aspekt der Verbundenheit mit dem Land, ist es eine Entscheidung, die in gewisser Weise obligatorisch ist. Die Ape ist ein Euro 4-Zweitakter, die Vorstellung eines Euro 5-Zweitakters ist aus technischer Sicht eine komplizierte Sache. Es wäre notwendig, den Motor zu ändern, aber dann wäre es keine Ape mehr", wird Angelo Capone, Sekretär der FIOM Pisa, zitiert.
Auch für Samuele Nacci von der UILM "gibt es bei den derzeitigen Vorschriften keinen Spielraum mehr, um in Italien zu produzieren. Wir trauern um ein Stück der Geschichte von Pontedera, das uns verlässt, während die Ape weiterhin in anderen Werken in anderen Ländern hergestellt wird. Vielleicht wurden einige Gesetze etwas voreilig eingeführt, es scheint, dass nur Europa sich um die Umweltverschmutzung kümmert, während der Rest der Welt sich einen Dreck darum schert".
Neben der nötigen Umstellung auf Euro 5 seien angeblich sogar Airbags nötig, um die Ape weiterhin in Europa anbieten zu können, kolportiert man. In Deutschland ist die Ape offiziell schon länger nicht mehr erhältlich, hier muss man zum vierrädrigen Porter greifen. In Italien wird nur noch die Ape 50 zu Preisen ab 7.140 Euro angeboten.