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Subaru Forester (2020): Neue Generation des SUVs im Test

Was taugt der neue e-Boxer-Mildhybrid-Antrieb?

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Am 7. März 2020 startet die fünfte Generation des Subaru Forester. Wie gehabt, wird das SUV von einem längs eingebauten Boxermotor in Kombination mit einem permanenten Allradantrieb und einer CVT-Automatik angetrieben.

Erstmals basiert das Auto jedoch auf der Subaru Global Platform (SGP) und erstmals erhält der Benziner eine Mildhybrid-Unterstützung durch einen Elektromotor. Details zu diesem System und zu Subarus Elektrifizierungsplänen haben wir in einem separaten Artikel zusammengefasst. Im vorliegenden Text lesen Sie unseren Test des neuen Subaru Forester e-Boxer.

Antrieb: Mildhybrid oder Hybrid?

Unter der Haube des neuen Forester arbeitet stets der gleiche Antrieb. Reine Benziner oder reine Diesel gibt es nicht, als einzige Option firmiert das e-Boxer-System. Die neue Modellbezeichnung lautet Subaru Forester 2.0ie. Unter der Haube steckt ein 2,0-Liter-Vierzylinder mit 150 PS. Eine Aufladung hat er nicht, dafür aber steht dem Aggregat ein kleiner Elektromotor zur Seite, der 17 PS und 66 Newtonmeter liefert. Dazu kommt noch ein Lithium-Ionen-Akku, der 0,6 kWh speichert. Viel Energie ist das nicht, es reicht aber laut Subaru für 1,6 Kilometer rein elektrische Fahrstrecke.

Subaru selbst bezeichnet den Antrieb als Mildhybridsystem. Darunter versteht man meist eine leichte Elektro-Unterstützung, die aber keine längeren Fahrtstrecken mit reinem Elektroantrieb ermöglicht. Sind die 1,6 Kilometer des Forester nun eine "längere Fahrtstrecke"? Ich würde sagen ja, denn der Toyota Prius (den man als Vollhybrid einstuft) schafft auch nur maximal zwei Kilometer. Warum nennt Subaru das Ganze dann Mildhybrid und nicht Vollhybrid?

"Ein Vollhybrid hat eine elektrische Leistung von 20 kW oder mehr", sagt mir Subarus Technik-Kommunikator Jörg Kracke. "Das ist beim Forester aber nicht der Fall." Tatsächlich, bei Wikipedia lese ich, dass die elektrische Leistung liegt bei Mildhybriden in der Regel bei 6 bis 14 kW pro Tonne liegt. Der Forester e-Boxer liegt mit 7 kW pro Tonne tatsächlich in diesem Bereich. Ganz unberechtigt ist die Bezeichnung Mildhybrid also nicht, auch wenn die hohe elektrische Reichweite untypisch für die Gattung ist.

Spritsparen

Das System dient hauptsächlich dazu, Sprit zu sparen. Das gelingt durch Bremsenergierückgewinnung (Rekuperation) und durch Segeln mit abgeschaltetem Verbrenner. Tatsächlich schaltet sich der Benziner im Stadtverkehr beim Ausrollen schon häufiger mal ab, was sich am Drehzahlmesser leicht ablesen lässt.

Gegenüber dem alten Boxerbenziner ohne Elektro-Unterstützung ist der Normverbrauch um 0,7 Liter niedriger, was etwa zehn Prozent Ersparnis bedeutet. Das ist viel für einen Mildhybrid, die meisten Konkurrenzsysteme sparen nur um die 0,4 Liter. Aber zum Sparwunder wird der Forester dadurch nicht, der Normverbrauch liegt bei 6,7 Liter. Zum Vergleich: Der nicht mehr angebotene Boxerdiesel mit CVT-Getriebe war mit 6,1 Liter angegeben.

Fahreindrücke

Spürt man die Elektrounterstützung? Kaum, würde ich sagen. Der Antrieb erfolgt eben fast immer über den Benziner. Eine Besonderheit ist jedoch, dass man den Wagen im Gelände durchaus mal mit nur 1.000 U/min vor sich hin tuckern lassen. Das dürfte der Elektromotor ermöglichen, denn mit normalen Benzinern ist sowas kaum drin. 

Im Stadtverkehr schaltet sich beim Ausrollen öfter aus. Dann ist gelegentlich ein feines Sirren hören, ähnlich wie es die Trambahn von sich gibt. Der Ottomotor bleibt auch aus, wenn man bei konstanter Fahrt mit 50 km/h dahinrollt. Aber selbst bei extrem vorsichtigem Gasgeben schnellt die Nadel des Drehzahlmessers sofort wieder von der Nullmarke nach oben.

Beim starken Beschleunigen (zum Beispiel auf der Autobahnauffahrt) reißt der Forester keine Bäume aus. Auch der Schwung "von unten raus" ist nicht sehr beeindruckend. Untermotorisiert ist der Forester nicht, aber Fahrspaß findet man hier keinen. Die CVT-Automatik stöhnt beim Beschleunigen deutlich auf, und alles was jenseits von 150 km/h liegt, macht wenig Freude: Es wird laut und die Motorhaube fängt zu flattern an.

Auf der Autobahn liegt der Forester allerdings angenehm ruhig auf dem Asphalt, der Wagen wankt und schwankt nicht. Auf schlechten Straßen wirkt das Fahrwerk aber doch eher hart und wenig komfortabel.

Cockpit

In Sachen Ambiente ist Subaru sozusagen der Gegenpol zu Audi: Ein technoides Ambiente findet man hier kaum. Statt auf ein Instrumentendisplay (à la virtual cockpit) oder ein Head-up-Display guckt man auf einen Old-school-Tacho und einen runden Drehzahlmesser; dazwischen gibt es ein eher kleines Info-Display.

Die Richtungspfeile des Navigationssystems erscheinen aber nicht auf diesem Infodisplay, sondern in der Mitte des Cockpits auf dem kleinen "Assistenzmonitor" über dem Infotainmentdisplay. Das ergibt wenig Sinn, denn dann kann man auch gleich auf die große Navigationskarte darunter gucken.

Vom alten Schlag ist auch der lange Automatik-Wahlhebel, der noch durch eine Kulisse geführt wird, also nix mit shift by wire ...

In der Mittelkonsole gibt es einen neuen Dreh- und Drückknopf für das verbesserte XMode-System. Damit lassen sich neben dem Normalmodus nun zwei Offroadmodi aktivieren (Snow/Dirt und Deep Snow/Mud). So kann man die Traktionseinstellungen an die Bodenverhältnisse anpassen.

Ein cooles und gleichzeitig praktisches Feature ist jedoch die Fahrererkennung, die wir kurz ausprobiert haben. Man stellt sich den Sitz (per elektrischer Sitzverstellung) und die Außenspiegel passend ein, und präsentiert dann das eigene Gesicht der kleinen Kamera in der Cockpitmitte. Sobald es piepst, ist das Gesicht und die dazu passenden Einstellungen in einem persönlichen Profil gespeichert. Steigt man dann wieder ein, dann erkennt einen die Kamera am Gesicht und alles wird automatisch wieder richtig eingestellt, auch wenn zuvor ein anderer Fahrer zugange war.

Ungewöhnlich ist auch das Eyesight-System, das viele Aufgaben mit zwei Kameras neben dem Innenspiegel erledigt. Wie die beiden Augen des Menschen kann das System damit Rauminformationen erfassen, zum Beispiel den Abstand zum vorausfahrenden Wagen. So nutzt der Forester für den Abstandstempomaten nicht wie üblich ein Radarsystem, sondern die Kameras. Das funktioniert so gut, dass das System bei Sicherheitstests stets gut abschneidet.

Platzangebot

Der Platz im Fond ist fürstlich; vor allem die Kniefreiheit beeindruckt. Auch der Kofferraum ist gut nutzbar. Die Lithium-Ionen-Batterie, die knapp hinter der Hinterachse liegt, nutzt den Raum, den bisher das Reserverad einnahm, wie mir Techniksprecher Kracke erklärt.

Ein Reserve- oder Notrad dürfte also keinen Platz mehr finden. Außerdem verkleinerte sich der Kraftstofftank von 60 auf 48 Liter. Stauraum geht ansonsten nicht verloren. Weil das Auto nun länger und breiter wurde, ist der Kofferraum (509 bis 1.774 Liter) nach dem Umklappen der Sitze sogar rund 200 Liter größer als bei der alten Version.

Ausstattung und Preis

Den neuen Forester gibt es ab 34.990 Euro. Das sind 3.000 Euro mehr als bisher. Die Serienausstattung Trend ist hervorragend.

Sie umfasst einen Abstandstempomaten, einen aktiven Spurhalteassistenten, einen Totwinkelwarner und einen Querverkehrswarner fürs rückwärtige Ausparken, einen Fernlichtassistenten, Licht- und Regensensor, LED-Scheinwerfer mit dynamischem Kurvenlicht, 17-Zoll-Alufelgen, eine Rückfahrkamera, eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Sitzheizung vorne, ein 8,0-Zoll-Infotainmentdisplay, ein Audiosystem mit DAB-Radio, zwei USB-Anschlüssen und Smartphone-Anbindung.

Der "Assistenzmonitor", die Fahrererkennung und elektrische Sitzverstellung vorne, eine elektrisch bediente Heckklappe (ohne Sensorsteuerung) und der Motor-Startknopf sind ab der zweiten Ausstattung namens Active für 38.990 Euro an Bord.

Konkurrenten

Den 4,63 Meter langen Forester kann man als Mittelklasse-SUV einstufen. Der Mercedes GLC (4,66 Meter) und der Skoda Kodiaq (4,70 Meter) sind ein paar Zentimeter länger, der VW Tiguan (4,49 Meter) aber deutlich kürzer. Die passendsten Konkurrenten sind der Toyota RAV4 (4,60 Meter) und der Honda CR-V (ebenfalls 4,60 Meter). Hier eine kleine Vergleichstabelle, in der wir die jeweils besseren Daten gefettet haben:

 Subaru Forester 2.0ie AWD CVTToyota RAV4 Hybrid AWDHonda CR-V 1.5 Turbo AWD CVTSystemleistungca. 150-165 PS 222 PS173 PSSystemdrehmomentca. 194-260 Nmk.A. (Benziner: 221 Nm)220 Nm0-100 km/h11,8 Sek.8,1 Sek.9,8 Sek.Spitze188 km/h180 km/h200 km/hNormverbrauch6,7 Liter4,4 Liter7,1 LiterKofferraum509-1.774 Liter580-1.690 Liter561-1.756 LiterAnhängelast (12%/gebr.)1.870 kg1.650 kg1.500 kgBasispreis34.990 Euro39.190 Euro37.190 Euro

 

Man sieht: Die Hauptstärken des Subaru sind der Preis und die Anhängelast. Der Wagen ist ein paar Tausender günstiger als die Konkurrenz. Bei Fahrleistungen und Sparsamkeit kann er nicht mithalten. (Anmerkung am Rande: Der CR-V mit Schaltgetriebe hat eine Anhängelast von 2.000 Kilo, aber wir haben ja eine CVT-Version getestet.)

Fazit: 7/10

Der Subaru Forester ist ein robust wirkendes, aber nicht gerade schickes Auto. Die Fahrleistungen und das Cockpitambiente sind okay, beeindrucken aber nicht wirklich. Wer allerdings modernen Firlefanz hasst und ein Mittelklasse-SUV mit Benziner, Allradantrieb und viel Ausstattung zu einem wirklich günstigen Preis sucht, ist damit gut bedient. Auch als Zugfahrzeug ist der Wagen gut.

Die Mildhybrid-Technik passt zu den eher konservativen Kunden: Sie verkompliziert das Fahren nicht, nötigt einem weniger Umstellung ab als Elektroautos oder Plug-in-Hybride. Oder wie Subaru-Deutschland-Geschäftsführer Volker Dannath es mit Blick auf die oft ländlich wohnende Kundschaft ausdrückt: "Für die Leute auf dem Land ist das die richtige Lösung."

Mit dieser Technik wird Subaru den CO2-Grenzwert der EU verfehlen, wie uns Technik-Sprecher Kracke sagte. Allerdings ist ein Elektroauto in Planung. All das dürfte die Kunden wenig interessieren. Eher wird die ländliche Klientel dem sparsamen und schwungvollen Diesel nachweinen. Und ob sie etwas mit der Gesichtserkennung anfangen kann, darf bezweifelt werden.

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