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Skoda Enyaq Coupé RS iV (2022) im Test: Der schwere Nöter

Kann der tschechische Hersteller mehr als Simply-Clever-Elektroautos?

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Mit Allradantrieb, jeweils einem Motor an der Vorder- und der Hinterachse, insgesamt 220 kW sowie 460 Nm, der sportlich-abfallenden Dachlinie und dem sportiven Namenszusatz stehen wir bei unserem mambagrünen Skoda Enyaq Coupé RS iV-Testwagen eigentlich alle Anzeichen auf elektrisches Performance-SUV. Aber ist dem auch so? Wir haben den leistungsstärksten Neuzugang im Skoda-Programm einem ersten Test unterzogen.

Sportliche Unterschiede

Während die Frontgestaltung keine großen Unterschiede zu einem normalen Enyaq macht, sieht das Heck doch deutlich eleganter und weniger klobig aus als bei dem Modell, dass bereits seit Anfang 2021 auf dem Markt ist und sich im Skoda-Universum zu einem Elektro-Beststeller gemausert hat.

Aber was schön ist, muss nicht immer praktisch sein und für eine Marke, die sich mit Regenschirmen in der Tür, Eiskratzern in der Heckklappe und praktischen Taschen und Schwämmchen für Ladekabel "Simply Clever" auf die Fahnen schreibt, ist solch eine Gestaltung natürlich etwas kontraproduktiv.

Trotzdem hat es Skoda geschafft, mit einem serienmäßigen Panorama-Glasdach die Kopffreiheit im Fond auch für Menschen über 1,80 Meter zu bewahren. Der Kofferraum hinter der riesigen Fließheck-Klappe fasst 570 Liter und damit nur 15 Liter weniger als der des Standard-Enyaq. 

Skoda Enyaq Coupé RS iV (2022) im Test, Eigene Bilder

Das RS-Modell erkennt man dann im speziellen an spezifischem Zierrat mit zwei entsprechenden Plaketten, dem beleuchteten und schwarz gerahmten Grill namens "Crystal Face", den serienmäßigen Matrix-LED-Leuchten und den gewaltigen 21-Zoll-Felgen. Emotional entscheidend sind diese eher technischen Features aber noch nicht und deshalb ist es nur fair, dass Skoda mit der bereits erwähnten Lackierung "Mamba Green" ein farbliches Highlight setzt.

Wer aber den Mut hat, einen 4,65 Meter langen, 1,88 Meter breiten und 1,61 Meter hohen (die RS-Ausführung ist rund ein Zentimeter flacher als die normalen Coupé-Modelle) SUV-Coupé-Brocken in diesem auffällig-grellen Ton zu bestellen, bleibt abzuwarten.

RS-Interieur mit bequemen Sportsitzen

In den Innenraum des Enyaq Coupé RS iV schraubt Ihnen Skoda ebenfalls die RS-typischen Insignien. Neben dem sportlich-perforierten Lenkrad, Bauteilen in Carbon-Optik, den Ziernähten, die in verschiedenen Farben ausgeführt werden können, und einem teilweise mit Alcantara (oder anderen Stoffen) überzogenen Armaturenbrett, fallen besonders die Sportsitze mit integrierter Kopfstütze (und natürlich den entsprechenden Logos) auf.

Die Seitenwangen sehen extrem fett aus, sind aber so weich gepolstert, dass hier der Seitenhalt ein wenig ins Hintertreffen gerät. Besser als die normalen Sitze halten einen die Sportstühle aber trotzdem in Position.

Skoda Enyaq Coupé RS iV (2022) im Test

Hinter dem Lenkrad sitzt wie bei allen MEB-Modellen des VW-Konzerns das kleine Kombiinstrument. In der Windschutzscheibe visualisiert uns ein Head-up-Display mit AR-Funktion zusätzliche Infos und zwischen Fahrer- und Beifahrerplatz thront der freistehende und 13 Zoll große Infotainment-Bildschirm, der jetzt mit einem Update (intern ME3 genannt) läuft.

Ein Bediengenuss ist der Enyaq durch die Überarbeitung zwar noch nicht geworden, aber zumindest gibt man sich bei den Aktualisierungen Mühe und sobald ME3 in allen auch bereits ausgelieferten Modellen am Start ist, sind Over-the-Air-Auffrischungen möglich.

Schnell. Aber nicht sehr schnell

Aber jetzt zur Gretchenfrage … hat sich das Enyaq Coupé den RS-Zusatz verdient und macht das Modell wirklich Sinn? Um dies zu beantworten, waren wir auf den kurvigen und teilweise seeehr schlechten Straßen in der Toskana unterwegs ...

Wie bereits erwähnt arbeiten wie auch in den 80x-Modellen von Skoda zwei E-Motoren im RS. An der Vorderachse sitzt ein Asynchron-Elektromotor (wegen Verbrauch und so) an der Hinterachse arbeitet eine stärkere PSM-Maschine. Die dadurch erreichbare Systemleistung befördert das Enyaq Coupé RS in 6,5 Sekunden auf Tempo 100. Abgeregelt wird bei 180 km/h. Das ist schon schnell, aber nicht wirklich sportlich. Sowohl beim Thema Höchstgeschwindigkeit als auch bei der Beschleunigung.

Trotzdem macht der Kick beim Anfahren natürlich Spaß und sorgt für gewisse Emotionen. Ein Kia EV6 (ohne Allrad mit "nur" 168 kW und 350 Nm) ist mit 185 km/h aber schneller und mit rund 7 Sekunden auf Tempo 100 auch bei der Beschleunigung nur unwesentlich langsamer. Und dabei handelt es sich bei dem Kia nicht um ein speziell auf Sportlichkeit ausgelegtes Modell.

Das Fahrwerk wird zum Knackpunkt

Beim Fahrwerk im Enyaq Coupé RS setzt Skoda gegen 500 Euro Aufpreis auf das adaptive DCC, das sich über die bekannten Modi regeln lässt. So kann man in "Comfort" noch verstehen, dass Bodenwellen sanft weggeschaukelt werden. Bei ambitionierterer Herangehensweise in "Sport" verschwindet dieses Schaukeln aber nicht und das rund 2,3 Tonnen schwere Coupé gerät immer noch mächtig ins Wanken.

Und wenn Sie jetzt erwarten, dass sich daraus in normalen Fahrsituationen wenigstens ein hoher Komfort ergibt, müssen wir Sie enttäuschen. In Verbindung mit den 21-Zoll-Felgen werden Schlaglöcher und Querfugen nämlich immer unsanft ins Interieur übertragen.

Bei gutem Straßenbelag fährt sich der neue Skoda aber butterweich. Die Assistenzsysteme sorgen für weitere Entspannung. Genau wie das Canton-Soundsystem. Aber das machen alle Modelle so gut. Egal ob RS oder nicht.

Skoda Enyaq Coupé iV (2022) im Test

Wir vermissen gerade beim RS aber die Sportlichkeit. Die Straffheit. Oder ein direktes Fahrverhalten. So gibt sich die Lenkung zwar große Mühe und der hecklastige Allrad würde ab und zu auch gerne mal das Hinterteil ausschwenken lassen.

Doch die Elektronik weiß um das Fahrzeuggewicht und das hohe Gefahrenpotenzial bei zu schnellen Kurven (sowie allzu viel Spaß) und greift schnell ein bevor es zu wild wird. So ist man zwar bequem, aber immer etwas abgekoppelt von der Straße unterwegs.

Am Stecker wird es flotter

Dafür wird es bei der Ladegeschwindigkeit schneller. Mit 135 kW lassen sich die neuen Enyaqs mit der neuen Software jetzt laden. Damit soll unter perfekten Bedingungen eine 10-bis-80-Prozent Ladung des 82 kWh-Akkus in etwa einer halben Stunde realisieren lassen. Die Kapazität könnte dann laut WLTP für 505 km reichen - was einem theoretischen Verbrauch 17,2 kWh/100km entspräche.

Das diese Zahlen nicht nur beim RS keinen Sinn machen, sollte klar sein. Mit mindestens 20 kWh/100km sollten Sie also schon rechnen. Wirklich repräsentativ war unsere kurze Testfahrt dafür aber nicht. Die 400-km-Marke bei der Reichweite sollte dennoch machbar sein.

57.700 Euro möchte Skoda für das Coupé RS iV mindestens haben. Viel Geld für wenig Sportlichkeit. Aber wenig Geld für viel Optik. Trotzdem sind das immer noch 10.700 Euro mehr, als man für einen Enyaq 80x iV zahlt. Und ein EV6 mit ungewollt und nicht extra propagierter Sportlichkeit ist bei Kia in der 239 kW starken Allradversion auch noch 5.000 Euro günstiger. Allerdings gibt es dieses Modell halt nicht in "Mamba Green".

Fazit: 6,5/10 Punkte

Mit dem Coupé iV bekommt man den besser und sportlicher aussehenden Enyaq. Das steht außer Frage. Und das ohne in Sachen Geräumigkeit oder Komfort große Abstriche machen zu müssen. "Simply Clever" eben.

Das RS-Modell hat die Insignien allerdings nur teilweise verdient. Vortrieb und Optik passen und die sportlichen Details im Innenraum auch. Wenn Sie aber wirklich hohe Ambitionen an die Sportlichkeit haben, könnten Sie enttäuscht werden. Der erzwungene Restkomfort bleibt einfach immer zu hoch. Hier wäre mehr gegangen.

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