Hier fahren Sie besser!
Neu- und Gebrauchtwagen auf automobile.at

MG5 Electric (2022): Der bislang einzige Elektro-Kombi im Test

Der Chinese mit britischem Namen ist auf angenehme Weise normal

InsideEVs.de: Elektroautos, Plug-in-Hybride: News, Tests
Marke wählen

Es ist schon etwas komisch: Elektroautos boomen, aber in das hierzulande populäre Segment der Kombis wagt sich bislang niemand. Vielmehr gehen die Autohersteller auf Nummer Sicher und bringen lieber ein SUV nach dem anderen auf den Markt. Dabei möchten viele Kunden, speziell die Umsteiger vom Verbrenner, lieber ein ganz normales E-Fahrzeug.

Für sie könnte der MG5 Electric interessant sein. Bei dem China-Auto mit dem traditionsreichen britischen Namen handelt es sich nämlich um nichts Geringeres als den bislang einzigen echten Elektro-Kombi auf dem deutschen Markt. Erst 2023 folgen der Peugeot e-308 und ein Strom-Astra von Opel. Kann MG sein Monopol nutzen?

Was ist das?

Grundlage ist der Roewe Ei5, den es seit März 2018 in China gibt, Ende 2020 erfolgte ein Facelift. Genau jenes steht seit März 2022 bei über 100 Händlern in Deutschland als MG5 Electric. Die Stufenheck-Version des erwähnten Roewe gibt es nur als Verbrenner, es handelt sich also um keine reine E-Plattform.

Ganz anders der neue MG4, der mit komplett neuer Plattform den VW ID.3 attackiert. Und MG hat viel vor: "Bis zum Jahr 2025 werden wir das Portfolio der Marke auf zehn Modelle erweitern, um die Kundenbedürfnisse in verschiedenen Segmenten - vom Kleinstwagen bis zu Sportwagen - zu erfüllen."

Kann der MG5 Electric unsere Bedürfnisse erfüllen? Sehen wir uns den in "Medal Silver" (eine von vier Außenfarben) lackierten Wagen näher an. Das Design ist eher gewöhnlich, aber auch keine Belästigung fürs Auge. Das mag daran liegen, dass die Optik stark an ältere Kompakt-Kombis wie den Opel Astra ST, den Kia Ceed SW oder den Ford Focus Turnier erinnert.

Aber "normal" ist in meinen Augen gut: Keine Extravaganzen, dafür die Klappe des Stromanschlusses (wie ich finde) praktisch mittig in die Frontpartie integriert. Innen geht es ähnlich weiter, dort klaut die breite Mittelkonsole etwas Luftigkeit, auf ihr befindet sich ein Drehschalter zur Wahl der Fahrstufe. Ansonsten ist alles leicht verständlich und übersichtlich angeordnet, die digitalen Displays erweisen sich als gut ablesbar. Kritikwürdig ist nur das bisweilen träge Ansprechen des Touchscreens.

Die Ausstattung unserer Luxury-Version ist ziemlich komplett: Klimaautomatik, 360-Grad-Parkkamera, 17-Zoll-Alus oder auch ein elektrisch verstellbarer Fahrersitz sind unter anderem serienmäßig an Bord. Warum der MG dennoch recht günstig ist, zeigt viel Hartplastik, wenngleich Stoffeinlagen das Armaturenbrett geschmackvoll aufwerten. Und sind wir mal ehrlich: Hartplastik ist den ID.-Modellen von VW beileibe nicht fremd.

Blicken wir auf die Platzverhältnisse im MG5 Electric. Exakt 4,60 Meter ist der Kombi lang, das ist ungefähr das Niveau von VW Golf Variant und ähnlichen Fahrzeugen im Verbrenner-Bereich. Im Kontrast hierzu muss der MG aber mit 479 bis 1.367 Liter Kofferraumvolumen zurückstecken, ein Tribut an die Batterie im Unterboden. Unter uns: Wer wirklich viel Platz in einem Elektroauto braucht, sollte zum neuen VW ID. Buzz greifen.

Der Fahrer sitzt recht hoch, gerade für großgewachsene Menschen sollte das Lenkrad noch mehr in der Höhe verstellbar sein. Und noch ein Kritikpunkt, der sich nach einigen Tagen zeigt: Warum gibt es zwar ein großes Digitaldisplay in den Instrumenten, aber keine Möglichkeit, darauf die Navigation anzuzeigen?

Aus meiner Sicht geht das Raumangebot des MG5 in Ordnung, auch im Fond. Opulente Lümmelei wie im VW ID.4 oder Skoda Enyaq ist zwar nicht drin, dafür gefällt mir der durchgehende Fußboden in Reihe zwei. Positiv fällt zudem das Leergewicht auf: 1.562 Kilogramm sind für E-Autos dieses Formats ein guter Wert.

Da ich gerade von Gewichten spreche: Eine Anhängelast von maximal 500 Kilogramm ist erlaubt, die Stützlast liegt bei 50 kg, die Dachlast bei 75 kg.

Wie fährt er sich?

Führt der MG5 Electric beim Fahren seinen unauffälligen Auftritt fort? Die beiden Antriebs-Konfigurationen wirken auf dem Papier etwas kurios: Standard sind 130 kW (177 PS) und eine 50,3-kWh-LFP-Batterie. Die von uns getestete Variante mit maximaler Reichweite leistet nur 115 kW (156 PS), verfügt aber über einen 61,1-kWh-NCM-Akku.

Die weiteren technischen Daten sind bei allen MG5 gleich, nämlich 280 Nm maximales Drehmoment, 8,3 Sekunden auf 100 km/h und 185 km/h Spitze. Im Alltag fühle ich mich damit adäquat motorisiert, auch im Eco-Modus ist die Beschleunigung angenehm. Nach Formel 1 klingt die KERS-Taste, über die ich den Grad der Rekuperation einstelle. Die höchste Stufe. Leider jedesmal vor Fahrtantritt neu. Reines One-Pedal-Driving ist nicht möglich.

Was schwerer wiegt: Unter dem Namen "MG Pilot" sind zwar viele Assistenzsysteme an Bord. Doch der Spurhalteassistent neigt zu teils rabiaten Lenkeingriffen, die manchmal hart an der Grenze zur Gefährdung liegen. Dieses Verhalten ist mir auch schon bei anderen Modellen aus China aufgefallen, es scheint an den dortigen Sicherheitsvorschriften zu liegen. Hier sollte MG unbedingt Feinschliff vornehmen, bis dahin halte ich es wie einst Peter Lustig: Abschalten!

Verbrauch, Reichweite und Preis

Das recht niedrige Gewicht verhilft dem MG5 zu günstigen Verbrauchswerten: 17,5 bis 17,9 kWh auf 100 km nach WLTP gibt der Hersteller an. Wir erreichten im Mittel sogar 16,4 kWh, auf einer kurzen Pendlerstrecke 16,9 kWh. Und auch die 400 km Reichweite sind zumindest im Eco-Modus drin, bei 80 Prozent Füllstand standen 304 km zu Buche. Bei sommerlichen Temperaturen, wohlgemerkt.

Leider ist die Ladeleistung an der CCS-Säule bescheiden: 87 kW nennt MG, wir kamen im Schnitt auf 55 kW. Das ist eindeutig zu wenig für solch eine große Batterie, wie sie die Long-Range-Version des MG5 Electric hat.

Feinerweise ist auch der Preis des Fahrzeugs wenig: Ohne Prämie liegt der Kombi zwischen 35.490 und 39.990 Euro, mit Bonus zwischen 25.920 und 30.420 Euro.

Fazit: Ein gutes Konzept mit einer großen Schwäche

Der MG5 Electric punktet natürlich vor allem mit seiner Einzigartigkeit als Elektro-Kombi. Doch auch beim Platzangebot, den Fahreigenschaften, der Reichweite und dem Preis erweist er sich als angenehmes Angebot. Nur bei der Ladeleistung enttäuscht er. Wer nicht zwingend auf den Kombi scharf ist, sollte auf den kleineren MG4 warten. Dann werden auch beim Laden die Karten neu gemischt.

© InsideEVs.de