Mit Rekordreichweite und frischem Auftritt gegen den PHEV-Mainstream
Lynk & Co - ganz ehrlich, wenn Sie von dieser Marke noch nie gehört haben, ist das kein Grund für ein schlechtes Gewissen. Bislang spielte die Geely-Tochter in Deutschland kaum eine Rolle, was weniger an den Produkten als vielmehr an der hierzulande nicht funktionierenden Vertriebsstrategie mittels Abo und Direktvertrieb lag.
Dabei hat die schwedische Marke, die im Besitz des chinesischen Giganten Geely ist, eine Reihe interessanter Autos zu bieten. Die Fahrzeuge werden im europäischen Designcenter in Göteborg entwickelt, in China produziert und treten interessanterweise auch gegen die Geely-Schwestern Volvo und Polestar an, mit denen sie sich teilweise die technische Plattform teilen.
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Jüngster Spross der schwedischen Chinesen ist der Lynk & Co 08, der gerade in Göteborg seine Europapremiere feierte. Mit 4,82 Metern Länge muss sich der Plug-in-Hybrid im stark besetzten D-Segment gegen harte Konkurrenz behaupten. Premium ist hier Standard. Bei dieser Gelegenheit hatten wir auch die Chance, eine erste Testfahrt zu unternehmen.
Schnelle DatenLynk & Co 08 (2025)AntriebPlug-in-Hybrid, 1,5 Liter Turbovierzylinder-Benziner, Eletromotor, 40 kWh BatterieLeistung102 kW / 137 PS (Verbrenner), 155 kW / 208 PS (Elektro), 257 kW / 345 PS gesamtLänge x Breite x Höhe4.820 x 1.915 x 1.685 mmPreisab 55.995 Euro
Der Lynk & Co 08 tritt als ausgewachsenes SUV im D-Segment an und sticht optisch schon ganz schön heraus. Mit einer Länge von 4,82 Metern und einer Breite von knapp 1,92 Metern (ohne Spiegel) hat er eine gewisse Präsenz auf der Straße. Das Design wirkt modern und schon fast futuristisch. Zudem integrierten die schwedischen Designer einige interessante Details, die für eine gewisse Eigenständigkeit sorgen. An den Türen sorgt das sogenannte Tech Totem für Wiedererkennung: eine Art Design-Leuchtturm mit integrierter Sensorik, der die Spiegel trägt. Auch nach langem Hinsehen mag ich nicht entscheiden, ob das cool oder unnötig ist. Exklusiv ist es jedenfalls.
Ein echter Hingucker sind die rahmenlosen Türen, die dem SUV einen Hauch von Coupé-Flair verleihen. Schwierig zu adaptieren, wird uns erklärt, aber es war den Spaß wohl wert. Die Front wird von markanten LED-Tagfahrlichtern dominiert, während die Hauptscheinwerfer je nach Ausstattung (die höhere More-Linie) als LED-Matrix-Scheinwerfer mit adaptivem Kurvenlicht und intelligentem Fernlichtassistenten daherkommen. Ein sequenzielles Blinklicht (ebenfalls bei More) sorgt für zusätzliche Dynamik.
Je nach gewählter Ausstattungslinie (Core oder More) rollt der 08 auf 19-Zoll- oder sogar 21-Zoll-Leichtmetallfelgen. Ein Panorama-Glasschiebedach, das sich elektrisch öffnen lässt, und eine ebenfalls elektrisch betriebene Heckklappe (beides für die More-Variante) erhöhen den Komfort. Die Farbpalette reicht von dezent bis kupferfarben auffällig - inklusive schwarzem Dach in der Top-Variante. Insgesamt ein Auftritt mit klarer Kante, aber ohne Protz.
AbmessungenLynk & Co 08 (2025)Länge4.820 mmBreite1.915 mmHöhe1.685 mmRadstand2.848 mmLeergewicht2.112 kgGesamtgewicht2.612 kgAnhängelast1.600 kgKofferraumvolumen540 - 1.254 Liter
Innen empfängt der Lynk & Co 08 seine Passagiere mit einem Mix aus modernster Technik und wohnlichem Ambiente. Dreh- und Angelpunkt im Cockpit sind zwei große Bildschirme: Ein 10,2 Zoll großes Fahrerdisplay liefert wichtige Fahrinformationen - allerdings in Miniaturschrift, während ein riesiger, 15,4 Zoll messender Touchscreen in der Mittelkonsole für Infotainment und Fahrzeugeinstellungen zuständig ist. Ob und wie das funktioniert? Später mehr.
Die Sitze versprechen Komfort: Fahrer und Beifahrer nehmen auf elektrisch verstellbaren Sitzen Platz, inklusive vierfach verstellbarer Lendenwirbelstütze. Die More-Ausstattung legt hier noch eine Schippe drauf mit Massage- und Ventilationsfunktion für die Vordersitze sowie einer Sitzheizung auch für die äußeren Fondplätze. Apropos Fond: Die Rücksitzlehne lässt sich im Winkel verstellen und im Verhältnis 60/40 umklappen.
Als Material kommt in der Core-Version Kunstleder (PU) zum Einsatz. Wer sich für More entscheidet, bekommt eine Kombination aus Kunstleder und Mikrofaser mit Ziernähten, wahlweise in Interior Black Ocean oder Interior Sahara Dune. Ambientebeleuchtung, eine 2-Zonen-Klimaautomatik (3-Zonen bei More) mit Ausströmern auch in der zweiten Reihe und ein CN95-Luftfilter sorgen für angenehmes Reisen.
Technisch ist der 08 auf dem neuesten Stand: 5G-Konnektivität, Apple CarPlay und Android Auto (letzteres per Over-the-Air-Update ab Q3 2025), ein Harman/Kardon-Soundsystem mit 23 Lautsprechern (Serie bei More, 8 Lautsprecher bei Core), eine kabellose Ladestation fürs Smartphone und diverse USB-Anschlüsse sind an Bord. Ein kleines Gimmick der More-Linie ist die Innenraum-Selfie-Kamera - für den perfekten Schnappschuss unterwegs - zumindest in China. In Europa wird der Besitzer das genau einmal machen und dann vergessen. Schade um die verbaute Technik.
Bei der Motorisierung verspricht Lynk & Co nicht weniger als eine Revolution. Das Herzstück des Lynk & Co 08 ist sein innovativer Plug-in-Hybrid-Antrieb. Die Kombination aus einem 1,5-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner (102 kW / 137 PS, 230 Nm) und einem potenten Elektromotor (155 kW / 208 PS, 350 Nm) ergibt eine Systemleistung von 257 kW (345 PS). Die Kraft wird über ein automatisches 3-Gang-DHT-EVO-Getriebe an die Vorderräder geleitet. Das reicht für einen Sprint von 0 auf 100 km/h in flotten 6,8 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 185 km/h.
Fahrleistungen / DatenLynk & Co 08 (2025)0 - 100 km/h6,8 SekHöchstgeschwindigkeit185 km/hReichweite elektrisch (WLTP)200 kmGesamtreichweite (WLTP)mehr als 1.100 kmLadeleistung (AC/DC)11 kW / 85 kW10- 80 Prozent33 Minkombinierter Verbrauch bei leerer Batterie (WLTP)6,5 l/100 km
Das eigentliche Highlight ist jedoch die Batterie: Mit einer Kapazität von 39,6 kWh soll sie eine rein elektrische Reichweite von bis zu 200 Kilometern nach WLTP ermöglichen. Das ist ein Wort und dürfte aktuell sogar den Rekord darstellen. Ist der Akku leer, verspricht Lynk & Co eine Gesamtreichweite von über 1.100 Kilometern.
Geladen wird entweder per Wechselstrom (AC) mit bis zu 11 kW (0-100 % in ca. 4,5 Stunden) oder - und das ist für einen PHEV wirklich bemerkenswert - per Gleichstrom (DC) mit bis zu 85 kW. Damit soll der Akku in nur 33 Minuten von 10 auf 80 Prozent gefüllt sein. Eine Batterievorwärmung ist ebenfalls an Bord.
Die More-Variante bietet zudem eine V2L-Funktion (Vehicle-to-Load), mit der externe Geräte über den Fahrzeugakku mit bis zu 3,3 kW betrieben werden können. Der Benzintank fasst 60 Liter. Den kombinierten gewichteten Verbrauch gibt Lynk & Co mit 0,9 l/100 km und 208 Wh/km an, was CO₂-Emissionen von 23 g/km entspricht.
Nach der Präsentation hatten wir die Gelegenheit, den neuen Zero Eight zu fahren. Der Innenraum macht tatsächlich einen sehr wertigen Eindruck, mit Ausnahme des seltsamen Plastikteils über der Instrumententafel, das sehr billig wirkt. Auf Nachfrage erfuhren wir aber, dass es sich hier um ein Teil aus der Vorserie handelt.
Offenbar war dort ursprünglich das riesige Head-up-Display geplant. Relativ kurzfristig entschied man sich aber gegen diese interessante Option, sodass schnell eine Abdeckung hermusste. In der Serie wird das dann hoffentlich deutlich hübscher aussehen, auch wenn der Verzicht auf das Head-up-Display in dieser Klasse schon wehtut. Aber es wurde in Aussicht gestellt, dass eventuell schon bei der kommenden Allradvariante des 08 dieses Feature nachgeschoben wird.
Ansonsten überzeugt der Innenraum tatsächlich mit feinen Materialien und interessantem Eindruck. Vor allem die Ambientebeleuchtung, teilweise in Durchlichttechnik, ist sehenswert. Die Sitze sind sehr komfortabel und bieten viel Platz, auch wenn die breite Mittelkonsole mit zwei Ladeschalen die Beinfreiheit etwas einschränkt. Dafür sind die Türverkleidungen relativ schmal gehalten, was auch am Fehlen eines klassischen Türgriffs innen liegt. Der stattdessen installierte Plastikschalter wirkt aber sehr billig und ist zudem ungünstig platziert.
Im Kofferraum ist viel Platz und auch ein extra Unterflurfach für das Ladekabel vorhanden. Dafür fehlt eine Fernentriegelung der Rückbank. Auf dieser hat man sehr viel Knie- und Kopfraum und sitzt sehr bequem, auch wenn von der in der Pressemitteilung versprochenen viersitzigen Loungeatmosphäre doch nicht so viel zu spüren ist. Deutlich spürbar sind dagegen die Bässe der extra für dieses Fahrzeug entwickelten Musikanlage von Harman Kardon, die wirklich gut klingt.
Von wirklich gut kann hinsichtlich der Bedienung leider nicht die Rede sein. Wie auch schon bei unserem Test des Modells 01 gestaltet sich diese doch recht umständlich, weil fast ausschließlich über den großen Touchscreen zu bewerkstelligen. Zwar gibt es ein paar Favoriten, aber nur in beschränktem Umfang und nicht frei wählbar.
Das sehr große Panoramadach lässt sich beispielsweise per Favoritentaste kippen, aber nicht öffnen. Dafür muss man jedes Mal tief in die Fahrzeugeinstellungen. Das Handschuhfach hat keine mechanische Entriegelung, sondern kann nur über den Touchscreen geöffnet werden. Und so weiter.
Die Sprachbedienung Frank ist zwar grundsätzlich eine große Hilfe, aber nicht jeder - mich eingeschlossen - möchte wegen der banalsten Dinge jedes Mal mit seinem Auto reden müssen. Zumal Frank wie das ganze System momentan noch unter einigen - mitunter sehr witzigen - Übersetzungsfehlern leidet.
Einen Startknopf sucht der geneigte Pilot vergebens, nach dem Einsteigen wird einfach am Getriebehebel am Lenkrad gezogen und los gehts. Lautlos. Grundsätzlich versteht sich der Lynk & Co 08 als Elektrofahrzeug und fährt auch so. Geschmeidig zieht er los und hat auch ohne Verbrenner genug Schmalz in den Muskeln. Man muss es schon sehr eilig haben, um den Vierzylinder zu wecken, damit er seine Pferdchen ebenfalls beiträgt. Zu hören ist er dabei aber kaum, was für eine tolle Geräuschdämmung spricht.
Wirklich belastbare Verbrauchswerte konnten wir während unserer ca. 1,5-stündigen Fahrt natürlich nicht ermitteln, aber der Bordcomputer (der nervigerweise immer nur kurz in die kleinteilige und unübersichtliche Instrumententafel eingeblendet werden kann) zeigte hinterher einen Verbrauch von nur 19 kWh/100 km und schmalen 1,5 l/100 km an, was für ein immerhin 2,1 Tonnen schweres SUV recht beachtlich ist.
Das Fahrwerk ist auf der komfortablen Seite - wie das ganze Auto. Trotzdem liegt der 08 sehr gut und sicher. Im Gegensatz zu vielen anderen Produkten aus China überzeugt hier auch die Lenkung, die straff und mit viel Rückmeldung arbeitet. Nur das eckige Lenkrad ist ein Zugeständnis an die momentane Mode und nicht wirklich hilfreich.
Hervorzuheben ist der tolle Geräuschkomfort. Auch ohne Doppelverglasung ist der Lynk ein sehr leises Auto. Weder Wind- noch Fahrwerksgeräusche dringen zu den Insassen vor. Von der guten Motordämmung hatten wir bereits berichtet.
Mit 55.995 Euro für die Core-Variante und 59.995 Euro für die volle Hütte More ist der Lynk & Co kein Billigheimer, bietet aber sehr viel Auto für sein Geld. Der billigste VW Tayron als PHEV startet bei 53.425 Euro und ein - deutlich schwächerer - Opel Grandland Plug-in-Hybrid schon bei 40.150 Euro. Mitsubishis Outlander steht für knapp 50.000 Euro im Showroom. Die Premium-Garde liegt deutlich höher. Der DS7 PHEV beginnt bei 53.400 Euro und ein BMW X3 kostet mindestens 66.000 Euro als PHEV.
Der Lynk & Co 08 ist ein sehr gelungenes Auto für alle, die nicht mit dem Mainstream schwimmen wollen. Die beeindruckende elektrische Reichweite gepaart mit DC-Schnellladefähigkeit könnte die Attraktivität des Plug-in-Hybrids noch deutlich erhöhen - vor allem für jene, die sich noch nicht ganz an einen reinen Stromer herantrauen.
Mit seinem schicken Design, der umfangreichen Ausstattung und dem innovativen Antrieb hat der 08 durchaus großes Potenzial. Dass Lynk & Co mittlerweile die Vertriebsstrategie geändert hat und mit ausgewählten Volvo-Händlern arbeitet, hilft - wie die umfangreiche Garantie - sicher zusätzlich bei einer eventuellen Kaufentscheidung.