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Cadillac Optiq (2025) im ersten Test: Sportlicher Premium-Ami

Nach Lyriq und Vistiq landen die Amerikaner nun mit dem vergleichsweise kompakten SUV in Europa. Was kann der neue Premium-Kandidat?

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Mit dem neuen Cadillac Optiq, hinten mit Q (was sagt eigentlich Skoda dazu?), gibt die amerikanische Traditionsmarke nach dem Neustart in Europa weiter Voll ... Strom. Der Optiq ist das Einstiegsmodell in Cadillacs vollelektrische Welt und soll zeigen, dass Luxus und Nachhaltigkeit keine Gegensätze sind. Gefahren sind wir das Auto im Hinterland von Barcelona, wo es sich auf kurvigen Landstraßen und kleinen Ortschaften beweisen durfte.

Ach, Cadillac ... Wer denkt da nicht an Elvis und unfassbar große Heckflossen-Schönheiten. Diese Zeiten sind lange vorbei, aber die Marke ist noch da. Zumindestens in den USA, denn in Europa verabschiedete man sich vor einigen Jahren vom Markt, nachdem man mit den emotionalen, aber doch sehr amerikanischen Autos wie ATS, CTS oder dem dicken Escalade nicht landen konnte.

Cadillac Optiq (2026) Test

Im letzten Jahr wagte die Traditionsmarke den Neustart in Europa, und zwar ganz dem Zeitgeist entsprechend ausschließlich vollelektrisch. Dem großen SUV Lyriq folgte der noch größere Vistiq. Nun schiebt man ein hierzulande verträglicheres kompakteres SUV nach: Den Optiq. 


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Karosserie | Antrieb | Fahrverhalten | Infotainment/Bedienung | Kosten | Fazit


Cadillac ist sich seiner Nischenrolle durchaus bewusst. Chefinjenieur John Cockburn kokettiert mit der Einsicht, dann man hier "die unbekannteste bekannte Marke" sei. Das will man ändern, schließlich haben die Traditionsmarken der Flut neuer Chinesen genau das voraus: Tradition und Geschichte. Und der Name Cadillac zieht.

Der Neue ist für die Amerikaner der Einstieg in vollelektrischen Luxus. Das klingt groß, ist aber durchaus ernst gemeint. Mit 4,82 Metern Länge, 2,13 Metern Breite und 1,64 Metern Höhe steht der Optiq satt auf der Straße. Er bietet Allradantrieb mit zwei Elektromotoren, zusammen 304 PS und 480 Newtonmeter Drehmoment. Damit möchte man in die sportliche Premiumecke, also genau zu BMW oder auch Genesis.

Schnelle Daten Cadillac Optiq 
Marktposition Kompaktes Luxus-Elektro-SUV
Antrieb Dual-Motor-Allrad, permanenterregte Synchronmaschinen
Systemleistung 304 PS / 224 kW
Max. Drehmoment 480 Nm
Batterie 75 kWh nutzbar, Li-Ion NCMA, Graphit-Silizium-Anode
Reichweite bis 425 km WLTP
Laden AC bis 22 kW, DC bis 110 kW
0-100 km/h 6,3 s
Höchstgeschwindigkeit 184 km/h
Preis Deutschland ab 65.000 Euro

 

Karosserie

Von außen betrachtet ist der Optiq ein echter Blickfang. Typisch Cadillac mit den vertikalen Lichtsignaturen vorn und hinten, die fast schon zu einem Markenzeichen geworden sind. Schmale, präzise LED-Streifen ziehen die Aufmerksamkeit auf sich und verleihen dem Fahrzeug eine markante Erscheinung. Auch die Seitenlinien sind scharf, keilförmig und dynamisch.

Bilder von: Motor1.com

Die C-Säule besteht aus Glas und ist mit feinen Mustern versehen. Das sieht edel aus, auch wenn diese Idee schon beim Ford Explorer aufgetaucht ist, wo sie sogar noch etwas mutiger wirkte. Trotzdem, der Optiq macht optisch richtig was her, nicht ganz unwiochtig in der Premium-Liga.

Die großen 21-Zoll-Felgen wurden eigens für den europäischen Markt entwickelt, ebenso wie die breiten 275/40 R21-Reifen von Continental. Sie sehen nicht nur gut aus, sondern tragen auch entscheidend zum sportlichen Auftritt bei. Insgesamt wirkt der Optiq wie ein Designerstück mit Muskeln.

Abmessungen Cadillac Optiq
Länge 4.820 mm
Breite inkl. Spiegel 2.134 mm
Höhe 1.644 mm
Radstand 2.954 mm
Leergewicht ab 2.376 kg
Zul. Gesamtgewicht 2.900 kg
Kofferraum 443 l, 1.340 l bei umgelegter Rückbank, 61 l Unterboden
Anhängelast gebremst 680 kg

Antrieb

Beim Antrieb hält sich Cadillac in der Präsentation erstaunlich bedeckt, fast so, als wäre das Nebensache. Ist es heutzutage irgendwie auch, denn der Elektroantrieb macht kaum noch einen Unterscheid. Kraft ist jedenfalls genügend vorhanden.

Zwei Elektromotoren treiben alle vier Räder an, liefern 304 PS und 480 Newtonmeter Drehmoment. Damit sprintet der Wagen in 6,3 Sekunden auf 100 km/h. In der Praxis wirkt der Antrieb angenehm spontan. Jeder Befehl des Gaspedals wird ohne Verzögerung umgesetzt. Im Sportmodus zieht der Optiq energisch an und vermittelt einen lebendigen Eindruck.

Bis etwa 100 km/h geht es kraftvoll vorwärts, danach wird es etwas zäher. Für den Alltag reicht die Leistung völlig, auch wenn der große Punch in höheren Geschwindigkeiten fehlt. Wie sich das Ganze dan. auf der "German Autobahn" anfühlt, wird man sehen müssen.

Der Verbrauch liegt laut Werk bei 19,9 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Im Test pendelte sich der Wert eher zwischen 20 und 25 ein. Das Ladesystem ist nur Durchschnitt. Mit bis zu 110 Kilowatt Gleichstrom lädt der Optiq in 15 Minuten Energie für rund 144 Kilometer nach. Zu Hause an der Wallbox sind erfreulicherweise bis zu 22 Kilowatt Wechselstrom möglich, was für 100 Kilometer Reichweite pro Stunde reicht.

Motor und Fahrleistungen Cadillac Optiq
Antrieb Dual-Motor-Allrad, PMSM vorn und hinten
Systemleistung 304 PS / 224 kW
Max. Drehmoment 480 Nm
0-100 km/h 6,3 s
Vmax 184 km/h
Verbrauch (WLTP) 19,9 kWh/100 km
Reichweite (WLTP) bis 425 km

Positiv fällt auf, dass es neben den üblichen Fahrmodi auch einen Individualmodus gibt. Hier lässt sich das Fahrerlebnis nach eigenen Wünschen einstellen. So kann man etwa die Lenkung im Normalmodus belassen und trotzdem das spontanere Ansprechverhalten des Motors aktivieren.

Die Rekuperation lässt sich in mehreren Stufen verstellen, bis hin zum One-Pedal-Feeling. Das funktioniert sehr gut. Der Wagen verzögert mit bis zu 0,4 g, was spürbar kräftig ist. Zusätzlich gibt es am Lenkrad links eine einzelne Schaltwippe. Sie dient nicht zum Einstellen der Rekuperation, sondern wirkt wie eine Handbremse. Einmal ziehen, und der Optiq verzögert stärker. Praktisch, wenn man sonst lieber frei rollen lässt, aber trotzdem nicht immer mit dem Fuß bremsen möchte. Hört sich seltsam an, lässt sich aber erstaunlich intuitiv bedienen.

Batterie und Laden Cadillac Optiq
Batterie 75 kWh nutzbar, Li-Ion NCMA, Graphit-Silizium-Anode
AC-Laden bis 22 kW dreiphasig
DC-Laden bis 110 kW
10-80 % DC ca. 36 min
Reichweite in 15 min bis 144 km

Fahrverhalten

Das Fahrwerk wurde für Europa komplett neu abgestimmt. In den USA ist der Optiq weich gefedert und komfortabel. Für europäische Straßen wollte man ihn sportlicher machen. Das ist gelungen, vielleicht etwas zu gut. Die Grundabstimmung ist straff und erinnert auf schlechten Straßen eher an Sportwagen. Vor allem auf kurzen Stößen kracht es in Gebälk.

Cadillac setzt auf ein frequenzabhängiges Dämpfersystem, das auf verschiedene Schwingungen reagiert, aber nicht aktiv gesteuert wird. Das System funktioniert ordentlich, kann aber die harte Grundabstimmung nicht kaschieren. Auf glattem Asphalt fährt der Optiq präzise und ruhig, auf grobem Belag ist er deutlich unruhiger, als man es von einem Luxus-SUV erwartet.

Deutlich besser gelungen ist die Lenkung. Sie ist angenehm leichtgängig, aber mit spürbarem Feedback. Im Sportmodus wird sie spürbar schwerer, was nicht nötig ist, denn der Normalmodus reicht vollkommen.

Auf den kurvigen Straßen rund um Barcelona bekamen wir gewissermaßen den Lohn für den doch eingeschränkten Federungskomfort. Das Auto wirkt extrem handlich, reagiert präzise und zieht sauber durch jede Kurve. Der Allradantrieb sorgt für perfekte Traktion, die Brembo-Bremsen greifen kräftig und die 21-Zoll-Reifen vermitteln viel Vertrauen.

Man vergisst fast, dass man hier ein über 2,3 Tonnen schweres SUV bewegt. Dazu kommt im Sportmodus ein eigener, künstlich erzeugter Sound, der nicht peinlich klingt, sondern einfach sportlich. Ein adaptives Fahrwerk wäre das Sahnehäubchen, denn so viel Dynamik verdient ein verstellbares Komfortniveau.

Infotainment/Bedienung

Im Innenraum dominiert ein riesiges, gebogenes 33-Zoll-Display mit gestochen scharfer Auflösung. Es ist das Herzstück des Cockpits und tatsächlich beeindruckend. Cadillac zeigt hier, wie elegant sich solch ein Doppel-Screen in eine Cockpitlandschaft integrieren lässt, im Gegnsatz zu manch deutscher Premium-Marke (ja, wir meinen dich, Audi!). Die Darstellung ist klar, die Farben intensiv, die Menüs logisch aufgebaut. Zusätzlich gibt es ein kleineres Display links neben dem Lenkrad für Routeninformationen und ein Head-up-Display in der Frontscheibe.

Die Bedienung ist grundsätzlich gut, an manchen Stellen aber noch umständlich. Wer den Tempomaten abschalten möchte, muss derzeit fünf Eingaben machen. Cadillac will das bis zum Marktstart vereinfachen. Zum Glück gibt es einen klassischen Dreh-Drück-Steller auf der Mittelkonsole. Er macht das Navigieren durch die Menüs angenehm einfach und erspart das ständige Tippen auf dem Bildschirm. In Zeiten, in denen viele Hersteller solche Lösungen abschaffen, ist das ein echtes Geschenk. Ebenfalls erfreulich: Es gibt eine physische Lautstärkewalze und eine separate Klimabedienung mit echten Tasten und Wippen.

Ein echtes Highlight ist das AKG Studio Audiosystem mit 19 Lautsprechern und Dolby Atmos. Der Klang ist fantastisch, räumlich und kristallklar. Wer hier Musik hört, vergisst schnell, dass er eigentlich Auto fährt. Cadillac spricht von einem immersiven Klangerlebnis, und das ist keine Übertreibung.

Das Lenkrad trägt viele Bedienelemente, teils kapazitiv, teils physisch. Die Touchflächen sind, wie bei vielen Marken, etwas gewöhnungsbedürftig. Der Getriebewählhebel ist typisch amerikanisch am Lenkrad platziert und muss herangezogen werden. Anfangs etwas ungewohnt, danach ganz logisch. Das Handschuhfach lässt sich über einen kleinen Touchbutton auf dem Bildschirm öffnen. Alternativ geht es auch über den Dreh-Drück-Steller. Praktisch ist das nicht.

Innenraum

Im Innenraum überrascht der Optiq mit viel Platz. Vorne sitzt man auf großen Sesseln, die elektrisch verstellbar, beheizbar, belüftbar und mit Massagefunktion ausgestattet sind. Allerdings drücken die Sitzwangen an den Oberschenkeln etwas, und Seitenhalt ist kaum vorhanden. Bei flotter Kurvenfahrt wünscht man sich hier etwas mehr Unterstützung.

Das Platzangebot ist hervorragend. Vorn wie hinten gibt es reichlich Bewegungsfreiheit, auch große Personen finden problemlos Platz. Die schwebende Mittelkonsole schafft zusätzlichen Raum und ein luftiges Gefühl.

Das Materialkonzept verdient Aufmerksamkeit. Cadillac setzt auf Nachhaltigkeit und nutzt viele recycelte Stoffe. Die Mittelkonsole besteht aus PaperWood, einer Mischung aus Tulpenholz und recyceltem Zeitungspapier. Die Akzente an Türen und Sitzen sind aus Tide-Gewebe gefertigt, einem Material aus 100 Prozent recyceltem Polyester. Das ist ein sympathischer Ansatz, auch wenn nicht alle Oberflächen optisch Premium wirken. Die hellen Innenraumfarben, kombiniert mit blauen Stoffeinsätzen, schaffen eine freundliche Atmosphäre, wirken aber stellenweise etwas verspielt.

Das Armaturenbrett ist weitläufig und schlicht. Die weichen Bereiche fühlen sich hochwertig an, weiter oben dominiert Hartplastik, das etwas aus dem Rahmen fällt. Dafür gibt es echte Edelstahl-Türöffner und massive Lautsprecherabdeckungen, die einen robusten Eindruck hinterlassen.

Bilder von: Motor1.com

Der Geräuschkomfort ist grundsätzlich gut. Abrollgeräusche sind kaum zu hören, dank Doppelverglasung bleibt es ruhig im Innenraum. Auffällig sind lediglich leichte Windgeräusche ab rund 100 km/h, was beim Vorserienstatus aber noch verzeihlich ist.

Hinten überzeugt der Optiq mit viel Platz. Zwei 1,87 Meter große Personen sitzen bequem hintereinander, mit Luft zu den Knien und über dem Kopf. Auch der Kofferraum passt mit 443 Litern. Unter dem Ladeboden gibt es ein Fach für das Ladekabel und einen verstellbaren Ladeboden.

Kosten

Mit einem Einstiegspreis von etwa 65.000 Euro in Deutschland spielt der Optiq in der Premiumliga. Dafür gibt es eine üppige Serienausstattung. Die Varianten heißen Premium Luxury und Premium Sport. Technisch sind beide gleich, sie unterscheiden sich durch Dekorelemente und Felgenfarben.

Preise und Varianten Deutschland
Basispreis ab 65.000 Euro
Ausstattungen Premium Luxury und Premium Sport
Serienmerkmale 21-Zoll-Räder, Brembo-Bremsen, Panorama-Glasdach, Ambientebeleuchtung, Sitze vorn mit Heizung, Lüftung und Massage, 33-Zoll-Display, 5G

Fazit

Der Cadillac Optiq ist kein Mainstream-Auto. Er ist eigenständig, mutig und unverwechselbar. Design, Platzangebot und Technik überzeugen, das Fahrverhalten ist sportlich und die Lenkung ein echtes Highlight. Die Dolby-Anlage begeistert, die nachhaltigen Materialien geben ihm Charakter.

Weniger gelungen sind das zu straffe Fahrwerk und einige noch ungeschliffene Details in der Bedienung. Auch beim Materialmix ist noch Luft nach oben. Trotzdem ist der Optiq ein spannendes Fahrzeug mit Persönlichkeit.

Er fährt wie ein Amerikaner, der in Europa studiert hat. Kraftvoll, spontan und etwas extravagant. Wenn Cadillac die letzten Schwächen vor dem Marktstart ausbügelt, könnte der Optiq zu einem echten Geheimtipp für alle werden, die kein weiteres glattgebügeltes Elektro-SUV wollen, sondern ein Auto für Individualisten.

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