Er zählt zu den seltensten Modellen der untergegangenen schwedischen Marke
Der Saab 9-5 SportWagon von 2011 steht exemplarisch für das Ende einer Ära bei Saab. Seine Entstehungsgeschichte ist eng mit den komplizierten industriellen und strategischen Entscheidungen innerhalb des General-Motors-Konzerns verbunden und verdeutlicht die strukturellen Probleme, die letztlich zum Untergang der Marke führten.
Die Planungen für einen Nachfolger des ersten Saab 9-5 reichen bis in die frühen 2000er-Jahre zurück. General Motors wollte damals eine neue Premium-Plattform entwickeln, die konzernweit zum Einsatz kommen sollte - unter anderem für Saab, einen kleineren Cadillac sowie ein Schwestermodell bei Buick.
Im Rahmen des Joint-Ventures zwischen GM und Fiat fiel die technische Umsetzung dieser Plattform an Fiat, konkret an Alfa Romeo. Dort entstand die Bodengruppe, die später bei den Modellen Alfa Romeo 159, Brera und Spider (Typ 939) Verwendung fand. Für Saab sollte diese Basis ursprünglich die Grundlage für die zweite Generation des 9-5 bilden. Doch GM verwarf das Vorhaben aus Kostengründen, ebenso wie die geplanten Cadillac- und Buick-Derivate. (Letztlich entstand der infame Cadillac BLS auf der Basis des Saab 9-3.)
Diese Entscheidung von 2002 verzögerte die Entwicklung des neuen Saab 9-5 erheblich. Statt eines echten Nachfolgers musste die erste Generation, ursprünglich 1997 eingeführt, zweimal überarbeitet werden - im Sommer 2001 und im Herbst 2005 -, um sie am Markt zu halten. Erst im Juli 2009 veröffentlichte Saab die ersten Bilder des neuen 9-5. Die offizielle Präsentation folgte am 27. August 2009 auf der Unternehmenswebsite, bevor der Wagen im September auf der IAA in Frankfurt dem Publikum gezeigt wurde.
Die Markteinführung der Limousine verzögerte sich infolge der wirtschaftlichen Schwierigkeiten Saabs von Herbst 2009 auf Mitte 2010. Die Preise reichten seinerzeit von 33.700 Euro für den 1.6T Linear bis zu rund 70.000 Euro für die Topversion 2.8T Aero. Doch die prekäre finanzielle Situation führte 2011 zu wiederholten Produktionsunterbrechungen, da mehrere Zulieferer wegen offener Rechnungen keine Teile mehr lieferten.
Der Produktionsbeginn des 9-5 SportWagon, in manchen Märkten auch SportCombi genannt, war zunächst für den Spätsommer 2011 vorgesehen und wurde später auf Anfang 2012 verschoben. Dazu kam es jedoch nie: Die Insolvenz von Saab im Dezember 2011 und die Weigerung von General Motors, dem neuen Eigentümer Lizenzen für die Produktion zu gewähren, verhinderten die Serienfertigung. Lediglich 33 Vorserienfahrzeuge entstanden, die Ende 2012 in Schweden versteigert wurden.
Insgesamt wurden vom zweiten Saab 9-5 nur 11.280 Exemplare gebaut - ein Bruchteil dessen, was ursprünglich geplant war. Der 9-5 SportWagon bleibt damit eines der seltensten Saab-Modelle überhaupt. Er verkörpert die Ambitionen einer Marke, die an Konzernpolitik, wirtschaftlichen Zwängen und zeitlicher Verzögerung scheiterte - ein Fahrzeug, das viel versprach, aber kaum eine Chance bekam, dieses Versprechen einzulösen.