Einen Benziner in ein Auto einzubauen, das bisher nur rein elektrisch verkauft wurde, wird von Enthusiasten im Allgemeinen als eher gute Nachricht angesehen. Wenn dann noch ein Lotus-Emblem im Spiel ist, werden Puristen unweigerlich darüber reden. Allerdings ist die Grundlage in diesem Fall ein großes und schweres SUV, das nicht mehr wirklich viel mit einstigen Lotus-Werten zu tun hat. Die Begeisterung dürfte sich also in Grenzen halten.
Dennoch ist dieser Eletre aus mehreren Gründen interessant. Er ist nicht nur der erste Plug-in-Hybrid der einstigen Leichtbau-Marke, er trägt auch einen unerwarteten und eher seltsamen Namen: For Me. Eine derartige Nomenklatur hätten wir zugegebenermaßen eher bei einem Auto einer anderen Geely-Marke erwartet - ein Smart "For Me" klingt irgendwie vertrauter als ein Lotus "For me".
Der umgetaufte Eletre gibt nun ein etwas verfrühtes Debüt und Schuld ist das chinesische Ministerium für Industrie und Informationstechnologie im Rahmen des Homologationsverfahrens. Alle neuen Autos, die in China verkauft werden sollen, erscheinen auf der Website des MIIT.
Das Design mag auf den ersten Blick vertraut sein, aber die Plug-in-Hybrid-Konfiguration ist neu. Es gibt jetzt einen 2,0-Liter-Turbo-Benziner, der direkt die Räder antreibt. Interessanterweise kann der Vierzylindermotor auch als Generator fungieren, um die Batterie zu laden. Apropos, die ursprüngliche 107-kWh-Batterie des Eletre wurde durch eine kleinere 70-kWh-Einheit ersetzt.
Nun ist ja bereits der vollelektrische Eletre so ziemlich das Gegenteil von Lotus-Gründer Colin Chapmans Ethos "Vereinfachen, dann Leichtigkeit hinzufügen". Aber der For Me-PHEV verkompliziert die Dinge noch weiter. Aus dem MIIT-Dokument geht hervor, dass das Plug-in-Hybrid-SUV in seiner schwersten Ausführung 2.625 Kilogramm wiegt. Zum Vergleich: Das Elektromodell kommt auf 2.565 kg für die Basisversion und 2.745 kg für den Eletre R. So viel zur Leichtigkeit...
Der Benzinmotor leistet 275 PS und arbeitet mit zwei Elektromotoren zusammen. Die Systemleistung beträgt 952 PS. Er beschleunigt in 3,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h und soll eine rein elektrische Reichweite von 420 Kilometer. Diese Reichweite basiert jedoch auf dem nachsichtigeren chinesischen CLTC-Testzyklus. Die Batterie soll in nur acht Minuten von 30 auf 80 Prozent aufgeladen werden können.
Das offizielle Debüt ist für nächsten Monat geplant und Lotus will den For Me auch außerhalb Chinas verkaufen. Es bleibt abzuwarten, ob die europäische Version den gleichen Namen beibehält oder einfach als Eletre Hybrid vermarktet wird. Das Unternehmen hatte zuvor versprochen, den Verbrenner bis 2028 abzuschaffen, aber der langsamer als erwartet verlaufende Aufstieg der Elektromobilität hat zu einem Sinneswandel geführt.
Der Verbrennungsmotor wird nun auch nach 2028 weiterleben bei Lotus. Es würde uns also nicht wundern, wenn auch die Sportlimousine Emeya in den Genuss einer PHEV-Version käme. Für den Emira (der letzte klassische Lotus-Sportwagen) wurde bereits ein Plug-in-Hybrid auf Basis des aktuellen V6-Motors für 2027 bestätigt.
Fotos: MIITWarum macht sich Lotus all diese Mühe mit Plug-in-Hybriden und Elektroautos? Weil das Unternehmen mit dem Benziner-Emira allein nicht überleben kann. Ein Sportwagen ist ein Nischenprodukt und kann nicht in ausreichender Stückzahl verkauft werden, um das Unternehmen zu erhalten. SUVs und Limousinen sind unverzichtbar, und in einer Automobilwelt, die stark von strengeren Emissionsvorschriften geprägt ist, ist die Elektrifizierung unausweichlich.
Lotus befindet sich in einer Zwickmühle, denn die britische Marke hat ihren Ruf mit benzinbetriebenen Fahrzeugen in kleinen Stückzahlen aufgebaut. Sich jedoch ausschließlich auf den Emira zu verlassen und zu erwarten, dass das Coupé alle Rechnungen bezahlt, wäre geradezu selbstmörderisch.
Zumal das Unternehmen selbst mit chinesischer Führung mal wieder in der Krise ist. Und trotzdem: Für die Fans des alten Lotus mag das schwer zu akzeptieren sein, aber ohne Geely gäbe es die Marke höchstwahrscheinlich gar nicht mehr.








