Hier fahren Sie besser!
Automobile.at logo

Test: Jaguar F-Type mit Vierzylinder

Stimmt beim P300 die Devise „Weniger ist mehr?“

Motor1.com Deutschland: Auto-Tests, Auto-News und Analysen
Marke wählen

300 PS sind eine feine Sache. Leistung satt für schicke Sportwagen wie den Jaguar F-Type. Bis man den Motor selbst erkundet. Hinter dem Kürzel P300 verbirgt sich ein Vierzylinder. Schluck! Droht hier traurige Schonkost? Magerquark und Knäckebrot? Wir haben den F-Type Roadster P300 getestet.

Was ist das?

Was hat sich Jaguar in seiner langen Geschichte schon für Fehltritte geleistet: XJ-S, XJ40, X-Type auf Mondeo-Basis. Und trotzdem ist die Marke Jaguar ein Mythos, ein Name mit Klang selbst unter Nicht-Autofans, verbunden mit tonnenweise Tradition. Jetzt scheint auf den ersten Blick ein weiterer Traditionsbruch zu folgen: ein F-Type mit Vierzylinder.

Allerdings hat sich Jaguar im Frühjahr 2017 nicht aus schlichter Bosheit zu diesem Schritt entschlossen. Verbrauch runter, CO2 runter, Abgase runter: Keine gute Zeit für dicke Motorenklumpen wie Zwölfzylinder oder die alten V8-Sauger von AMG. Im F-Type bedeutet das: Der 5,0-Liter-V8 mit Kompressor bleibt aus Prestige, doch für den Sechszylinder wird die Luft dünn. Kein Wunder, reichen die Wurzeln des intern AJ126 genannten Aggregats bis 2009 zurück.

In der Theorie ebenbürtig

Und schon auf dem Papier zeigt sich, dass der neue Twinturbo-Vierzylinder mit namensgebenden 300 PS es kaum schlechter hinbekommt als sein Kompressor-Nachbar mit V6 und 340 PS. Ein Grund dafür ist die beim Vierzylinder stets serienmäßige Achtgang-Automatik. Sie schaltet sanft und hält die Drehzahl niedrig. Vergleichen wir kurz die wichtigsten Daten zwischen den Aggregaten: Sowohl in der Beschleunigung als auch bei der Elastizität liegt der V6 nur um 0,4 Sekunden vorne. Pluspunkte für den Vierzylinder sind Gewicht und Verbrauch: Er wiegt als Roadster mit 1.661 Kilogramm gegenüber dem V6 gut 100 Kilo weniger. An der Tankstelle nimmt er ihm zwei Liter ab. In der Praxis lag ich mit 8,5 Liter auf 100 Kilometer überraschend nahe am Werksverbrauch von 7,9 Liter, ohne zum Verkehrshindernis zu werden.

Hingucker par excellence

Dem Vierzylinder zum Trotz schleichen die Leute bewundernd um den F-Type Roadster herum. Schließlich sieht man seinen Motor nicht, wohl aber sein schickes Äußeres in British-Racing-Green mit beigem Verdeck. Was mir später beim Fahren auffällt: der F-Type hat einen verdammt hübschen, aber auch verdammt breiten Hintern. Dazu passt der riesige Kofferraumdeckel mit wenig Gepäckraum darunter.

Im Cockpit sitzt man gut und relativ geräumig. Leider benötigt das Infotainment etwas an Eingewöhnung, generell ist die Bedienung des Jag-Cockpits nicht intuitiv. Ich persönlich vermisse Holz innen, das gibt es aber für den F-Type nicht.

Wie fährt er sich?

300 PS aus zwei Liter Hubraum: Der Vierzylinder knurrt nach dem Start lautstark auf, als wolle er sich selbstbewusst auf die Brust trommeln. Unter Last klingt er auch besser als erwartet. Er bemüht sich redlich, nach Sechszylinder zu klingen, bei Vollgas noch etwas mehr.

An Kraft und Durchzug mangelt es dem Motor jedenfalls nicht. Auch die Straßenlage ist blendend und die Lenkung gut austariert. Aber kurvenkratzende MX-5-Allüren verhindern schon Gewicht und Abmessungen des F-Type, Mit offenem Verdeck und hochgefahrenen Seitenscheiben sind selbst 190 km/h halbwegs erträglich.

Was kostet er?

11.500 Euro spart der Vierzylinder gegenüber dem V6 mit 340 PS in der Anschaffung, 66.300 Euro verlangt Jaguar für den F-Type P300 als Roadster. Aber ist das wirklich kriegsentscheidend, zumal a) die Klientel nicht auf den Heller schaut, man b) einen Jaguar F-Type nicht als Öko-Auto kauft und c) auch der Vierzylinder mit schöner Ausstattung ziemlich teuer wird.

Fazit: 7 von 10

Grundsätzlich ist der Vierzylinder im F-Type gelungen. Aber möchte man in diesem Auto nicht doch eher The Full Monty, also ganz oder gar nicht, auch aus Prestigegründen? Ich persönlich bin hin- und hergerissen. Aber vermutlich nimmt einem Jaguar sowieso bald diese Entscheidung ab. Schlecht fährt man mit dem vierzylindrigen F-Type jedenfalls nicht.

+ tolle Optik, kräftiger Motor, gute Automatik

- für einen Vierzylinder recht teuer

© Motor1.com