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Honda HR-V 1.5 Turbo Sport (2019) mit 182 PS im Test

Wie fährt sich das kleine SUV mit dem neuen Topmotor?

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Der HR-V, Hondas kleines SUV, ist seit 2015 auf dem Markt. Im Herbst 2015 erhielt der Wagen ein Facelift und gleichzeitig entfiel der Diesel. So blieb nur der 130-PS-Saugbenziner. Dieser erhält nun Gesellschaft von einem 182 PS starken Turbobenziner, der aus dem Civic und aus dem CR-V bekannt ist. Dieser Motor wird stets mit der neuen Ausstattung Sport verknüpft. Wir haben diese Variante mit Handschaltung getestet.

Die Sport-Optik

Die neue Ausstattung Sport ist erkennbar an schicken mattschwarzen Alurädern, glänzend schwarzen Leisten am unteren Karosserie-Rand, einem Wabengitter am Grill und je einem ziemlich dicken Auspuffrohre links und rechts. Und die breite Chromleiste, die seit dem Facelift die Front ziert, ist hier etwas dunkler eingefärbt. Mein Testwagen ist grau, was gut zum Wetter passt. Und es passt gut zum HR-V Sport, zu seiner Stealth-Optik mit den dunklen Scheiben. Schade nur, dass die vorderen Türgriffe nicht auch aus dunklem Chrom sind, und dass der Lack nicht matt ist. Sonst könnte ich mich glatt in die Optik verlieben. Auch die Karosserieform ist für meinen Geschmack schick - nach wie vor dem Facelift. 

So dezent das grauschwarze Äußere ist, so überrascht ist man, wenn man die Tür öffnet: Man blickt in eine bordeauxrote Landschaft aus Leder und Stoff:

Der Farbton wirkt auf mich eher edel als sportlich, aber sei's drum. Die Sitze geben ordentlichen Seitenhalt, am Rücken fühlt man sich angenehm umschlossen, an den Oberschenkeln sind die Sitzwangen für scharfe Kurven ein wenig zu weich. Die Materialien machen einen hochwertigen Eindruck, das meiste ist hinterschäumt, und das Armaturenbrett vor dem Beifahrer gibt erfolgreich vor, es wäre mit echtem Leder bespannt:

Der 182-PS-Turbo

Gut, fahren wir los. Einen Startknopf hat das Auto nicht, der Motor wird traditionell per Schlüssel-Dreh gestartet. Wer denkt, dass ein 1,5-Liter-Turbobenziner mit 182 PS in einem doch eher kleinen Auto abgehen müsste wie Harry, sieht sich getäuscht. Der Vortrieb ist durchaus okay, aber die Spucke bleibt mir nicht weg. Ich weiß nicht, woran das liegt. Das Drehmoment von 240 Newtonmeter ist durchaus nicht schlecht, und es liegt von 1.900 bis 5.000 Touren an, und die Beschleunigungs-Normwert von 7,8 Sekunden ist auch ansprechend, aber irgendwie ... springt der Funke nicht über.

Vielleicht liegt es auch am Gewicht? Rund 1,3 Tonnen sind schon ein Wort. Der HR-V liegt dadurch ziemlich satt auf dem Asphalt, fühlt sich sehr solide an, aber nicht so leichtfüßig wie manch leichteres Auto. Ein ähnliches Erlebnis wie bei HR-V hatte ich beim (schweren, soliden) Opel Mokka X, gegen den Opel Crossland X sehr leichtfüßig, aber eher klapprig wirkt.

Schaltung und Fahrwerk

Was mir sehr gut gefällt ist die knackige Schaltung mit ihrem kühlen Edelstahl-Hebel. Damit macht das "Einteilen des Drehmoments" wie der Techniker sagt, richtig Spaß. Wenn Sie Laternenparker sind und in einer kalten Gegend wohnen, sollten Sie im Winter aber vielleicht Handschuhe tragen, sonst friert Ihnen die Hand fest. Die optionale CVT-Automatik für 1.300 Euro Aufpreis habe ich nicht getestet. Ich mag diese Getriebeart nicht besonders, ein boshafter Kollege nennt die Dinger Heulomatic ...

Aber zurück zum HR-V. Das Fahrwerk ist recht straff ausgelegt, aber nicht so, dass es stört. Es erinnert einen nur ab und zu daran, dass man ein sportliches Auto fährt. Hondas Technik-Kommunikator Ko Yamamoto erklärt die amplitudenreaktiven Stoßdämpfer (kennen wir aus dem CR-V) und hebt die Karosseriedämpfer hervor, die das Handling verbessern sollen. Dabei handelt es sich nicht um normale Fahrwerks-Stoßdämpfer, sondern um horizontal quer eingebaute Dämpfer vorne und hinten, die das Handling verbessern sollen. Wenn das einen Effekt hat, habe ich ihn nicht bemerkt. Auch die hervorgehobene Lenkung mit variabler Übersetzung blieb für mich auf den gefahrenen Strecken unauffällig.

Aber wie gesagt, das Fahrwerk ist gut. Auch auf der Autobahn schlägt sich der Wagen wacker. Selbst Tempo 200 (die Schaltversion fährt laut Datenblatt bis zu 215 km/h) sind kein Problem. Nur etwas laut wird es. Schon bei 160 km/h und 4.000 U/min im sechsten Gang werden akustisch Empfindliche seufzen. Das seit dem Facelift in allen HR-V verbaute Active Noise Cancellation (Lärmbekämpfung per Interferenz) hilft offenbar nichts oder nicht genug.

Instrumente

Der Infotainment-Monitor in der Mitte zeigt ein brillantes Bild, und die Garmin-Navigation (Serie beim Sport) funktioniert auch gut. Nicht mehr zeitgemäß sind dagegen die Instrumente. Es können keine Navigationspfeile dargestellt werden, so dass der Fahrer nicht weiß, wohin er fahren soll, wenn der Beifahrer am Infotainment-Display einen anderen Sender sucht. Und die Schilder der Verkehrszeichenerkennung werden nur in einer pixeligen Schwarzweißgrafik dargestellt. Sie pfeifen auf schöne Grafiken, würden nie freiwillig einen Euro dafür ausgeben? Okay, die Ansprüche sind unterschiedlich. Aber dann wollen Sie wahrscheinlich auch keine Verkehrszeichenerkennung und dergleichen, und die bezahlen Sie bei der Sport-Ausstattung mit. Ein Manko ist auch die elektrische Parkbremse. Nicht dass es keine traditionelle Handbremse gibt, stört mich (im Gegenteil), aber dieses Teil nervt wirklich. Sie löst sich nicht automatisch beim Anfahren wie üblich, sondern man muss sie deaktivieren. Und dabei auch noch das Bremspedal drücken.

Raumangebot

Sehr gut gefällt mir am HR-V nach wie vor das Raumangebot. Im Fond sind Bein- und Kopfraum überragend, nicht nur für diese Klasse, sie wären auch für ein Kompakt-SUV noch gut:

Dazu kommen noch die genialen Magic Seats, die sich hochklappen lassen wie Kinosessel. Nicht neu, aber deswegen nicht weniger gut:

Auch der Kofferraum ist sehr gut nutzbar. Die Ladekante liegt (gerade für ein SUV) ziemlich tief, und beim Umklappen wir die Ladefläche fast perfekt eben. Und sie ist 1,85 Meter lang, man kann also auch Ski unterbringen. Nicht schlecht für ein SUV, das auf einem Kleinwagen (Jazz) basiert.

Das interessiert bei einem sportlichen Auto nicht? Nun, beim jüngst präsentierten McLaren GT wurde peinlich genau das Kofferraumvolumen angegeben: vorne 150, hinten 420 Liter. Nicht, dass ich vergleichen will, aber beim HR-V sind es 431 bis 1.473 Liter.

Preise und Ausstattung

Apropos vergleichen. Der HR-V 1.5 Turbo Sport gehört mit 4,35 Meter Länge zu den größten Kleinwagen-SUVs. Die meisten Autos seiner Größe und Leistungsklasse haben Allradantrieb, zum Beispiel der Seat Ateca 2.0 TSI 4Drive DSG. Am besten passen der Nissan Qashqai 1.3 DIG-T mit 160 PS (ab 27.765 Euro) und der Mitsubishi Eclipse Cross 1.5 T 2WD (ab 21.990 Euro). Den HR-V 1.5 Turbo Sport gibt es ab 29.990 Euro. Billig ist der HR-V also nicht, aber er ist auch sehr gut ausgestattet. Zur Serienausrüstung gehören LED-Abblendlicht, Nebelscheinwerfer, die Lenkung mit variabler Übersetzung, Parkpiepser vorn und hinten, Rückfahrkamera, Tempomat, Fernlichtassistent, City-Notbremssystem, Kollisionswarnung, Spurhalteassistent, Verkehrszeichenerkennung, Sitzheizung vorne, 7-Zoll-Infotainmentdisplay mit Navigationssystem, CD-Player und DAB-Radio sowie eine Zweizonen-Klimaautomatik.

Fazit: 8 von 10

Wie so oft gibt es beim Honda HR-V 1.5 Turbo Sport Licht und Schatten. Der 182-PS-Turbo reicht sicher aus, aber wirklich überzeugt hat er mich nicht, das Beschleunigungsgefühl ist einfach nicht so toll, wie 182 PS versprechen. Auf die Negativseite gehören auch die antiquierten Instrumente. Gut sind aber das Fahrwerk und besonders die Schaltung sowie das Innenraumangebot.

+ viel Platz im Fond, geniale Magic Seats, tolle Schaltung, gutes Fahrwerk

- 182-PS-Turbo bietet kein wirklich überzeugendes Beschleunigungsgefühl, veraltete Instrumente

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