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Volvo 300er-Serie (1976-1991): Kennen Sie den noch?

Der stets eher ungeliebte Volvo war eigentlich eine DAF-Entwicklung

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Man kennt Sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen. Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig zu Lebzeiten Flops gewesen sein.

Aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers. In unregelmäßiger Folge wollen wir ab sofort unter dem Titel "Kennen Sie den noch?" so manchen Old- und Youngtimer aus dem Nebel des Vergessens holen.

Es gibt diese Fälle häufiger in der Automobilgeschichte: Modelle, die ein Hersteller fast fertig entwickelt hatte, dann aber unter anderem Markenzeichen herauskamen. Dort jedoch waren sie oft ungeliebte Bastarde, die nicht recht ins Modellprogramm passen wollten. Denken wir etwa an den VW K 70, den Peugeot 309.

Ähnlich, aber doch anders verhält es sich mit der 300er-Serie von Volvo, die zwischen 1976 und 1991 gebaut wurde. 1975 hatten die Schweden die Automobilsparte des niederländischen Herstellers DAF übernommen. Dort befand sich ein DAF 77 für die Kompaktklasse in der Entwicklung, doch das Geld wurde knapp. Optimale Bedingungen für Volvo, die unterhalb des Amazon nichts im Programm hatten, was gerade nach der Ölkrise 1973 ins Kontor schlug. 

Zudem fehlten Volvo die Kapazitäten für eine schnelle Neuentwicklung als Antwort auf den 1974 gezeigten VW Golf. Und so wurde der fast fertige DAF 77 noch in Sachen Sicherheit auf Volvo gepimpt, heraus kam der dreitürige Volvo 343. Kurios: Der 343 rundete mit dem noch kleineren DAF/Volvo 66 das Programm nach unten ab, während er als DAF 77 das Portfolio nach oben abgerundet hätte. 

Vor allem aber war das im Februar 1976 vorgestellte Modell die erste dreitürige Schräghecklimousine, mit dem Volvo erhebliche Marktanteile in der Kompaktklasse eroberte, einem der wichtigsten europäischen Marktsegmente. Mit rund 14.000 DM Grundpreis war der 343 auf dem deutschen Markt jedoch kein Schnäppchen.

Charakteristisch für den zunächst 4,19 Meter langen Volvo 343 (Radstand 2,40 Meter) war die große, weit aufschwingende Heckklappe mit prägnanter Abrisskante, die die Funktion eines Heckspoilers übernahm. Der Gepäckraum war außergewöhnlich geräumig und das Passagierabteil bot fast Mittelklasse-Komfort. Innovatives Detail im zweitürigen Volvo 343 waren die schräg in Richtung Mittelkonsole klappbaren Vordersitze, um den Fondpassagieren den Einstieg zu erleichtern.

Angetrieben wurde der Volvo 343 zunächst ausschließlich von einem 1,4-Liter-Benziner und einer damals außergewöhnlichen, stufenlosen CVT-Automatik, so wie sie bereits im Volvo 66 eingesetzt wurde. Eine weitere Besonderheit war die Transaxle-Bauweise, also die Anordnung des Getriebes an der Hinterachse wie beim Porsche 924 und 944.

Ab 1978 wurde alternativ ein manuelles Schaltgetriebe angeboten. Was noch fehlte, war ein Fünftürer. Diesen präsentierte Volvo im Herbst 1979 unter der Bezeichnung Volvo 345. Im Jahr 1982 folgte ein Facelift, der 343 und der 345 wurden zum Volvo 340 zusammengefasst.

Die fünftürige Version der Volvo 300-Serie erfreute sich rasch besonderer Beliebtheit. Das Motoren- und Getriebeprogramm entsprach dem Volvo 343. Die fünftürige Schräghecklimousine wurde bis 1991 produziert, also mehrere Jahre parallel zu ihrem Nachfolger dem Volvo 440. Auch die drei- und viertürigen Versionen des Volvo 340/360 überlebte der Fünftürer somit.

Im Herbst 1982 präsentierte Volvo eine viertürige Stufenhecklimousine als Spitzenversion der Volvo 300-Serie. Dabei sollte die Typenbezeichnung Volvo 360 die Positionierung oberhalb von Volvo 343/345 verdeutlichen. Der Volvo 360 verfügte zudem über eine gehobene Ausstattung und einen größeren, leistungsstarken 2,0-Liter-Benziner sowie ein Fünfgang-Schaltgetriebe.

Wenig später wurde das Limousinen-Programm abgerundet durch den Volvo 340 mit bekanntem 1,7-Benziner und 1,6-Liter-Diesel. Bei gleichem Radstand waren die viertürigen Volvo 340/360 in den Außenabmessungen mit 4,44 Metern deutlich länger als die Schräghecklimousinen.

Sportliche Topversion der wie alle Volvo 300-Modelle in den Niederlanden produzierten Limousinen war der Volvo 360 GLT mit elektronischer Benzineinspritzung und bis zu 85 kW (115 PS) Leistung. Nachfolger der bis 1989 gebauten Viertürer wurde der Volvo 460.

Insgesamt wurden bis 1991 rund 1,1 Millionen Einheiten der Volvo 300er-Serie produziert, davon rund 146.000 Limousinen mit Stufenheck, den Rest teilten sich Drei- und Fünftürer recht exakt untereinander auf.

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