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Cupra Formentor (2021) mit 150-PS-Diesel im Test

Der Selbstzünder und das Sechsgang-Schaltgetriebe machen aus dem Modell einen sparsamen Komformentor ...

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Der Cupra Formentor war vor dem elektrischen Cupra Born das erste eigenständige Modell des Seat-Ablegers. Also ... so eigenständig wie ein Fahrzeug auf der MQB-evo-Plattform eben sein kann. Trotzdem will Cupra mit dem Formentor natürlich zeigen, wie viel selbstbestimmte Sportlichkeit in der Marke steckt. Und deshalb packt man auch einen glorreichen Fünfzylinder-Benziner unter die Haube. Mit 390 PS. Zusammen mit 7-Gang-DSG und Allrad. Heftig.

Am oberen Ende der Formentor-Nahrungskette geht es mit dem 2,5-Liter-Benziner aus dem Audi RS 3 in dem C-Segment-SUV also ziemlich ambitioniert zu. Etwas konträr wirkt deshalb das untere Ende dieser Hackordnung. Denn die Sportmarke steigt mit dem Formentor tief in den Leistungskeller ab und auch wenn es etwas surreal klingen mag: Das Modell gibt es auch mit 150 PS starkem 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel, Sechsgang-Schaltgetriebe und Frontantrieb. Ob das zusammenpasst? Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht. Test.

Wirklich neu ist diese Vorgehensweise im Konzern nicht unbedingt. Wir erinnern uns beispielsweise an den schnittigen Audi TT, den es in der noch aktuellen FV-Version von 2014 bis 2018 ebenfalls mit einem 184 PS starken Diesel, manuellem Getriebe sowie Frontantrieb gab und sich 2.0 TDI ultra schimpfte. Haben wir auch getestet. Oder denken Sie einfach an den aktuellen Golf GTD, wo VW selbst 200-PS-Sportlichkeit mit Selbstzünder-Sparsamkeit verbinden will. Und zwar recht erfolgreich, wie unsere jüngste Ausfahrt gerade erst ergeben hat. Hier entlang.

Jetzt also der Formentor. Der formal zwar trotzdem ein Formentor ist, rein optisch aber auch sofort auffällt, dass er nicht mit absurder Power gesegnet ist. Eine Auspuffanlage mit vier Endrohren? Fehlanzeige. Böse aussehendes Mattgrau für die Lackierung? Nein. Optional aber trotzdem erhältlich. Sportsitze mit integrierten Kopfstützen? Keineswegs. Stattdessen finden wir am Heck zwei Fake-Auspuffblenden in der Schürze vor und lackiert ist unser Formentor 2.0 TDI-Testwagen in einem unschuldigen Weiß. Was uns jedoch gefällt? Die aerodynamisch optimierten 19-Zöller, die aber auch 1.560 Euro Aufpreis kosten.

Wir nehmen auf den bequemen Standard-Sitzen mit wenig Seitenhalt Platz und starten das wunderlich-dieselige Herzstück - EA288 aus dem VW-Regal. Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt dauert die Vorglühphase eine Gedenksekunde, dann rumpelt es die erste halbe Minute etwas unsanft im Leerlauf. Aber das ist okay, denn so lange wartet man selten mit der Abfahrt und sobald der erste Gang der Sechsgang-Schaltung eingelegt, die Kupplung kommen gelassen und der Formentor in Bewegung ist, verschwindet das Aggregat wieder in den Hintergrund.

Neben den 150 PS sind vor allem die 340 Nm Drehmoment interessant, die zwischen 1.600 und 3.000 U/min anliegen. Die Newtonmeter sorgen zwar nicht für bewusstseinsverändernde Beschleunigungswerte, aber mit 9,3 Sekunden für den 0-100-km/h-Sprint sowie dem Topspeed von 205 km/h können wir uns im Alltag durchaus anfreunden. Mit dem Verbrauch sowieso. Während wir mit dem Cupra Ateca 2.0 TFSI und 300 PS (hier im Test) nur sehr schwer unter der 10-Liter-Marke bleiben konnten, erreichen wir im Diesel-Formentor mit Leichtigkeit unter 7 Liter. Am Ende sind es sogar nur 6,2 l/100km. 4,7 bis 5,0 l/100km verspricht der WLTP-Zyklus. Fair.

Das klingt alles wirklich sehr verlockend, oder? Und wir sind uns deshalb ziemlich sicher, dass Sie jetzt auf das große und fette "aber" warten. Dieses ABER bleibt nicht aus, denn auch wenn überall Cupra drauf steht, stört es uns doch etwas, dass kein Cupra drin und spürbar ist. Wir vermissen vor allem die Eigenschaft, dass wir in einem Cupra so komfortabel wie in einem Pendant von Seat unterwegs sein können. Unter dem Radar. Auf Wunsch aber ein halbwegs gieriges Performance-Fahrzeug zur Hand haben, das zackig um die Ecken geht, viel Traktion mit Allradantrieb bietet und blitzschnell harte Gangwechsel mit Doppelkupplung ausführt.

Mit dem Diesel wird der Formentor konsequent zum Komformentor. Nicht mehr. Egal welchen Fahrmodi wir wählen. Verstehen Sie uns nicht falsch: Diese Komfort-Aufgaben erfüllt der Formentor gut. Auch wenn wir (mit Abzüge in der B-Note) auf Infotainment- und Assistenzsysteme schauen. Beim Weg zur Arbeit, auf Urlaubsfahrten oder bei sonstigen Tätigkeiten, die in der Regel mit einem Auto im öffentlichen Straßenverkehr stattfinden, vermissen wir nichts. Aber so unaufgeregt und komfortabel lässt sich sicher auch der Fünfzylinder bewegen. Hier wird per Knopfdruck aber ein Performance-Biest aus dem Kompakt-SUV. Transformentor statt Komformentor.

Fazit: 6/10 Punkte

Der Cupra Formentor mit Selbstzünder und Schaltgetriebe macht nicht wirklich etwas falsch. Am Ende ist dieses SUV aber einfach nur ein etwas höhergelegter Kompaktwagen mit Diesel. Ein Modell, das trotz seiner Ecken und Kanten beim Design einfach keine fühlbaren Ecken und Kanten im Fahrbetrieb hat. Und dafür wollen dann über 35.000 Euro investiert werden. Mindestens. Und wenn wir so darüber nachdenken, würden wir stattdessen einfach einen aktuellen VW Golf kaufen. Den gibt's nämlich - oh Wunder - mit völlig identischer Technik. Es steht halt nicht Cupra drauf. Aber 3.000 Euro sparen Sie beim Basispreis des Diesels trotzdem.

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