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Lancia Y10 (1985-1995): Klassiker der Zukunft?

Ziemlich klein, ziemlich clever, ziemlich luxuriös

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Unsere geschätzten Leser haben bestimmt schon einmal die Rubrik "Kennen Sie den noch?" studiert. Dort stellen wir Autos von früher vor, die inzwischen fast vergessen sind. Doch was ist mit den Modellen, die durchaus noch zahlreich im Straßenverkehr umherfahren? Jene Typen, die jeder kennt, die schon deutlich über 20 Jahre, teilweise aber auch viel weniger auf dem Buckel haben.

Werden sie einmal Oldtimer? Das birgt Zündstoff für kontroverse Diskussionen. Einige dieser Modelle wollen wir in unserer Reihe "Klassiker der Zukunft?" vorstellen.

Im Laufe dieses Jahrzehnts will Lancia endlich neue Modelle auf den Markt bringen. Bis dahin hält der kleine Ypsilon in Italien die Marke am Leben. Sein Vorfahre war der Y10: 1985 auf dem Genfer Automobilsalon vorgestellt, punktete der 3,39 Meter lange Kleinwagen mit nobler Innenausstattung. Zugleich sollte er den bereits 16 Jahre alten Autobianchi A112 ersetzen.

Wie dieser wurde auch der Y10 in seiner Heimat als Autobianchi vertrieben, in Ländern wie Deutschland aber als Lancia, obgleich lange das Logo von Autobianchi am und im Auto prangte. Da wir schon beim Thema Namen sind: Im Gegensatz zum Rest der Lancia-Modellpalette bekam der Y10 keinen griechischen Buchstaben. Y10 war schlicht der interne Entwicklungscode. 

Spontan könnten Beobachter meinen, der Y10 basierte auf dem Fiat Uno. Doch dem ist nicht so, denn der Lancia nutzte die Plattform des zeitgleich überarbeiteten und fast gleich langen Panda

Der damaligen Mode im Kleinwagen-Bereich folgend setzte der Y10 auf ein Steilheck alias K-Heck, welches durch die schwarze Heckklappe betont wurde. Geplant war diese eigentlich aus Kunststoff, um Gewicht und Kosten zu reduzieren. Beides erfüllte sich in der Entwicklung nicht, weshalb es doch "nur" lackiertes Stahlblech wurde. Apropos Optik: 1991 folgte der Fiat Cinquecento formal dem Y10, war jedoch noch kürzer.

Aber nicht nur optisch stach der Y10 aus der Masse hervor: Innen gab es ein reichhaltiges Armaturenbrett mit allerlei Kontrolllampen. Und als Highlight je nach Ausstattung die Tapezierung von Cockpit und Türen mit Alcantara, einem wildlederartigen Material. Das Radio verbarg sich übrigens hinter einer Abdeckklappe.

Basismotor im Y10 war der von Robotern gefertigte FIRE-Vierzylinder mit einem Liter Hubraum und 45 PS Leistung. "Wohl das zur Zeit modernste Aggregat dieser Klasse", wie die Presse seinerzeit schrieb. Apropos Presse: Die "Auto, Motor und Sport" testete 1985 einen der ersten Y10. Lob gab es für den damals sehr guten cW-Wert von 0,31 und das im Verhältnis zum Format recht gute Raumangebot.

Eher mau war der nur 150 Liter große Kofferraum, der sich auf bis zu 785 Liter vergrößern ließ. Bemängelt wurden zudem die penetrant müffelnden Kunststoffe. In Sachen Fahrleistungen riss der Y10 trotz 775 kg Leergewicht keine Bäume aus: 19 Sekunden auf Tempo 100, 152 km/h Spitze. Aber nur 6,8 Liter Verbrauch. 

Wer hier mehr wollte, musste zum Y10 Turbo mit 85 PS greifen. Er kostete knapp 17.000 Mark gegenüber den 13.200 DM der kleinen Version. 1986 ergänzte sogar ein Allradmodell das Programm. Mitte 1989 erfolgte ein ersten Facelift mit weißen statt gelben Blinkern.

Deutlich umfangreicher fiel die Modellpflege vom Herbst 1992 aus: Geänderte Technik, eine neue Fronpartie und andere Rückleuchten. In dieser Form blieb der Y10 bis 1995 im Programm. Mit ihm verschwand auch der Name Autobianchi, der Nachfolger hieß stets Lancia Y. 

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