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1996 bis 2003: Die goldenen Jahre des VW-Konzerndesigns?

Modelle wie der erste Skoda Fabia, der VW Golf IV und der Audi A6 (C5) können als zeitlos gelten

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Es fiel uns erstmals auf, als wir vor geraumer Zeit den VW Golf R32 fuhren (siehe Link unten). Und kürzlich über das nahende Ende des Audi TT nach 25 Jahren berichteten. Sind die Fahrzeuge des VW-Konzerns zwischen 1996 und 2003 zeitlos gestaltet? 

Spätestens die Fahrt im ersten Skoda Fabia RS untermauerte unsere These. Und so haben wir etwas recherchiert und weitere Modelle von Audi, Seat, Skoda und VW gefunden, die noch echte optische Highlights setzten. Im Gegensatz zu heute.

Hässlich sind die neuen Autos des Konzerns nicht, aber es fehlen echte Ausrufezeichen. Zu viel Effekt, möchte man sagen, mit Lichtleisten hier und bösen Blicken dort. Oder wie im Fall von VW ID.3 und ID.4 doch arger Beliebigkeit. Und auch der aktuelle Audi A4 sticht nicht gerade aus der Masse hervor.

VW Passat B5 (1996-2005)

Warum haben wir den Zeitraum von 1996 bis 2003 für unsere These gewählt? Nun, 1996 setzte der VW Passat B5 ein erstes Highlight, auch was Premium anging. Und 2003 kam der Golf V in einem unharmonischen Design auf den Markt. Zu diesem Zeitraum passen auch die Dienstzeiten einiger Designchefs: Hartmut Warkuß hatte sich bereits mit dem aerodynamischen Audi 100 (C3) von 1982 einen Namen gemacht, er war von 1993 bis 2002 (also in der Ära Piëch) Chefdesigner der Marke VW.

Peter Schreyer, heute bei Hyundai und Kia, leitete zwischen 1994 und 2002 das Audi-Design. Und Luc Donckerwolke, dem wir die betörenden Linien der aktuellen Genesis-Modelle verdanken, war von 1992 bis 2015 für den Volkswagen-Konzern tätig. Natürlich nicht zu vergessen all die weiteren Designer, die diesen prominent postierten Männern zugearbeitet haben.

Beginnen wir unsere Beobachtung bei Audi. Hier ist chronologisch an erster Stelle der erste eigenständige Audi A6 mit dem Code C5, der 1997 erschien. Besonders die Limousine stach mit ihrem Heck aus der Masse hervor. Nicht unumstritten erinnerte es an Bauhaus-Design. Typisch für die Zeit des Konzernchefs Ferdinand Piëch waren die feinen Fugen. Drei Jahre später setzte der neue Audi A4 die Linienführung fort, wenngleich hier beim Stufenheck die Leuchten etwas groß geraten waren.

Die beiden unbestrittenen Design-Höhepunkte der späten 1990er-Jahre bei Audi waren ohne Frage der TT und der A2. Während der Audi TT mit gewissem Retro-Charme seine Fans fand, war der Audi A2 mit Alu-Karosserie und durchdachtem Raumkonzept seiner Zeit zu weit voraus. Heute hat der A2 eine treue Fangemeinde, die gute Gebrauchtpreise zu zahlen bereit ist.    

Wechseln wir zu Skoda und Seat: In Tschechien brach 1996 mit dem ausgewogenen und geräumigen, aber dennoch preiswerten Skoda Octavia eine neue Zeitrechnung an. Mit Hilfe von Giugiaro entworfen, war eigentlich der 1998 erschienene Seat Toledo II als Skoda gedacht, doch er erschien dem tschechischen Ministerpräsidenten zu italienisch. 

Skoda Octavia I (1996-2010)

Die tschechische Politik bekam ab 2001 den Superb vor die Tür gestellt, dessen erste neue Generation nach Jahrzehnten ein gekonntes Badge-Engineering der Langversion des VW Passat B5 war. Auf ihn kommen wir gleich noch zu sprechen. 2023 werden sich Wege von Passat und Superb wieder kreuzen, wenn ihre Nachfolger vom gleichen Band laufen.

Dann wäre da noch der eingangs erwähnte erste Skoda Fabia. 1999 vorgestellt, findet man den RS mit 130-PS-TDI heute praktisch nicht mehr. Stets mit hinteren Türen versehen, wirkt der Polo-Bruder aus unserer Sicht gelungener als der Nachfolger.

Das trifft auch für den Golf IV von 1997 und den Golf V von 2003 zu. Während der Vierer-Golf mit stimmigem Design, hochwertigem Innenraum, tollen Spaltmaßen und schmalen Fugen glänzte, wirkt Nummer Fünf rückblickend unausgewogen. Wie heißt es bisweilen: Auf jede gute Golf-Generation folgt eine nicht so gute. Sorry, Golf VIII.

Als Vorbild für den Golf IV kann der im Jahr zuvor präsentierte VW Passat B5 gelten. Auch er setzte sich in Sachen Optik und Materialien deutlich vom Vorgänger ab. Sein Design mit der kuppelartigen Dachlinie wurde zum Facelift verwässert, fand sich aber noch beim VW Phaeton von 2002 wieder. Jener wurde meist mit Verweis auf die optische Nähe zum Passat geschmäht, doch genau diese lässt ihn gut altern.

Die Jahre von 1996 bis 2003 können zudem als Blütejahre des Diesels gelten. Abgasskandale waren noch weit weg und so sorgte der Selbstzünder im VW Lupo 3L (noch ein interessantes Design) für Verbrauchsrekorde, im Phaeton mit 5,0-Liter-V10 für 313 PS Leistung und 750 Newtonmeter Drehmoment.  

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