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Opel Corsa Electric GS (2025): Alter E-Hase im Test

Kann der Kleinwagen-Platzhirsch bei all der frischen Konkurrenz noch mithalten?

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Der Opel Corsa F ist seit 2019 auf dem Markt - direkt seit Beginn auch mit rein elektrischem Antrieb. Wenn wir uns die schnelle Entwicklung auf dem E-Fahrzeugmarkt, neue und alte Konkurrenten ansehen, stellt sich da direkt eine drängende Frage: Kann der Rüsselsheimer Kleinwagen überhaupt noch mithalten?

Er selbst würde uns jetzt wahrscheinlich antworten: "Yes, of Corsa!" - aber so ganz einfach ist das dann doch nicht. Damit der Opel Corsa etwas an Frische behält, hat er 2023 ein umfangreiches Facelift erhalten, bei dem der Corsa-e nicht nur zum Corsa Electric wurde, sondern auch etliche Neuerungen in Bereichen wie Batterie, Leistung und Digitalisierung bekam. Den inzwischen berühmt-berüchtigten Opel Vizor gab es zudem oben drauf. Aber selbst diese Anpassungen sind schon zwei Jahre alt.

Opel Corsa Electric GS (2025) im Test

Kürzlich legte die E-Top-Motorisierung bei der Reichweite dann noch einmal um sechs Prozent zu, sodass der Corsa Electric jetzt auf 429 Kilometer im optimalsten Fall kommen soll.

Seit Jahren dominiert der kleine Rüsselsheimer die deutschen Verkaufshitlisten im Kleinwagen-Segment. Viermal in Folge wurde er der meistverkaufte Kleinwagen des Landes. Das bescherte ihm insgesamt die Marke von einer Million produzierter Fahrzeuge. Zwar steuert die E-Version nur einen kleinen Teil bei, doch auch hier blieb der Corsa bisher einer der beliebtesten. 

Mit der Ankunft von preiswerteren, moderneren, digitaleren und vor allem reichweiten- sowie lade-stärkeren Modellen könnte die Marktlage für den Liebling der Deutschen langsam kippen. Deshalb haben wir uns den alten E-Hasen erneut vor die Tür stellen lassen. Ist er seinen Preis bei all der frischen Konkurrenz um Renault 5, Hyundai Inster, Fiat Grande Panda und Co. noch immer wert? 

Schnelle Daten Opel Corsa Electric GS (2025) Antrieb Frontantrieb Systemleistung / max. Drehmoment 115 kW (156 PS) / 260 Nm 0 - 100 km/h 8,1 Sekunden Höchstgeschwindigkeit 150 km/h Stromverbrauch / Reichweite (WLTP) 14,2 kWh / 100 km / 429 km Akku (netto) 48,1 kWh Max Ladeleistung / 20 - 80 Prozent 100 kW / 26 Minuten Preis 31.885 Euro

Exterieur | Interieur | Fahrbericht | Batterie, Laden und Verbrauch | Preise und Konkurrenz | Fazit


Exterieur

Ähnlich wie beim Astra Sports Tourer wirkt der Opel Vizor auch beim Corsa wesentlich pfiffiger als noch die Vorfacelift-Version. Der kleine Rüsselsheimer zeigt sich dadurch zwar etwas weniger bieder, wirkt mit seiner noch immer eher rundlichen Front und dem zaghaften Vizor dennoch nicht so dynamisch wie seine eckigen Kollegen.

Als langsam evolutionierter Corsa ist die sechste Generation aber immer noch gut zu identifizieren. Die Grund-DNA zeigt sich in den Proportionen, auch wenn die inzwischen mit 4,06 Metern mehr als 40 Zentimeter länger ist, als der Ur-Corsa. Und auch hier: die Zahlen sprechen für sich! Wer etliche Jahre die Verkaufscharts anführt, hat keine Eile für eine Überarbeitung. Klassisch, kurz und schick!

Interieur

Dem Innenraum merkt man die Marktjahre eher an. Auch wenn hier und da mal eine Auffrischung kam, wirken Kombiinstrument und Infotainment schon recht betagt. Funktionen sind nur eingeschränkt nutzbar, beim Navigationssystem verlässt sich der Corsa gleich auf die Android-Auto-Einbindung. Zudem zeugt die Qualität der Rückfahrkamera von einer längst vergangenen Zeit.

Gerade bei Regen lässt sich hier kaum etwas erkennen und der menschliche Rundumblick muss übernehmen. Leider ist die Übersicht durch die massive C-Säule und die kleine Heckscheibe sehr eingeschränkt, sodass Manövrieren ohne Kamera immer etwas nach Bewegung mit rohen Eiern im Kofferraum aussieht. Und um noch kurz beim schönen Nass zu bleiben: Regnet es, klingt es im Corsa durch wenig Dämmung unterm Himmel wie in Ommas Schrebergartenlaube. Das trommelt zwar blechern, erzeugt jedoch ein wohlig heimeliges Gefühl.

Apropos Kofferraum, mit 267 Litern gehört der ebenfalls nicht zur Elite im Kleinwagen-Segment, verstaut aber immerhin den Wocheneinkauf oder auch mal das Gepäck für einen Kurztrip. Dank Multi-Antriebsplattform ist hier aber auch keine extra Ablage für das Ladekabel mitgedacht. Wer das unbedingt mitschleppen will, muss auf ein bis zwei Urlaubssouvenirs verzichten.

Der Renault 5 bietet beispielsweise 326, der Fiat Grande Panda ganze 361 Liter. Aber der ist auch etwas höher. Der Mini Cooper E kann das Ladevolumen mit 210 Liter sogar noch unterbieten. Wer doch mehr Platz braucht, kann über die 60:40 klappbare Rückbank auf ordentliche 1.042 Liter erweitern. Zum leichten Beladen ist die Heckabschlusskante leider etwas zu hoch geraten. Diesen Makel teilt sich der Corsa aufgrund der passiven Sicherheit aber mit so ziemlich jedem nicht-Crossover-Kleinwagen.

Ordentlich ist hingegen der Sitzkomfort in der ersten Reihe. Der Fahrersitz kann in eine sehr tiefe Position gebracht werden, um möglichst viel Feeling von der Straße mitzunehmen. Ein Plus, das viele Kleine mit E-Plattform nicht bieten können. In der zweiten Reihe wird es dann mit jedem Zentimeter Körpergröße zunehmend eng. Für Kinder oder Kurzausflüge mit Erwachsenen geht das dennoch in Ordnung.

Abmessungen Opel Corsa Electric GS (2025) Länge x Breite x Höhe 4.061 x 1.435 x 1.745 mm Radstand 2.538 mm Gewicht 1.544 kg Max. Zuladung 376 kg Kofferraumvolumen 267 - 1.042 Liter

Fahrbericht

Beim Fahren zeigt sich der Opel Corsa Electric freudig quirlig. Das Fahrwerk und die Lenkung bilden eine schön agile Einheit, mit der es sich durchaus nett durch das kurvige Ruhrpott-Umland lenken lässt. Eventuell übrig gebliebene Pflastersteinabschnitte schluckt er dennoch gut weg.

Der Corsa ist für jene richtig, die gerne ihre Umgebung spüren, aber auch nicht gleich mit einem Rückenschaden aussteigen wollen - hart aber herzlich! Für allzu beherztes Fahren ist die Bremse dann aber einen Ticken zu indirekt. Im Kräfteverhältnis zwischen Gewicht und Fahrwerten findet der Rüsselsheimer mit dem großen E-Antrieb hingegen eine schöne Balance. Wenig aufdringlich und gut dosierbar.

Leider kann er mit seiner Kraft nichts ziehen und muss damit einen weiteren Minuspunkt gegenüber seinen neuen Konkurrenten wie dem R5 hinnehmen. Nicht mal Fahrräder kann er aufsatteln - es gibt keine Stützlast.

Die Rekuperationsstärke lässt sich Stellantis-typisch nur am Regler für die Fahrstufen auf der Mittelkonsole einstellen. Wer da mehr Gewalt und Mitspracherecht braucht, wird mit dem alten E-Hasen vermutlich nicht glücklich - zumal auch kein One-Pedal-Driving vorhanden ist.

Batterie, Laden und Verbrauch

Das leichte Reichweiten-Plus macht die Weiterentwicklung der Nickel-Mangan-Kobalt-Batterie möglich. Auch das Antriebssystem soll effizienter arbeiten, sodass der Opel Corsa Electric in seiner jetzigen Top-Version mit 115 kW 14,2 kWh auf 100 Kilometern schluckt.

Und das scheint bitter nötig! Denn, wer laden will, braucht beim Corsa vor allem eines: Zeit! Zwar kommt der Kleine auf dem Papier auf eine maximale Ladeleistung von 100 kW, allerdings hält er die (wie Sie unten an der Ladekurve sehen können) nur über einen sehr kurzen Zeitraum und fällt danach direkt auf nicht mal 50 kW im Schnitt ab. Wer auch nur 20 Kilometer aus der Batterie mehr rausquetscht, muss später laden - oder kommt im besten Fall direkt an der Wallbox daheim an.

Abseits dieses Mankos ist der Verbrauch vollkommen okay. 14,8 kWh Strom genehmigte sich der Corsa im Schnitt, 12,7 kWh standen in der Stadt auf der Uhr. Das sind für einen alten Hasen mit betagter Batterietechnik immer noch sehr gute Werte.

Preise und Konkurrenz

Mit einem Start bei 29.990 Euro unterbietet der Opel Corsa gerade so die 30.000er Schwelle. Für Vortrieb sorgen dann 100 kW (136 PS) gespeist aus einer 50-kWh-Batterie. Bei 31.490 Euro gibt es 115 kW (156 PS) mit 51-kWh-Batterie. Unser Testwagen als GS mit letzterer Kombination steht ab 31.885 Euro bereit. Als Benziner startet der Corsa hingegen schon bei 22.680 Euro. Es gilt also auf günstige Leasingraten zu schielen.

Den Mini Cooper E gibt es ab 28.150 Euro. Der Renault 5 startet bei 27.900 Euro. Der Plattformbruder aus dem Stellantiskonzern, der Peugeot e-208 mit selber Motor-Batterie-Kombination legt erst bei stolzen 37.525 Euro los. Wer es höher mag, findet mit dem Hyundai Inster ab 23.900 Euro und dem Fiat Grande Panda ab 24.990 Euro günstigere, bei ersterem zudem auch pfiffigere Alternativen.

Fazit

Das Design und die Fahrwerte halten den Opel Corsa Electric frisch. Sein Alter macht sich aber bei der digitalen Einrichtung und der Ladeleistung bemerkbar. Wer einen kompakten Allrounder sucht, der auch mal Urlaubsstrecken bewältigen soll, muss aufgrund der unterdurchschnittlichen Ladeleistung Zeit beim Reisen mitbringen.

Hier gibt es Konkurrenten wie eben Hyundai Inster und Renault 5, die das wesentlich besser hinbekommt. Dadurch schiebt sich der Rüsselsheimer nicht nur in Richtung Zweitwagen oder Kurzstreckenbewältiger, sondern leider auch eher in Richtung Zuhauselader - trotz recht großer Reichweite und gutem Verbrauch. So wird aus dem "Yes, of Corsa!" eher ein "Hm, tja, mal gucken, vielleicht Corsa!"

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