Statt Dusche gibt es Lichtzonen, Wollfilz und ein Längsbett
Marecamper bleibt seiner Linie treu und geht mit dem Modell 2.0 auf MAN TGE eine Stufe weiter - wortwörtlich. Anstelle des kompakten Konzepts auf T6.1-Basis gibt es nun mehr Länge, mehr Ausstattung und ein etwas anderes Raumgefühl. Der Hamburger Ausbauer verzichtet zwar weiterhin auf eine Nasszelle, setzt aber konsequent auf Komfort, hochwertige Materialien und praktische Autarkie-Lösungen.
Ähnlich wie der Freedo M 599 auf gleichem Basisfahrzeug kombiniert auch der Marecamper modernes Design mit einem funktionalen Zwei-Personen-Grundriss. Während sich der Freedo etwas technikverliebter gibt, liegt der Fokus beim Marecamper mehr auf wohnlichem Ambiente: Selbst das Licht ist in Zonen aufgeteilt und dimmbar.
Die Entscheidung gegen ein festes Bad bringt beim Marecamper auf TGE-Basis einen klaren Raumvorteil. Anstelle von Duschvorhang und Wassertank-Logistik verfügt er über einen zentralen Wohnraum mit frei verschiebbarem Tisch, ausziehbarem Längsbett und aufgeräumter Küchenzeile.
Die 70 Zentimeter breite Sitzgruppe lässt sich mit wenigen Handgriffen in ein 160 mal 200 Zentimeter großes Bett umbauen. Ein echtes Plus ist die maßgefertigte Matratze, die einige Lösungen klassischer Seriencamper in puncto Liegekomfort deutlich in den Schatten stellt.
Der Wohnraum überzeugt aber nicht nur durch seine clevere Anordnung. Die Wände und die Decke sind mit 2 mm starkem Wollfilz verkleidet. Er ist in verschiedenen Farben wählbar und sorgt für eine angenehme Akustik und Haptik. Die Oberschränke sind von innen beleuchtet, die LED-Lichtquellen arbeiten flackerfrei mit Warmton und lassen sich zonenweise dimmen. Ein Konzept mit fünf Zonen, das für die Camperklasse durchaus ambitioniert wirkt, aber auf charmante Weise funktioniert.
Gekocht wird auf einem Gas-Ceran-Feld mit 2,5 Kochstellen. Die halbe Herdplatte ist dabei kein Rechenfehler, sondern eine clevere Lösung. Der große Kompressorkühlschrank fasst 90 Liter, verfügt über ein entnehmbares Eisfach und eine Spüle aus Edelstahl, die hochwertig und solide wirkt.
Dank einer 190-Watt-Solaranlage, einer 92-Ah-Victron-Batterie und 18-Liter-Frisch- sowie 14-Liter-Abwasserkanister steht der Camper autark. Dieses System ist vielleicht nicht für eine Weltreise geeignet, aber für das lange Wochenende abseits befestigter Plätze vollkommen ausreichend.
Der Ausbau ist nicht auf den MAN TGE beschränkt, sondern lässt sich auch auf Crafter, Sprinter, Movano oder Master umsetzen. Preislich beginnt der Marecamper je nach Basisfahrzeug und Ausstattung bei etwa 75.000 Euro. Das vollausgestattete Modell auf MAN TGE liegt bei rund 115.000 Euro und damit weit über dem klassischen Serienstandard, bietet dafür aber auch entsprechende Verarbeitung und Technik.
Somit bleibt der Marecamper 2.0 ein Ausbau für Individualisten, die klare Vorstellungen von Raum, Funktion und Design haben. Ob Bambus-Dekor, Linoleum oder Schiffsboden - das Materialangebot ist vielfältig und sorgt immer für einen hochwertigen Look. Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass weniger tatsächlich mehr sein kann, wenn man weiß, worauf man verzichten kann und worauf nicht. Eine Nasszelle gehört offenbar nicht zu Letzteren.
Wer mit dem Marecamper liebäugelt, findet Alternativen unter anderem bei Karmann mit dem Davis oder Dexter, bei Forster mit dem Livin Up Pro oder auch bei Knaus mit dem Boxtime. Etrusco bietet mit dem CV 600 SB, Bürstner mit dem neuen Papillon oder Habiton und Crosscamp mit dem ADVTR 6.0 DF ebenfalls frische Campervans mit unterschiedlichen Längs- und Querbettlösungen.