Preis rauf, Produktionszahlen runter – für die Briten scheint das der zukünftige Weg
Jaguar steckt gerade im größten Umbruch der 90-jährigen Markengeschichte. Die Briten haben den radikalen Schritt gemacht, alle vier Baureihen einzustellen und ins Luxus-Segment aufzurücken. 2026 soll ein neues Fahrzeug kommen: eine elektrische Luxuslimousine. Teurer als jeder Jaguar zuvor, leistungsfähiger - und vor allem ... seltener.
"Wir haben sehr realistische Volumenerwartungen", sagt Brandon Baldassari, Chef von Jaguar USA. "Das ist kein riesiges Segment, also werden wir davon keine Million Einheiten verkaufen. Diese Autos werden selten sein - wenn Sie eines sehen, ist das ein besonderer Anlass."
Als Designstudie 2024 vorgestellt und Type 00 getauft, bringt Jaguars neuer Stromer markante Proportionen und ein hyper-monolithisches Design mit sich. Das Showcar hatte zwar nur zwei Türen, doch die Serie wird eine echte Limousine mit vier Türen und vier Sitzen. Baldassari verspricht, dass das Serienauto viel vom Look des Konzepts übernimmt.
"Unsere Volumina gehen runter, also braucht man natürlich auch weniger Händler", sagte Baldassari Motor1 bei The Quail. "Einige unserer Händler geben ihr Franchise freiwillig zurück. Vielleicht ist ihr Markt einfach kein großer EV-Markt, oder sie glauben nicht daran."
Künftig setzt Jaguar nicht auf Masse, sondern auf Marge pro Auto.
"Der Versuch, Volumen zu jagen wie damals mit F-Pace und XE, und über Monatsraten zu konkurrieren - das ist kein Luxus. Das ist nicht das, wo wir hinmüssen", sagt Baldassari. "Wir sind besser, wenn wir den Preis aufrufen, den wir aufrufen wollen, nicht rabattieren, in kleinen Stückzahlen produzieren, sodass wir ehrlich Geld verdienen, aber den Markt nicht fluten. Ein bisschen Knappheit, und wir haben als Autobauer ein gesundes Geschäft."
Für treue Jaguar-Kundinnen und -Kunden wird das ein Preisschock. Baldassari rechnet damit, dass sich der durchschnittliche Verkaufspreis verdoppeln wird - von 65.000 auf rund 130.000 US-Dollar. Sorgen um Käufer macht er sich nicht - dank der Nähe zu Range Rover.
"Wir verkaufen das über die Jaguar-Land-Rover-Händler, die den ganzen Tag Range Rover für 200.000 Dollar verkaufen", so Baldassari zu Motor1. "Diese Händler kennen diese Klientel und wissen, wie man sie betreut. Sie verstehen diese Kundschaft. Deshalb glauben wir, dass wir ein starkes Retail-Netzwerk haben."
Ob diese Käuferbasis Jaguares neuen Kurs langfristig trägt, muss sich zeigen. Das Luxus-EV-Segment ist eines der härtesten im Markt - Design und Innenraum-Technologie sind entscheidend, weil sich elektrische Antriebe hinterm Lenkrad oft sehr ähnlich anfühlen.
So oder so wirkt Baldassari überzeugt, dass dies der richtige Weg für die Traditionsmarke ist. Hoffen wir, dass er recht behält und die Verknappung nicht darauf basiert, dass das neue Aushängeschild von Jaguar niemand haben will.