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Die 1.000-Kilometer-Wunderbatterie von Nio ist tot

Der 150-kWh-Festkörperakku nutzte mehr dem Marketing als der Kundschaft, so Firmenchef Li.

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Anfang 2021 mit großem Tamtam angekündigt, 2023 bei einer 1.000-km-Challenge erprobt, ist die Festkörperbatterie von Nio mit einer Speicherkapazität von 150 kWh nun tot: Die Produktion wurde nach ein paar hundert Exemplaren eingestellt, sagte nun Firmenchef William Li. Als Grund dafür nannte er die mangelnde Nachfrage. 

Drei Jahre nach der ersten Ankündigung und nach mehreren Verzögerungen hatte Nio im April 2024 mit der Serienproduktion seiner 150-kWh-Festkörperbatterie begonnen. Streng genommen handelt es sich allerdings nur um eine Halbfestkörperbatterie (Semi-Solid-State Battery). Dabei wird ein halbfester, gelartiger Polymer-Elektrolyt eingesetzt.

Der Akku habe sich als wertvolles Marketinginstrument erwiesen, aber die Kundschaft nutzte ihn nur selten, sagte Li laut einem Artikel von Electric-Vehicles.com. "Wir haben den 150-kWh-Akku letztes Jahr in China in Serie produziert. Wir haben mehrere hundert Akkus hergestellt", so Li. Wann die Fertigung eingestellt wurde, sagte der Manager nicht.

Der Akku ermöglicht im Nio ET7 eine Reichweite von über 1.000 Kilometern, wie Li persönlich bei einer 14-stündigen Fahrt im Dezember 2023 demonstrierte - natürlich im Wechsel mit anderen Fahrerinnen und Fahrern. Dabei betrug die Durchschnittsgeschwindigkeit immerhin 84 km/h. Von der normalen Nio-Kundschaft konnte der Akku über die chinesischen Batterietausch-Stationen der Firma bezogen werden: Er ließ sich gegen die normalen 75- und 100-kWh-Batterien eintauschen und in allen Nio-Modellen einsetzen.

Doch bei der Kundschaft war die Batterie weniger beliebt als erwartet. "Es stimmt, dass der Akku eine sehr große Reichweite bietet, da er eine sehr hohe Energiedichte besitzt, aber er ist auch etwas teurer als durchschnittliche Akkus", so Li.

Li führte die mangelnde Nachfrage auch auf die gute Batterietausch-Infrastruktur in China zurück: "Vor Jahren, als es noch nicht so viele Batteriewechselstationen gab, lag das Nutzungsverhältnis zwischen 75-kWh- und 100-kWh-Batterien bei 50/50, sagte Li. "Doch jetzt, da wir in China über 3.500 Wechselstationen haben, bevorzugen tatsächlich 97 % der Nutzer die 75-kWh-Variante gegenüber der 100-kWh-Variante."

Ohnehin sei die Zahl der Leute, die 1.000 km nonstop fahren wollen, sehr begrenzt, gab Li zu. Deswegen werde die Batterie auch nicht nach Europa kommen, zumal dafür zusätzliche Tests und eine Zertifizierung erforderlich wären. Das dafür nötige Geld wolle man lieber in den Aufbau zusätzlicher Tauschstationen stecken. "Ganz abgesehen davon, dass der 150-kWh-Akku in der Abonnementgebühr ziemlich teuer ist, glauben wir, dass er weder aus geschäftlicher Sicht noch aus Sicht des Anwendungsfalls oder der Benutzererfahrung Sinn macht", sagte Li.

Unter dem Strich

Der 150-kWh-Akku, mit dem Nio seit der Ankündigung im Jahr 2021 so viel Wirbel auslöste, ist Geschichte. Das Projekt wurde offenbar beerdigt. In China werden so große Akkus schlicht nicht benötigt - angeblich nutzt man im Reich der Mitte schon ab 300 km Wegstrecke meist den Schnellzug oder den Flieger.

Das aber dürfte Firmenchef William Li von vornherein gewusst haben. Er hat den Akku wohl vor allem als Marketinginstrument gesehen. Deshalb standen auch nie mehr als ein paar hundert Stück davon zur Verfügung, und die Leihgebühr war hoch. Nach Europa, wo so große Akkus eher einen Sinn ergeben, wird die Batterie also wohl nicht kommen, zumindest nicht in einem Nio.

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