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Hyundai Kona Hybrid (2020) im Test

Alternative für ökonomische SUV-Fans?

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Nun sag, wie hast du's mit der Religion? An diesen Satz aus Goethes Faust muss man dieser Tage oft denken, wenn es um das Auto geht. Alles, was irgendwie einen Stecker hat, wird entweder als Gottesgeschenk angepriesen oder zum Teufel auf Rädern erklärt. Moment mal, möchte man rufen: Kann nicht jeder nach seiner Fasson selig werden? Bei Hyundai scheint man so zu denken: Hier gibt es alles im Modellprogramm: Knallbüchsen wie den i30 N, Wasserstoff im Nexo oder den Ioniq mit Plug-in-Hybrid und reinen Elektroantrieb. Seit vergangenen Sommer ist der Kona auch als Hybrid erhältlich. Wir haben ihn getestet.  
 

Was ist an diesem Auto so besonders?

Kein anderes SUV in der Klasse unter 4,20 Meter bietet so viele Antriebsoptionen wie der Kona: Benziner, Diesel, Elektro und Hybrid. Nur ein Plug-in-Hybrid fehlt noch, aber die Technik dafür wäre vorhanden. Ich betrachte mir die Optik: Nach wie vor muss man das Design des Kona mögen. Unvorteilhaft erscheinen mir vor allem die hinteren Blinker, sie sind weit unten im Stoßfänger angebracht. Unlackierter Kunststoff an der Karosserie suggeriert eine gewisse Rustikalität. 17 Zentimeter Bodenfreiheit plus Frontantrieb sollten zumindest für Waldwege reichen.

Innen schlägt die große Stunde des Hyundai Kona: Alles ist leicht bedienbar angeordnet, ins Auge sticht das neue 10,25-Zoll-Navi. Einzig die Abwesenheit des Drehzahlmessers verrät den Hybrid. Stattdessen zeigt mir eine Anzeige, wie ökonomisch ich fahre und wann die Batterie geladen wird. Apropos Anzeigen: Das Cockpit ist klassisch analog und verzichtet auf Mäusekino-Spielereien. Sowohl Materialien als auch Verarbeitung gehen in Ordnung.

Unverändert gut ist das Platzangebot des 4,16 Meter langen Kona Hybrid. Der Transport von vier Personen dürfte nicht für Zoff sorgen. 361 bis 1.143 Liter fasst der Kofferraum, beim "normalen" Kona sind es gleich viel. Zum Vergleich: 400 bis 1.280 Liter schluckt der Seat Arona. 

Wie fährt er sich?

Jetzt aber ran ans Lenkrad und losgelegt! Lautlos startet der Kona Hybrid, ein Signalton weist darauf hin, dass das Auto angelassen ist. Die ersten Meter rolle ich rein elektrisch, ein "EV"-Zeichen leuchtet dann in den Instrumenten auf. 1,56 Kilowattstunden Energie kann der Lithium-Polymer-Akku speichern. Übersetzt: Wenn Sie einen Kilometer rein elektrisch schaffen, bekommen Sie die Motor1-Verdienstmedaille in Gold. Für überschaubare Tempo-30-Zonen reicht aber der Saft, ebenso im stockenden Verkehr.

Interessant ist das Motoren-Duo im Kona Hybrid: Hier ein 1,6-Liter-Saugbenziner mit 105 PS Leistung, dort ein 44 PS starker Elektromotor. Letzterer liefert sogar mehr Drehmoment als der Ottomotor, die Systemleistung beträgt 265 Newtonmeter und 141 PS. Durch die zusätzliche Kraftspritze geht der Wagen besser voran als gedacht, dazu trägt auch das Doppelkupplungsgetriebe bei. Brutal rasant ist der Kona Hybrid aber nicht, was besonders meinen sportlich angehauchten Kollegen auffällt: 11,6 Sekunden auf Tempo 100 und 160 km/h Spitze erziehen zu Gelassenheit. Laut Tacho sind übrigens 174 km/h drin, bis 130 bleibt der Hyundai angenehm leise.

Sänftenartiges Dahingleiten verhindert leider das mit 18-Zoll-Bereifung bestückte Fahrwerk unseres Testwagens. Die daraus resultierende straffe Note passt nicht recht zum Charakter des Kona Hybrid. 

Was kostet mich der Hybrid?

Wenden wir uns final den Kosten zu: Unser Testverbrauch lag bei 6,3 Liter. Ein mittelprächtiger Wert und exakt zwei Liter über der Werksangabe. Hier zeigt sich, dass bei einem Hybrid das Streckenprofil entscheidend ist. Unser italienischer Kollege Fabio Gemelli, der seinen Verbrauchstest auf stets derselben Strecke fährt, erzielte mit dem Kona Hybrid sehr gute 4,4 Liter im Schnitt. Machbar ist die Vier vor dem Komma also durchaus.

Ein Schnäppchen ist der Hyundai Kona Hybrid laut Preisliste nicht: Sie beginnt bei 26.900 Euro, viele Extras sind nur im Paket erhältlich. Schade auch, dass es einen adaptiven Tempomat optional nur für die Topversion namens "Premium" gibt. 

Bereits ab 25.800 Euro bekommt man den Ioniq Hybrid mit dem gleichen Antriebsstrang. Und wie sieht es innerhalb der Kona-Familie aus? Hier drängen sich die Versionen mit DCT-Getriebe und ungefähr vergleichbarer Style-Ausstattung auf. Der Turbobenziner mit 177 PS kostet so 25.630 Euro, der 136 PS starke Diesel 26.930 Euro. 

Fazit: 6/10

Kein Koma im Kona: Der SUV-Hybrid von Hyundai gefällt mit angenehmen Manieren. Er drängt sich in vielerlei Hinsicht nicht auf. Ein Verbrauchsvorteil ergibt sich aber nur bei passendem Streckenprofil und Fahrer. Und auch wenn die Serienausstattung durchaus reichhaltig ausfällt: Der Preis ist ziemlich happig.

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