Die Aussage ist eine todsichere Methode, um Enthusiasten zu provozieren
Ein Getriebe wirklich selbst zu schalten, wird immer mehr zu einer verlorenen Kunst. Immer mehr Autohersteller schaffen das dritte Pedal komplett ab. Klar, der Komfort eines Automatikgetriebes ist unbestreitbar, aber es gibt halt auch noch andere Gründe, warum das Schaltgetriebe verschwindet.
Die immer komplexeren Fahrerassistenzsysteme sind immer mehr auf Automatikgetriebe ausgerichtet. Ein Auto mit beiden Getriebearten zu entwickeln, erhöht die Kosten. Und die sind schwer wieder hereinzuholen, da die Nachfrage nach Schaltgetrieben weiter abnimmt. Auch Emissionsvorschriften spielen eine Rolle, da moderne Automatikgetriebe tendenziell effizienter sind als manuelle.
Im Kern des Niedergangs der manuellen Getriebe steht jedoch die nachlassende Nachfrage. Autohersteller wären möglicherweise eher bereit, diese Hindernisse zu überwinden, wenn mehr Menschen Autos mit drei Pedalen kaufen würden. Aber das tun sie nicht.
Und die Situation wird sich eher verschlechtern, angesichts der schrumpfenden Zahl an Sportmodellen und des Aufstiegs von Elektrofahrzeugen. In einem Interview mit Car Magazine sagte Tyrone Johnson, seines Zeichens Geschäftsführer des Hyundai Technical Centre Europe in Deutschland, nun mehrere bemerkenswerte Sätze dazu. Unter anderem meinte er, dass niemand mehr manuelle Getriebe will.
Diese Aussage mag übertrieben klingen, aber Fakt ist: Schaltgetriebe sind eine aussterbende Spezies, an der nur noch einige Enthusiasten festhalten. Selbst Porsche spürt das. Beim 992.2 911 Carrera S etwa hat man das Schaltgetriebe eingestellt. Einfach weil selbst hier zuletzt nur mehr knapp zehn Prozent der Kunden eines bestellten.
Es ist nicht nur das Schaltgetriebe, das an Beliebtheit verliert. Johnson glaubt auch, dass Käufer keine manuellen Handbremsen oder analogen Instrumente mehr wollen. Das gilt wahrscheinlich für die meisten Kunden unter 40. Bei älteren Fahrern dürfte eine größere Prozentzahl noch einen Handbremshebel ziehen oder auf einen echten Tacho und Drehzahlmesser glotzen wollen.
Natürlich gibt es Ausnahmen, aber der Trend ist klar. Zur Wahrheit gehört aber auch: die Autohersteller lassen uns immer weniger Auswahl. Ein neues Auto kommt höchstwahrscheinlich mit einer elektronischen Handbremse, einem vollständig digitalen Instrumentencluster und einem Automatikgetriebe. Auch die Kosten sind ein Faktor, denn die Vereinfachung der Optionsliste macht die Entwicklung und Herstellung von Autos günstiger.
Johnson war während des Interviews offensichtlich im Provokationsmodus, denn er sagte auch, dass wir dem Niedergang von Sportwagen mit Verbrennungsmotor nicht nachtrauern sollten. Ältere Modelle, behauptete er, seien im Vergleich zum Ioniq 5 N meilenweit entfernt - eine Enttäuschung. Er argumentierte, dass sich Elektrofahrzeuge in 10 Jahren so weit entwickelt haben, wie benzinbetriebene Autos in den letzten hundert. Künstliche Motorengeräusche, die über die Lautsprecher abgespielt werden, seien ein guter Ersatz für das Dröhnen eines Verbrennungsmotors, fügte er hinzu.
Ich verstehe nicht, warum man glaubt, dass Sportwagen aussterben. Wenn man schnell fahren will, gibt es nichts Besseres als ein Elektrofahrzeug. Ich verstehe die Nostalgie nicht.
Es ist völlig verständlich, wenn Sie den meisten dieser Aussagen nicht zustimmen, aber wir müssen die breitere Perspektive berücksichtigen. Wenn Sie Motor1 lesen, sind Sie wahrscheinlich relativ autointeressiert, die meisten Menschen aber sind keine Autofanatiker.
Autohersteller wollen logischerweise nicht in Funktionen investieren, die nur wenige Leute kaufen. Das wäre nicht wirtschaftlich. In einer zunehmend digitalen und kostenbewussten Branche sind manuelle Getriebe zu Relikten geworden, die von zu wenigen Kunden geschätzt werden, um ihre Existenz zu rechtfertigen.
Ferrari drückte es zuletzt besonders drastisch aus: Wenn Sie ein manuelles Getriebe wollen, kaufen Sie ein Gebrauchtwagen (hier zu lesen auf der Seite unserer US-Kollegen).