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Ferrari 488 Pista im Test

Erreicht der Track-488 das Level seiner illustren Vorfahren?

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Maranello (Italien), 7. Juni 2018 - Es gibt Momente, die ihre Spuren hinterlassen, diese magischen "ersten Male". Ich wurde ein paar Kilometer von Maranello entfernt geboren; als Kind hing ich ständig am Zaun um die Strecke und lebte sie von außen. Und jetzt stehe ich hier. In Fiorano. Ich habe gerade zum ersten Mal den neuen Ferrari 488 Pista gefahren. Was soll ich sagen: Es war eine Mischung aus Erinnerungen und Emotionen, wie sie nur das Cavallino Rampante erzeugen kann.

20 Prozent mehr Aero
Noch nie war eine Spezialversion eines Mittelmotor-Ferrari so extrem. Und das bei diesen Vorfahren. Die Namen allein verursachen bei mir ansatzlos Gänsehaut: Der erste Challenge 348, der 355, der 360 Challenge Stradale, der mit Michael Schumacher entwickelte 430 Scuderia. Und natürlich der 458 Speziale, für viele noch immer der beste Mittelmotor-Sportler aller Zeiten. Natürlich ist auch der neue 488 Pista auf maximale Performance ausgelegt. Um das zu erkennen, braucht der Motor nicht an zu sein; die aerodynamische Raffinesse siehst du an allen Ecken und Enden. Der Pista ist 20 Prozent aerodynamischer als der 488 GTB. Schuld daran haben ein neuer S-Einlass an der Front (die Luft wird hier durch eine enge Lücke und von dort über die Nase des Autos gedrückt), die seitlichen Flicks des 488 GTE und ein Haufen Arbeit an Unterboden und Diffusor. Die großen seitlichen Löcher versorgen den Motor nicht mehr direkt mit Luft, sondern sind jetzt für die größeren Ladeluftkühler da.

So fährt er
Erstmal reinkommen. Ferraris Chefpilot Raffaele De Simone nimmt mich auf ein paar "Aufwärmrunden" mit. Die sanfte Harmonie des Pista, wie er Kurve um Kurve nicht niederfährt, sondern austänzelt - allein das ist bereits jetzt unglaublich. Außerdem merke ich den Downforce über 180 km/h deutlich. Meine drei Runden in Fiorano (Qualität, nicht Quantität, Freunde!) hätte ich mir dann ehrlich gesagt etwas anders vorgestellt. So schlimm? Ganz im Gegenteil. Ich hätte nie erwartet, dass ich sofort so selbstbewusst fahre. Die Siebengang-Doppelkupplung? Soll dir die Gänge in "Race" in weniger als 30 Millisekunden reinhauen, aber was mich am meisten beeindruckt hat, war die schiere Gewalt der Gangwechsel. Brutaler und effizienter kann bisher kein Doppelkuppler geschaltet haben.

Noch unmittelbarer, noch ausgefeilter
Die Brembo-Stopper verdienen ebenfalls ein paar Worte. Sie sind lächerlich kräftig, aber Ferrari hat hart am Bremsgefühl gearbeitet. Der aus dem 488 Challenge abgeleitete Bremskraftverstärker hilft, dieses Rennwagen-Gefühl zu erzeugen, das dir noch mehr Vertrauen auf der Rennstrecke, dem eigentlichen Spielplatz dieses Supersportwagens, gibt. Der Pista wirkt hier noch reaktionsschneller und agiler als der GTB, gleichzeitig ist er aber beherrschbarer. Auch im Übersteuern. Wieder und wieder ist es ein absolutes Wunder, wie Ferrari die Balance seiner Mittelmotor-Raketen immer noch ein Stückchen besser macht. Immer noch ein bisschen mehr auf den Punkt.

Wunderwerk FDE
Natürlich gibt es auch hier wieder unzählige Elektronik-Akronyme. Das neueste ist FDE (Ferrari Dynamic Enhancer), eine Art Stabilitätskontrolle, aber mit einem sehr guten Sinn für Humor. Es arbeitet im CT-OFF-Modus (wie immer einstellbar über den kleinen Manettino-Schalter am Lenkrad) und ist in der Lage, den 488 Pista in einem Einsatzfenster innerhalb eines Gierwinkels von etwa 30-40° zu halten. Sprich: Sie können es ordentlich qualmen lassen, mit schicken Driftwinkeln aussehen wie ein absoluter Lenkrad-Gott und haben trotzdem noch einen doppelten Boden. Cleveres und sehr spaßiges Zeug, wirklich. Natürlich können Sie auch alles ausschalten und noch mehr Rauch und heroische Bilder produzieren, aber das Schöne an FDE ist, dass Sie die millimetergenaue Ferrari-Präzision noch mehr schätzen können. Mehr noch als der 488 GTB (und das ist wirklich schwer) schmeichelt dieses Auto dem Fahrer. Auf der Straße ist der Pista unter normalen Umständen natürlich nicht annähernd an seine Grenzen zu bringen, aber auch hier schlägt er sich einwandfrei. Er ist etwas straffer als der GTB, aber dank der adaptiven Dämpfer, die man per Knopfdruck weicher stellen kann, auch auf schlechteren Straßen nie wirklich unangenehm.

Turboloch endgültig eliminiert
Fehlt noch der Motor, der dieses Auto mindestens genauso stark definiert wie all das magische Fahrverhalten. Der F154CD-Biturbo-V8 verfügt über 50 Prozent Neuteile. Im Prinzip kommt er direkt aus dem Challenge-Rennwagen. Er hat 50 PS mehr als der GTB und 115 PS mehr als der 458 Speciale. 720 PS bei 8.000 U/min und 770 Nm bereits ab 3.000 U/min sorgen für lächerliche Fahrleistungen. Von 0-100 km/h geht es in 2,9 Sekunden, die 200er-Marke wird nach 7,6 Sekunden weggewischt. Seltsamerweise hat man sich inzwischen an solch astronomische Zahlen gewöhnt, aber es ist die Art und Weise der Kraftentfaltung, die dieses Aggregat so besonders macht. Wenn sie dachten, der 488 GTB wäre der Prototyp eines tubolochlosen, unbändig drehgierigenTurbomotors, dann wird der Pista Ihr Hirn nochmal neu kallibrieren.

Zwei Sekunden schneller als GTB und 458 Speciale
Nehmen Sie dann noch die 90 Kilo, die der Pista gegenüber dem GTB abgespeckt hat (trocken liegt er bei 1.280 Kilo) und Sie können vielleicht erahnen, was dieses Auto mit Ihnen und der Strecke, auf der Sie fahren, anstellt. Der Pista verfügt über das beste Leistungsgewicht in der Geschichte von Ferrari. So ist es leicht zu verstehen, warum er in Fiorano etwa zwei Sekunden schneller ist als der GTB und der 458 Speciale. Letzterer dürfte aus rein emotionaler Sicht (einfach wegen des 9.000 Touren drehenden Saugers) noch immer das leicht fesselndere Erlebnis sein. Aber die Unterschiede sind kaum noch erkennbar und darüber hinaus ist der Pista das schnellere und "erfahrbarere" Auto.

Das kostet er
Der 488 Pista steht in jeder Hinsicht im direkten Wettbewerb mit dem Porsche 911 GT2 RS und McLaren 720S. Auch preislich passen die Drei recht gut zusammen. Der Porsche kostet 285.000 Euro, der McLaren ab 247.000 Euro und der Ferrari liegt bei 296.000 Euro. Ohne Optionen wohlgemerkt. Dazu zählen etwa die atemberaubenden Kohlefaser-Räder, die 20 (!) Kilo leichter sind als die Serien-Felgen. Was ein wenig verblüfft: Der 488 Pista ist nicht limitiert. Beeilen sollten Sie sich vermutlich trotzdem, denn er wird nur für einen begrenzten Zeitraum gebaut. Autor: Andrea Farina, Redakteur Motor1.com Italien

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