Es ist das erste reine Elektroauto der Marke und wird im Frühjahr 2026 vorgestellt
Ferrari hat im Rahmen des Capital Markets Day die technischen Grundlagen seines ersten vollelektrischen Modells, der Ferrari Elettrica, vorgestellt. Das Fahrzeug markiert einen entscheidenden Schritt in der Elektrifizierungsstrategie der Marke, die bisher auf Verbrennungsmotoren, Hybrid- und Plug-in-Hybrid-Technologien setzte.
Das Chassis des Ferrari Elettrica wurde vollständig neu entwickelt. Es besteht zu 75 Prozent aus recyceltem Aluminium und trägt so zu einer CO₂-Einsparung von 6,7 Tonnen pro Fahrzeug bei. Das Fahrzeug besitzt einen Radstand von 2.960 mm, kurze Überhänge und eine Fahrposition nahe der Vorderachse. Der Batterieblock ist in den Fahrzeugboden integriert, wodurch der Schwerpunkt um 80 mm niedriger liegt als bei einem vergleichbaren Verbrennermodell. Die Gewichtsverteilung beträgt 47 Prozent vorn und 53 Prozent hinten.
Ein innovativer elastischer Hinterachsträger reduziert Vibrationen und Geräusche im Innenraum, ohne die Steifigkeit zu beeinträchtigen. Die aktive 48-Volt-Fahrwerksregelung der dritten Generation, abgeleitet vom Purosangue, regelt die vertikalen Kräfte jedes Rades einzeln. Das System verbessert die Balance zwischen Komfort und Präzision deutlich.
Der Ferrari Elettrica besitzt zwei elektrische Achsen, die komplett im Werk Maranello entwickelt wurden. Jede Achse hat zwei Synchronmotoren mit Permanentmagneten in Halbach-Anordnung - eine Technologie aus der Formel 1.
Vorderachse: 210 kW Leistung, 3,23 kW/kg Leistungsdichte, 93 % Effizienz, 30.000 U/min. Der integrierte Wechselrichter wiegt nur 9 kg.
Hinterachse: 620 kW Leistung, 4,8 kW/kg Leistungsdichte, 93 % Effizienz, 25.500 U/min, maximales Drehmoment an den Rädern: 8.000 Nm.
Beide Achsen ermöglichen Torque Vectoring, die Vorderräder können bei Bedarf entkoppelt werden, um den Energieverbrauch zu senken. Der neu entwickelte Entkopplungsmechanismus arbeitet 70 % leichter als frühere Systeme und reagiert in 0,5 Sekunden.
Die in Maranello gefertigte Lithium-Ionen-Batterie hat eine Bruttokapazität von 122 kWh und besteht aus 210 Zellen in 15 Modulen. Mit 195 Wh/kg Energiedichte und 1,3 kW/kg Leistungsdichte gilt sie als derzeit effizienteste Batterie im Automobilsektor. Sie arbeitet mit 800 Volt Spannung und ermöglicht Ladeleistungen bis zu 350 kW.
Die Batterie ist strukturell in das Chassis integriert und trägt zur Gesamtsteifigkeit bei. Das Design berücksichtigt Crashsicherheit: Der Unterboden dient als Energieabsorber, während Kühlleitungen zwischen den Modulen verlaufen. Das modulare Layout erlaubt Reparaturen ohne Beschädigung der Karosseriestruktur.
Ferrari nennt für den Elettrica eine Leistung von über 1.000 PS (Boost-Modus), eine Beschleunigung von 0-100 km/h in 2,5 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 310 km/h. Die Reichweite liegt über 530 km.
Drei Fahrmodi - Range, Tour und Performance - steuern Energiefluss, Antriebsverteilung und Leistungsabgabe. Über Schaltpaddles kann der Fahrer fünf Leistungsstufen aktivieren. Die Steuerung des gesamten Systems erfolgt durch die Vehicle Control Unit, die 200 Mal pro Sekunde Parameter wie Federung, Traktion und Lenkung anpasst.
Die Inverter wandeln Gleichstrom der Batterie in Wechselstrom für die Motoren um. Das kompakte Ferrari Power Pack (FPP) nutzt Siliziumkarbid-Module (SiC) und integriert die Kühlung. Durch präzise Taktung zwischen 10 und 42 kHz wird das Verhältnis zwischen Effizienz, Geräuschentwicklung und Temperaturmanagement optimiert. Eine spezielle Umschaltstrategie (Toggling) steigert die Reichweite auf der Autobahn um rund 10 Kilometer, ohne Leistungseinbußen.
Statt eines künstlich erzeugten Motorsounds nutzt Ferrari die realen Schwingungen des Antriebs. Ein Sensor am hinteren Inverter erfasst die Vibrationen, die akustisch verstärkt werden - vergleichbar mit einer elektrischen Gitarre. Das System soll authentisches akustisches Feedback liefern, bleibt aber bei normaler Fahrt weitgehend leise.
Die Reifen wurden zusammen mit drei Herstellern entwickelt, um den Rollwiderstand um 15 Prozent zu senken, ohne die Haftung zu beeinträchtigen. Es stehen fünf spezifische Reifentypen zur Wahl, darunter Winter- und Runflat-Versionen.
Das Fahrzeug wiegt rund 2.300 Kilogramm. Ferrari kündigt für Anfang 2026 die Präsentation des Innenraums an; die Weltpremiere soll im Frühjahr 2026 erfolgen.