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VW T-Roc 2.0 TDI 4Motion (2022) im Test: Besser mit Facelift?

Perfekt ist er noch nicht ...

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Keine Frage: Der VW T-Roc war und ist äußerst beliebt. 57.424 Einheiten konnten die Wolfsburger von dem SUV im Jahr 2021 absetzen. Damit ist das Modell nach dem Golf das zweitwichtigste Fahrzeug im Portfolio des Herstellers. Schwächen hatte der Bestseller aber trotzdem. Und deshalb gab es am Ende des vergangenen Jahres ein mittelschweres Facelift für den T-Roc - auch wenn es optisch vielleicht nicht so aussieht. Zeit für eine Testfahrt, oder?

Was wurde neu gemacht?

Durch das von VW nur behutsam veränderte Exterieur-Design lässt sich unser T-Roc-Testwagen also noch eindeutig als ein Exemplar dieser Baureihe identifizieren. Am auffälligsten ist wohl die etwas weicher gezeichnete Front mit jetzt serienmäßigen LED-Scheinwerfern. Optional ist hingegen das sogenannte "IQ.Light" mit Matrix-Funktion und dem mittlerweile doch ziemlich charakteristischen Lichtbalken im Grill.

Am Heck fallen die ebenfalls etwas entgrateten und abgedunkelten Rückleuchten auf. Der Name steht jetzt mittig unter dem VW-Logo, das weiterhin als Kofferraumöffner und Unterbringung für die Rückfahrkamera dient. Das Gesamturteil? Gefällig und gelungen.

Und wenn wir die Blicke der anderen T-Roc-Fahrer:innen richtig deuten, erkennt man die Überarbeitungsmaßnahmen auch zweifelsfrei. Oder es liegt einfach an dem neuen Felgendesign, der Carbon-Optik der C-Säule oder der gut aussehenden Lackierung "Petroleum Blue Metallic" mit schwarz abgesetztem Dach.

Kommen wir aber direkt zu den Kritikpunkten des Vorgängers: Es geht um Infotainment und die Bedienung, Assistenz und Konnektivität sowie die Materialanmutung und die Verarbeitung im Innenraum. Formal gab es jedoch nichts zu beanstanden und deshalb bleibt es bei fünf komfortablen Sitzplätzen sowie einem Kofferraumvolumen von 445 bis 1.290 Liter.

Der Rest wurde aber weitestgehend verändert, sodass der Unterschied zwischen Facelift und Vor-Facelift doch gewaltig ausfällt. Optisch. Instrumententafel, Kombiinstrument und Infotainment-Display wurden dafür neu gestaltet. Und durch verbesserte Materialien fasst sich das alles auch besser an.

Ebenfalls neu: Die Gestaltung des Lenkrads. Die darauf befindlichen Multifunktionstasten unseres Testwagens sind dabei serienmäßig. Gegen Aufpreis würde es auch noch ein Volant mit Touchflächen für die Bedienung geben. Das muss aber nun wirklich nicht sein in dieser Klasse und wir sind froh, die richtigen Tasten unter den Daumen zu haben.

Vor allem im Hinblick auf die Steuerung der Klimaautomatik, die jetzt genau über solche Touchfunktionen und Slider verstellbar ist. Das sieht cool aus. Ja. Benötigt aber etwas Zeit der Gewöhnung.

Ist das Infotainment besser geworden?

9,2 Zoll misst der Tablet-artige, optional erhältliche und sehr präsente Touchscreen auf dem weich aufgeschäumten Armaturenbrett. Darin steckt jetzt die Software, die wir von vielen anderen neuen VW-Modellen kennen. Sie sieht gut aus, ist logisch aufgebaut und man findet sich so sehr schnell zurecht.

Schneller, als das System arbeitet. Jedes handelsübliche Smartphone ist weiterhin flotter. Und deshalb landet unser Telefon in der induktiven Ladeschale, die drahtlose Apple CarPlay-Verbindung wird hergestellt und ab diesem Zeitpunkt nutzen wir die bordeigenen Programme nur noch, wenn Funktionen am T-Roc selbst verstellt werden müssen.

In Sachen Fahrassistenz hat VW bei dem intern als "Produktaufwertungsmaßnahme" bezeichneten Facelift aber ganze Arbeit geleistet. Der "IQ.DRIVE Travel Assist" und die vorausschauende Geschwindigkeitsregelung "Prädiktives ACC" sind zwar nicht serienmäßig, der Aufpreis sollte aber bezahlt werden. Wieso? Weil sie sehr gut unterstützen und intuitiv und vertrauenswürdig funktionieren.

Und unter der Haube?

Unser petroleumblauer Test-T-Roc wird von einem 2,0-Liter-Turbodiesel angetrieben, der akustisch zu verwirren weiß. Beim Start des Aggregats und den ersten langsamen Metern stellen wir uns deshalb kurz die Frage, ob VW wirklich das richtige Modell geliefert hat, denn nach Selbstzünder klingt der Motor der Evo-Generation nicht wirklich.

Wenn Sie die 150 PS und 360 Nm des Vierzylinders allerdings fordern, die Beschleunigungszeit von 8,5 Sekunden voll ausreizen und damit die Gänge des 7-Gang-DSG voll ausdrehen möchten, lässt sich aber doch erkennen, dass dieser Motor ohne Zündkerzen arbeitet.

Richtig flott fühlt sich das alles zwar nicht an, da das Doppelkupplungsgetriebe die Gänge aber so akkurat und schnell sortiert, lässt sich viel kaschieren. Selbst die 1.560 Kilogramm Leergewicht. Dazu kommt, dass immer genügend Grip am Start ist und die Antriebskraft ohne Schlupf auf den Asphalt übertragen werden kann.

Trotzdem müsste 4Motion nicht unbedingt sein. Mit Frontantrieb würde man etwas Gewicht sparen und wenn Sie nicht gerade im Hochgebirge wohnen oder Rekordzeiten auf windigen Landstraßen aufstellen wollen, könnte man den Allradantrieb auch weglassen.

Darüber hinaus kann man sich aber auch grundlegend anders entscheiden und den Diesel komplett aus dem T-Roc verbannen. Denn wirklich Sparpotenzial hat der Strang mit Allrad eben auch nicht. Wir liegen je nach Fahrweise zwischen 5,5 und 7,5 Liter auf 100 km (laut Bordcomputer). Mit dem Benziner, DSG und ohne angetriebene Hinterachse dürften sich ähnliche Werte herausfahren lassen.

Was muss man sonst noch wissen?

Eindeutiges Must-have in dem Golf-Klasse-SUV ist hingegen das DCC. Es sorgt für die Modi "Eco", "Comfort", "Normal", "Sport" und "Individual". Lenkung und Gaskennlinie verändern sich innerhalb der einzelnen Stufen zwar nicht so stark, doch das Fahrwerk lässt sich ziemlich genau auf die aktuellen Bedürfnisse anpassen. Und wenn Sie ab und zu etwas Spaß von Ihrem T-Roc fordern wollen, sollte sich das Fahrwerk in den "Sport"-Modus schalten lassen.

Wankbewegungen werden deutlich reduziert. Ohne dabei einen Schlagloch-polternden Tunichtgut aus dem T-Roc zu machen, werden so die gut konturierten Sitze mal gefordert und wenn dann wieder "Comfort" angesagt ist, kann man sich ja immer noch von der eher grobschlächtigen Massagefunktion des Fahrersitzes bearbeiten lassen.

Ein Schnäppchen ist so ein T-Roc noch nie gewesen. Trotzdem ist der Basispreis von 23.495 Euro (1.0 TSI, 110 PS, Basis) durchaus annehmbar. Auch mit mehr PS liegt er noch unterhalb des Golf (28.500 Euro, 1.5 TSI mit 130 PS) und noch deutlicher unter dem eines Tiguan (30.625 Euro). Natürlich bekommt man bei den beiden anderen Modellen mehr Platz für den finanziellen Mehraufwand, am Ende würden wir aber lieber eine Nummer kleiner nehmen und dafür sinnvolle und gute Ausstattung dazu buchen.

Die getestet Version namens 2.0 TDI SCR 4MOTION mit 7-Gang-DSG setzt außerdem mindestens die Ausstattungslinie "Style" voraus. "T-Roc" oder "Life" geht schon nicht mehr. "R-Line" wäre ebenfalls noch möglich. Und dann sind schon mindestens 39.795 Euro fällig. Oha. Das gleiche Modell mit 150-PS-Benziner, DSG und ohne Allrad wäre schon rund 6.000 Euro günstiger. Wir wissen also, was wir machen würden ...

Fazit: 7,5/10

Neu erfunden hat VW den T-Roc im Zuge des Facelifts nicht. Etwas schicker ist er aber durchaus geworden und bei einigen wichtigen Kritikpunkten wurde der Kundschaft zugehört und man hat teilweise erfolgreich nachgebessert. Perfekt ist das lifestyligste SUV des VW-Konzerns dadurch zwar noch nicht geworden, aber man ist zumindest auf einem guten Weg. Über den Diesel und den Allrad lässt sich jedoch streiten. DCC und DSG sind unserer Meinung allerdings Pflicht.

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