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Changan Deepal S07: Erstes Auto der China-Marke im Test

Gut ausgestatteter Rivale des Tesla Model Y startet im September für rund 45.000 Euro

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In China gehört Changan zu den größten Elektroauto-Herstellern, doch hierzulande ist die Marke wohl nur Fachleuten bekannt. Das aber soll sich ändern, denn im September kommt Changan zu uns nach Deutschland. Als erstes Modell startet der Deepal S07, ein elektrisches Mittelklasse-SUV mit immerhin 475 km Reichweite. Wir haben den Wagen bereits getestet.

Mit 4,75 Meter Länge ist der Deepal S07 ein Konkurrent des Tesla Model Y oder Skoda Enyaq. Ähnlich wie bei diesen sollen die Preise bei rund 45.000 Euro beginnen, wobei hier aber schon eine gute Ausstattung an Bord ist. Für den Antrieb sorgt stets eine 160-kW-Maschine im Heck, die sich den Strom aus einer 80-kWh-Batterie holt. Das Laden mit Gleichstrom soll 35 Minuten dauern, allerdings bei einem unüblich kleinen Ladehub von von 30 bis 80 Prozent.

Changan Deepal S07AntriebRWD 160 kW, 320 Nm0-100 km/h / Höchstgeschwindigkeit7,9 Sekunden / 180 km/hWLTP-Verbrauchca. 18,6 kWh/100 kmBatterie netto80 kWh (NMC-Zellen von CALB)WLTP-Reichweite475 kmDC-Ladedauer35 Minuten (30-80%)Länge / Höhe4,75 m / 1,63 mBasispreis / Bestellstartca. 45.000 Euro / September 2025

Exterieur | Interieur | Fahreindrücke/Raumangebot | Langstrecke | Fazit


Exterieur und Maße

Mit einem Kollegen zusammen hatten wir den Wagen knapp zwei Stunden lang zur Verfügung. Trotz der kurzen Zeit haben wir dank des mitfahrenden Instruktors einen guten Überblick über das Auto bekommen - einen besseren als bei manchem Zwei-Tages-Termin.

Optisch wirkt der Deepal S07 mit den großen Lufteinlässen an der Front und den scharf geschnittenen Formen ziemlich dynamisch. Die Türgriffe sind versenkt und lassen sich nur umständlich bedienen; allerdings kann man das System so einstellen, dass sie bei Annäherung ausfahren.

Changan Deepal S07 (2026, Bilder zum Test)

Obwohl der Deepal S07 bisher immer in ziemlich knalligen Farben gezeigt wurde, soll es in Deutschland nur gedeckte Farbtöne wie Weiß, Schwarz und Grau geben - aus meiner Sicht schade, zumindest eine "bunte" Farbe wäre schön. Der Testwagen rollte auf 19-Zöllern, die angeblich schwarz sind. Zu Gesicht habe ich sie nicht bekommen, weil sie aus aerodynamischen Gründen hinter (recht schicken) Plastik-Abdeckungen verborgen waren.

Stilbewussten Leuten werden die rahmenlosen Türen auffallen, die vorne zur Schalldämmung mit doppelt laminiertem Glas versehen sind. Wohl auch dank dieser "Doppelverglasung" blieb es bei unserer Testfahrt innen recht leise.

Interieur und Bedienung

Aber ich eile voraus. Schon vor dem Einsteigen fiel mir das rote Leder im Testwagen auf, das mich an den Leapmotor C10 erinnert. In China wird diese Farbe geliebt, aber mein Fall ist das absolut nicht. Gut, dass es alternativ auch schwarze Sitze gibt. Die Armauflagen in den Türen fallen durch ihre schicke Holzoptik auf. Sind die Türen aber einmal zu, ist es gar nicht so einfach, sie wieder auf zu bekommen. Der Instruktor half: Zum Türöffnen muss man eine Taste drücken. Vermutlich checkt das Auto zuerst, ob von hinten ein Fahrzeug kommt - das kann einer Radfahrerin das Leben retten.

Nicht ganz so einfach ist auch die Einstellung der Außenspiegel: Man muss ein Touchscreen-Menü öffnen und die Spiegel dann per Lenkradtasten einstellen. Generell ist das Interieur einfach gehalten; es gibt nur wenige Tasten und Knöpfe. Auch die Lüftung muss über den Touchscreen eingestellt werden. Gut jedoch: Die allermeisten Menüpunkte wurden sehr gut ins Deutsche übersetzt, was wir zum Beispiel bei BYD auch schon ganz anders erlebt haben. Es gab sogar schon eine deutsche Sprachbedienung, mit der problemlos das Öffnen der Fenster gelang.

Ein Minuspunkt ist jedoch die eingeschränkte Rundum-Sicht: Die C-Säulen sind relativ dick, das Heckfenster klein und der Schulterblick nach links bringt rein gar nichts, weil die dicke B-Säule im Weg ist.

Neben dem Mitteldisplay gibt es nur noch ein Head-up-Display, aber kein Instrumentendisplay - das ich aber auch überhaupt nicht vermisste. Losgefahren wird einfach, indem man den Hebel rechts am Lenkrad nach unten drückt, um den "D"-Modus zu aktivieren. Nebenbei: Wenn man den Hebel nochmal nach unten drückt, wird der Abstandstempomat aktiviert.

Wippen zum Einstellen der Rekuperation gibt es keine, dazu muss man wieder den Bildschirm bemühen. Im Fahrmodus Eco ist die Energie-Rückgewinnung am stärksten; aber auch hier hängt die Reku-Stärke sinnvollerweise von der gefahrenen Geschwindigkeit ab: Bei Stadttempo ist sie stärker als auf der Autobahn. Wirklich stark ist die Bremswirkung beim Gas-weg-Nehmen aber nicht, und man kommt leider auch nicht bis zum völligen Stillstand - also kein One-Pedal-Driving.

Fahreindrücke und Raumangebot

Der Changan Deepal S07 rollt komfortabel ab, was wir auf streckenweise schlechten Belägen zu schätzen wussten. Lenkt man allerdings bei 60 bis 80 km/h mutwillig hin und her, wirkt das Fahrwerk schwammig. In einer scharf und mit leicht quietschenden Rädern gefahrenen Autobahnauffahrt fühlten wir uns jedoch perfekt sicher. Beim Einfädeln vermisste ich dann Leistung - die 160 kW sind für eine Familienkutsche ausreichend, aber nicht üppig. Die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h erreichte ich jedoch problemlos und kam auf fast 190 km/h, bevor ich verkehrsbedingt bremsen musste.

Der Bordcomputer meldete nach meiner (zugegebenermaßen etwas dynamischer als nötig geratenen) Fahrt 22,7 kWh/100 km. Beim mehr alltagsmäßig fahrenden Kollegen waren es 21,2 kWh. Den Normverbrauch gab Changan noch nicht an, doch nach der Website von Changan Australia sind es 18,6 kWh nach WLTP.

Bei einer kurzen Pause stellen wir uns vor den Wagen, und unser Instruktor startete die Licht-und-Sound-Show: Der Wagen spielt den Hummelflug von Rimski-Korsakow ab und blinkt dabei mit allen Lichtern. Nun ja. Nützlich oder zumindest nett fanden wir jedoch andere Modi, so zum Beispiel den Nickerchenmodus, den Campingmodus oder den Haustiermodus (analog zum Dog Mode von Tesla).

Nach dem Fahrerwechsel - schließlich wollte Kollege Rudi ja auch mal ran - nahm ich im Fond Platz. An Platz mangelt es dort keineswegs, die Kniefreiheit ist äußerst üppig und auch über dem Kopf bleibt viel Platz:

Ebenfalls lobenswert ist der Kofferraum. Die Ladekante liegt sehr niedrig und man kann schwere Getränkekisten leicht hineinschieben. Der Ladeboden wird beim Umklappen der Sitze auch schön eben. Dafür muss man allerdings die Querstrebe ausbauen, an der das Gepäckraumrollo befestigt ist. Und das gelang selbst unserem Instruktor nur mit großer Mühe und längerem Gefrickel. An diesem Detail könnte Changan bis zum Marktstart im September noch etwas feilen. Gut jedoch: Es gibt auch einen großen Frunk mit 125 Liter Volumen.

Langstreckentauglichkeit

Wohl kaum mehr ändern werden sich die elektrischen Eigenschaften. Die Reichweite von 475 km nach WLTP geht in Ordnung. Natürlich gibt es viele bezahlbare Autos, die mehr schaffen, aber die Basismodelle von Model Y und Enyaq sind auch nicht viel besser. Aber die Ladeeigenschaften: Die maximale DC-Ladeleistung liegt bei nur 93 kW, und dementsprechend lang fallen die Ladestopps aus: 35 Minuten soll es dauern, um den 80-kWh-Akku von 30 auf 80 Prozent zu bringen.

Das entspricht einer Ladegeschwindigkeit von nur 1,1 kWh pro Minute Wartezeit an der DC-Säule. Für ein reines Stadtauto wäre das in Ordnung, aber nicht für ein Mittelklasse-SUV. Zum Vergleich: Das Tesla Model Y liegt je nach Version bei 1,8 bis 1,9 kWh/min, der Skoda Enyaq bei 1,7 bis 1,9 kWh/min. Ähnlich schlecht ist der Wagen beim Reichweite-Nachladen: Aus WLTP-Wert und Ladedauer errechnet sich, dass man in einer Minute nur Strom für nicht mal sieben Kilometer nachladen kann - das Model Y schafft locker das Doppelte.

Enttäuschend war auch unser Versuch zur Ladeplanung: Wir gaben Paris als Ziel ein und erhielten schnell eine Route für die 535 km lange Strecke. Man kann sich auch die Ladestationen entlang dieser Route anzeigen lassen und schön nach Anbieter filtern, falls man zum Beispiel eine EnBW-Ladekarte hat. Das Auto kann jedoch keine Empfehlung geben, wie uns ein Sprecher bestätigte.

Wir hätten gerne gesagt bekommen, dass zum Beispiel zwei Ladestopps nötig sind, wo man diese einlegen sollte und wie lange wir dort jeweils laden müssten. Auch hier sollte Changan nachbessern. Zumal die beste Route bei einem Elektroauto ja auch von den verfügbaren Ladestationen und ihrer Leistung abhängt - wenn man sinnvollerweise die benötigte Reisezeit und nicht die Entfernung zum Maßstab nimmt.

Laut unserem Instruktor soll der Changan Deepal S07 sozusagen mit Vollausstattung angeboten werden. Man braucht also keine Zeit mit dem Konfigurieren zu verschwenden, von den Farben außen und innen mal abgesehen. Wenn das Auto wirklich so gut ausgestattet kommt, wie wir es fuhren, dann ist das ein Pfund, mit dem die Marke wuchern kann. Dazu kommen gute Garantie-Konditionen: Man will sieben Jahre auf das Fahrzeug und acht Jahre aus die Batterie geben.

Dann sind auch die 45.000 Euro berechtigt. Zum Vergleich: Das Model Y gibt es ab dem gleichen Preis. Hier bekommt man mehr Leistung und Reichweite (220 kW und 500 km) sowie bessere Ladeeigenschaften, aber keine so gute Ausstattung. Der Skoda Enyaq kostet im Einstieg 44.400 Euro, bietet eine etwas geringere Leistung (150 kW), etwas weniger Reichweite (437 km) und auch hier wieder weniger Ausstattung.

Fazit

Voraussichtlich ab September soll man den Changan Deepal S07 bei uns in Deutschland bestellen können. Aber die Marke will auf keinen Fall verfrüht starten, sondern erst, wenn man zehn Händler (mit jeweils etlichen Filialen) gefunden hat, die das ganze Land abdecken. Ein gutes Händlernetz ist äußerst wichtig, aber darüber hinaus wird die Kundschaft einen guten Grund verlangen, bevor sie sich für ein Auto einer völlig unbekannten China-Marke entscheidet.

Das könnte die gute Ausstattung sein, verbunden mit noch ein paar Vorteilen, darunter das großzügige Innenraumangebot inklusive Kofferraum und das komfortable Fahrwerk. Es gibt aber auch Schwachstellen, so die für ein SUV schlechte Rundumsicht, die teils gewöhnungsbedürftige Bedienung und die etwas geringe Leistung. Und mit dem langsamen DC-Laden und der ungenügenden Ladeplanung eignet sich der Wagen nur bedingt für Langstrecken - die in Deutschland nun mal oft gefahren werden, während man in China angeblich spätestens ab 300 km Entfernung den Flieger oder den Zug nimmt ...

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