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Nissan Micra (2025): Sanfte K12-Hommage im Erstkontakt

Kommt der Renault-5-Zwilling mit ausreichender Eigenständigkeit?

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Über 40 Jahre lang hatte der Nissan Micra bisher Zeit, seinen Reifenabdruck in der Autowelt zu hinterlassen. Seit 1983 setzten die Japaner ganze 7,25 Millionen Kleinwagen auf die weltweiten Straßen. Von eckig über Knutschkugel bis zum keilförmigen Clio-Derivat war so ziemlich alles dabei.

Einen designtechnischen Anhaltspunkt, eine Konstante oder nachvollziehbare Evolutionsgeschichte war innerhalb der neuen Iterationen nicht unbedingt zu erkennen. Bis die letzte Variante, der K14, dann schon 2022 nach nur 230.000 Einheiten eingestellt wurde. Knappe drei Jahre verbrachten wir ohne Nissan Micra. Der neue kommt jetzt ausschließlich vollelektrisch. Und der scheint dann doch ein wenig Heritage ausgemacht zu haben.

Neuer Nissan Micra (2025)

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Exterieur | Interieur | Antriebe und Batterie


Exterieur

Es sind die markanten Glubschaugen der beliebten und zugleich polarisierenden dritten Generation des Micras, dem K12. Der neue K15 imitiert sie mit schmalen LED-Ringen um den Hauptscheinwerfer und lenkt damit an der Front am meisten von seinem ebenfalls nostalgischen Bruder, dem Renault 5, ab. Wie schon der Vorgänger nutzt also auch der neue Micra eine Renault-Plattform.

Die LEDs begrüßen den einsteigenden Fahrenden dann auch beim Öffnen wie frisch verliebt mit einem animiertem Pulslicht. Bei der Länge setzt der Japan-R5 sogar noch mal einen drauf - und kommt mit 3,97 Meter statt 3,92 (die fünf Zentimeter sind jedoch auch im Vergleich schwer auszumachen). 1,77 Meter misst der Micra in der Breite - der Radstand kommt bei 2,54 Metern ebenfalls auf den selben Wert.

Zum Vergleich: der allererste Micra war ganze 20 Zentimeter kürzer. Beim Blick auf die Seitenlinie wird die Verwandtschaft der Beiden so richtig deutlich. Abgesehen von Details wie der etwas breiteren C-Säule, den ausgeprägten Schwellerelementen oder der flacheren Haube am Micra, sehen wir hier das selbe Auto.

Fast unnötig zu sagen, dass auch der neue Nissan Micra dank breiter Spur, 18-Zöllern und betonter Radhäuser ebenso selbstbewusst dasteht wie sein französischer Kollege.

Ach so, hätten wir fast vergessen! Falls Sie auf der nächsten Party mit unnützem Wissen mal so richtig punkten wollen, während Sie gerade einen Eisbecher genießen, bitteschön: Die Gürtellinie des neuen Micra nennen die Designer "Ice Cream Scoop": "Die feine Linie ist etwa einen Zentimeter breit und erinnert an die Form, die ein Eisportionierer erzeugt, der über unberührte Eiscreme gezogen wird."

Jetzt, wo Sie mit den "wichtigsten" Fakten gerüstet sind, weiter zum Heck. Hier gibt es gekippte Q-Rückleuchten, die noch einmal ein wenig Glubschaugennostalgie erzeugen und durch ein schwarzes Band mit Nissan-Schriftzug verbunden sind. Ein vollständiges Gefühl von Eigenständigkeit will derweil auch beim intensiven Blick nicht aufkommen. Dazu scheint die Verwandtschaft zum R5 dann doch zu offensichtlich.

14 Karosseriefarben (darunter Zweiton-Dächer) sollen den Drang nach mehr Individualität bedienen. Neben Schwarz, Weiß und Silber geht's mit Noble Marine, Authentic Blue und Rebel Red ein wenig farbenfroher zu, auch wenn wir etwas richtig poppiges wie das damalige Froschgrün des K11 ein wenig vermissen. Mehr Mut zur Farbe könnten sich die Japaner ebenfalls beim R5 abschauen.

Interieur

Auch im Innenraum ist die Verwandtschaft kaum zu übersehen - Cockpit-Anordnung und Materialien sind nahezu identisch: Ein Dreispeichenlenkrad, ein 10,1-Zoll-Kombi-Display, je nach Ausstattung ein zweites sieben oder 10,1-Zoll-Touchscreen-Panel, Soft-Touch-Oberflächen am Armaturenbrett und Sitzbezüge in den Linien "Modern" (Textil/kunstlederähnlich) oder "Audacious" (teilweise veganes Leder). Subtile Designelemente wie eine feine Mount-Fuji-Silhouette im Staufach zwischen den Vordersitzen oder ein Origami-Druck in der Frontscheibe sollen auf die Herkunft des Micras verweisen.

Das Cockpit ist in Richtung Fahrer ausgerichtet, das Infotainment läuft auf Basis des Google Automotive Betriebssystem und profitiert von einer klaren Strukturierung. Oben drauf gibt es eine 48-farbige Ambientebeleuchtung, Over-the-Air-Updates für Infotainment und den Nissan ProPilot Assist mit Navi-Link.

Auf dem vorderen Gestühl sitzt es sich in der ersten Reihe recht komfortabel. Viele Einstellungsmöglichkeiten, Bein- und Kopffreiheit sorgen für ein wohliges Raumgefühl. Diese Vorzüge gehen zulasten des Fonds. Hier müssen Sie einfach darauf hoffen, dass Fahrer und Beifahrer nicht allzu lange Beine haben, sonst wird es ungemütlich.

Mit 326 bis 1.106 Liter Kofferraumvolumen bei einer 40:60 umzulegenden Rückbank, gibt es jedoch ausreichend Raum für Gepäck und nicht allzu sperrige Ladung. Auch wenn das eher boxige Design sicher einiges im Rahmen der Möglichkeiten zulässt.

Antriebe und Batterie

Angetrieben wird der neue Nissan Micra von den bekannten Renault-Varianten: 90 kW in Kombination mit einem 40-kWh-Akku oder 110 kW in Kombination mit einem 52-kWh-Akku. Beide Varianten werden an der Vorderachse angetrieben.

Vier Fahrmodi (Comfort, Sport, Eco und ein frei konfigurierbarer Perso-Modus) passen Antrieb, Rekuperation, Gaspedal-Ansprechverhalten und Ambientebeleuchtung an. Vier Rekuperationsstufen inklusive eines serienmäßigen e-Pedal-System ermöglichen zudem One-Pedal-Driving.

Die 40-kWh-Batterie soll eine Reichweite von 310 Kilometern ermöglichen, der 52-kWh-Akku liegt bei 408 Kilometern nach WLTP. Geladen wird mit maximalen 100 kW (DC) - 80 kW sind es beim kleinen Akku. In rund 30 Minuten soll es so von 15 auf 80 Prozent gehen. Damit das klappt, ist eine Wärmepumpe mit an Bord, die für die optimale Batterieladetemperatur sorgen soll.

Zudem kommt der Nissan Micra mit einer V2L-Funktion (Vehicle-to-Load), die bis zu 3,6 kW an externe Geräte liefert. So gibt es beispielsweise beim Campen ausreichend Strom für einen kleinen Kühlschrank oder Ladegeräte. Passenderweise verspricht Nissan eine Zugkraft von maximal 500 Kilo und eine Stützlast von 75 Kilo. Das sollte für einen Zeltanhänger ausreichen.

Ende des Jahres 2025 soll der Nissan Micra auf den Markt kommen. Der Startpreis dürfte sich an dem des Renault 5 mit 27.900 Euro orientieren. Bleibt nur die Frage, ob der Japaner mit den Glubschaugen wahlweise genug Eigenständigkeit oder ebenfalls nostalgische Gefühle weckt, um ähnliche Aufmerksamkeit zu bekommen wie sein gelungener französischer Bruder. Und ein bisschen passt das auch ins Bild des Micra, der nie so genau wusste, welche Identität er eigentlich gerade tragen will.

Nissan Micra (2025) Erstkontakt und Sitzprobe
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