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BMW H2R (2004): V12-Fiebertraum mit Wasserstoff

Unter dem aufsehenerregenden Blech steckte der Motor des BMW 760i (E65)

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In der Welt der gewagten Konzeptfahrzeuge gehört der BMW H2R - das Kürzel steht für Hydrogen Record Car - zu den ambitioniertesten und zugleich am meisten in Vergessenheit geratenen Projekten. 2004 entwickelt, verfolgte der einsitzige Rekordwagen ein klares Ziel: der Öffentlichkeit zu zeigen, dass ein Wasserstoff-Verbrennungsmotor nicht nur umweltfreundlich, sondern auch leistungsfähig und schnell sein kann.

20 Jahre nach seinem Debüt bleibt der H2R ein Meilenstein - nicht zuletzt durch sein spektakuläres Comeback beim Goodwood Festival of Speed 2023.

Unter der langen Karosserie aus Kohlefaser arbeitete eine modifizierte Version des 6,0-Liter-V12 aus dem BMW 760i (E65). Der mit Valvetronic und Doppel-VANOS ausgerüstete Motor war auf den Betrieb mit kryogenem Flüssigwasserstoff ausgelegt, der bei minus 253 °C in einem CFK-Tank gespeichert wurde.

BMW H2R (2004)

Die offizielle Leistung lag bei 232 PS (173 kW), manche Quellen nennen jedoch bis zu 285 PS - erreichbar durch einfache Umkonfigurationen innerhalb weniger Minuten.

Technisch gesehen handelte es sich beim H2R um einen Supersportler mit Monocoque-Struktur aus Aluminiumträgern, überzogen mit einer strömungsgünstig gestalteten Kohlefaserhülle. Der Luftwiderstandsbeiwert lag bei extrem niedrigen 0,21, das Gesamtgewicht betrug inklusive Fahrer lediglich 1.560 Kilogramm.

Im September 2004 schrieb der H2R auf der BMW-Teststrecke im südfranzösischen Miramas Automobilgeschichte. Unter der Regie des erfahrenen Rennfahrers Joachim Winkelhock stellte er neun von der FIA anerkannte Weltrekorde für wasserstoffbetriebene Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor auf.

Besonders eindrucksvoll: Der Sprint von 0 auf 100 km/h gelang in rund sechs Sekunden - ein bemerkenswerter Wert für ein Fahrzeug ohne Turbo oder Kompressor. Noch beeindruckender waren die Ergebnisse bei den Versuchen mit fliegendem Start: Ein Kilometer wurde in 11,99 Sekunden absolviert, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 301,95 km/h. Die fliegende Meile folgte in 19,91 Sekunden bei 292,66 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit lag - je nach Messung - zwischen 300,2 und 302,4 km/h.

Diese Werte sind bis heute außergewöhnlich für einen Antrieb auf Basis von Flüssigwasserstoff ohne zusätzliche Aufladung.

Nach einer längeren Pause kehrte der H2R im Jahr 2023 ins Rampenlicht zurück. Die Experten der BMW Group Classic hatten das Fahrzeug in nur fünf Monaten restauriert und machten es beim Festival of Speed in Goodwood wieder fahrbereit - inklusive röhrendem Wasserstoff-V12.

Rückblickend lässt sich sagen: Der H2R war nicht nur ein technisches Experiment, sondern auch ein Impulsgeber für spätere Projekte wie die Hydrogen 7 - eine 2006 vorgestellte Luxuslimousine mit Wasserstoff-Verbrennungsmotor - und den jüngsten BMW iX5 Hydrogen, ein Brennstoffzellen-SUV, der von 2022 bis 2024 in Kleinserie erprobt wurde.

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