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Experten: Brände bei E-Autos viel seltener als bei Verbrennern

Wenn sie doch brennen, werden weder Löschlanzen noch Wasserbäder verwendet, sagen zwei Experten.

InsideEVs.de: Elektroautos, Plug-in-Hybride: News, Tests
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Elektroautos brennen selten, aber wenn sie brennen, ist es schwierig, sie zu löschen: Das war im Wesentlichen unser Stand, was die Brandgefahr angeht. Ein Video mit zwei Feuerwehr-Experten zeigt nun, dass der erste Teil stimmt, aber der zweite ist falsch. Und es wird ganz anders gelöscht, als wir dachten: Es werden weder Lanzen noch Löschdecken und auch keine Löschcontainer verwendet, sondern ganz normale Wasserschläuche.

Brände bei Elektroautos sind rund 20-mal seltener als bei Verbrennern, so die beiden Experten in der neuesten Folge des "Geladen"-Batteriepodcasts (siehe Video oben). Das gilt bezogen auf gefahrene Kilometer, wie Batterie-Professor Helmut Ehrenberg vom KIT erklärt. Der Faktor 20 stammt demnach aus einer Studie aus Schweden von 2023. Nach einer US-Studie von 2020 treten pro Milliarde gefahrenen Kilometern bei Verbrennern knapp 100 Brände von Verbrennern auf, aber nur drei bis vier bei Elektroautos. Obwohl wir wussten, dass die Häufigkeit von Elektroauto-Bränden oft übertrieben wird: Die krasse Relation hat uns überrascht. 

Die zweite Überraschung: Wenn ein Elektroauto brennt, betrachtet die Feuerwehr das als ganz normalen Einsatz. Der Akku ist sehr selten der Grund für einen Brand. Und das Löschen ist nicht schwieriger als beim Verbrenner, sondern einfach anders: Man muss länger kühlen, damit es nicht zum Thermal Runaway kommt.

Beim thermischen Durchgehen führt ein Kurzschluss in der Zelle zu einer Wärmeentwicklung; die Wärme erhöht die Reaktionsgeschwindigkeit, was zu weiterer Wärmeentwicklung führt. Um diesen sich selbst verstärkenden Prozess zu unterbrechen, wird gekühlt. Während man bei einem Verbrenner oft schon nach 20 Minuten fertig mit dem Löschen ist, muss man beim E-Auto häufig eine Stunde oder zwei kühlen, erklärt Christian Emrich von der Berufsfeuerwehr Freiburg. 

Den Thermal Runaway erkennt Emrich daran, dass es viele Male knallt wie bei Schüssen - weil die Zellen platzen. Außerdem ist oft ein süßlicher Geruch festzustellen, der vom Elektrolyten stammt, denn dabei handelt es sich in der Regel um ein organisches Lösungsmittel.

Dritte Überraschung: Gekühlt wird mit normalen Feuerwehrschläuchen. Man spritzt also Wasser von unten an den Akku. Sobald die Temperatur der Batterie stabil unter 80 Grad Celsius liegt, wird das Fahrzeug dann an ein Abschleppunternehmen übergeben. Die Firmen übernehmen Elektroautos in der Mehrheit inzwischen ohne Probleme, so Emrich.

Die Feuerwehr verwendet keine Spezialausrüstung wie Löschlanzen, Löschdecken oder Löschcontainer. Insbesondere sticht man ein intaktes Batteriegehäuse nicht mit einer Lanze an, denn damit setzt sich die Feuerwehr durch die hohe Spannung enormen Risiken aus, zudem treten dann enorme Sachschäden auf. Löschdecken kommen teils bei den Abschleppunternehmen zum Einsatz, aber nicht bei der Feuerwehr. Denn wenn man ein Auto einpackt, kann man weder kühlen noch die Temperatur messen, so Emrich. Auch der Fireman Access von Renault wird skeptisch beurteilt.

Von Löschcontainern oder Wasserbädern rät Emrich ebenfalls ab. Es habe sich gezeigt, dass auch Elektroautos, die stundenlang in solchen Containern standen, danach wieder selbstständig zünden können. Zudem hat das Abschleppunternehmen danach Probleme, das kontaminierte Kühlwasser zu entsorgen. Wenn die Feuerwehr dagegen vor Ort kühlt, werden die Schadstoffe aus der Batterie ausreichend verdünnt, so Emrich.

Feuerwehr-Experten sind also ziemlich entspannt, was die Risiken von Elektroautos angeht. Allerdings scheint der Informationsstand noch nicht überall gut zu sein. Wenn man die Freiwillige Feuerwehr einschließt, gibt es in Deutschland etwa eine Million Feuerwehrleute, erklärt Emrich. Die alle zu informieren, ist schwierig - unter anderem, weil die Ausbildung in der Hand der einzelnen Kommune liegt.

Unter dem Strich

Der Batteriepodcast aus dem Umfeld des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) ist immer wieder interessant. Die neueste Folge gehört zu den Highlights: Wir waren genauso überrascht wie die beiden Podcast-Hosts, wie entspannt Feuerwehrexperten das Thema Elektroauto-Brände bewerten. Wir haben die für uns interessantesten Passagen herausgepickt, aber auch der Rest des Videos ist interessant.  

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