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VW T4 Caravelle projektzwo (2000): Fünfzylinder im Fahrbericht

Der Super-Bus hatte es ganz schön in sich ...

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Mit dem T4 richtet Volkswagen das Nutzfahrzeug-Programm im Jahr 1990 neu aus. Nach 6,7 Millionen produzierten T1, T2 und T3 mit Heckmotor beginnt im September 1990 die Ära der Frontmotor-Transporter. Erstmals in der Geschichte des Bulli treibt nun die Vorderachse das Fahrzeug an. Reihenmotoren mit geregelten Katalysatoren lösen die bisherigen Boxermotoren ab. Mehr als zwei Milliarden D-Mark fließen zuvor in die Entwicklung des neuen Modells. Die Investition erweist sich als tragfähig.

Im September 1990 liefert Volkswagen die ersten T4 an den Handel aus - zu einem Zeitpunkt, an dem Ost- und Westdeutschland kurz vor der Wiedervereinigung stehen. Mit dem Wechsel auf Frontantrieb verändern sich beim T4 Konstruktion und Aufbau vollständig. Design, Fahrwerk, Motoren und Innenraumkonzept folgen neuen Vorgaben.

VW T4 Caravelle

Da nun im Heck kein Motor mehr untergebracht ist, entsteht dort zusätzlicher Raum. Das neue Layout verbessert zudem das Fahrverhalten und rückt die Fahreigenschaften des Transporters näher an jene eines Pkw. Gleichzeitig erhöhen sich die Sicherheitsstandards durch optimierte Crasheigenschaften der Karosserie.

Das größere Platzangebot erweitert die Einsatzmöglichkeiten der Baureihe. Erstmals ist der Transporter in zwei Radständen erhältlich. Die neue Karosseriestruktur ermöglicht eine Tiefladepritsche sowie modulare Fahrerhauskonfigurationen für spezialisierte Aufbauten. Der Multivan nutzt den zusätzlichen Innenraum für eine flexible Ausstattung mit Liegefläche, Klapptisch und Einzelsitzen. Auch der Ausbau des California profitiert von den Freiräumen des Frontmotor-Konzepts.

Zum Marktstart bietet Volkswagen drei Benziner und zwei Saugdiesel an. Die Vier- und Fünfzylindermotoren decken ein Leistungsspektrum von 44 kW (60 PS) bis 81 kW (110 PS) ab. Alle Fünfzylinder sowie Caravelle GL und Multivan verfügen serienmäßig über eine Servolenkung. Optional steht für die Fünfzylindermodelle ein Automatikgetriebe zur Verfügung. Ab 1993 ergänzt Volkswagen das Angebot um den Allradantrieb T4 syncro, der an einen Fünfzylindermotor gebunden ist und für alle Aufbauvarianten lieferbar ist.

1995 wird Volkswagen Nutzfahrzeuge zu einer eigenständigen Marke. Ein Jahr später folgt eine umfassende Modellpflege. Pkw- und Camper-Varianten sind nun an weißen Blinkern und dem sogenannten "Happy Face" zu erkennen. Die Frontpartie von Multivan, Caravelle und California wird verlängert. Scheibenbremsen rundum, neue Stoßfänger, ein überarbeitetes Räderprogramm und keilförmige Scheinwerfer modernisieren die Baureihe.

Unter der Motorhaube vollzieht sich ein weiterer Entwicklungsschritt. Ein 2,5-Liter-Fünfzylinder-TDI mit 75 kW (102 PS) wird zum ersten Direkteinspritzer der Baureihe. Der verlängerte Vorderwagen ermöglicht auch den Einsatz eines 2,8-Liter-Sechszylinder-Benziners mit 103 kW (140 PS). 1998 folgt ein 2,5-Liter-TDI mit 111 kW (151 PS). Um die Jahrtausendwende steigert Volkswagen die Leistung des V6 auf 150 kW (204 PS).

Den Abschluss markiert 2003 der Multivan "Last Edition", der mit einer hochwertigen Serienausstattung erscheint. Mit dem Produktionsende im selben Jahr geht der T4 in den Ruhestand und macht Platz für den T5. Insgesamt entstehen rund zwei Millionen Fahrzeuge dieser Generation.

Wir dürfen ein besonderes Exemplar der Baureihe fahren. Und zwar einen Jubilar aus dem Jahr 2000: Der T4 Caravelle mit Anbauteilen der Firma "projektzwo" hat einen Fünfzylinder-Benziner mit 2.461 ccm Hubraum und einer Leistung von 85 kW (115 PS). Er erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h und bietet sieben Sitzplätze. Der damalige Neupreis beginnt bei 56.794 DM. Zum Vergleich: Dafür gibt es seinerzeit auch einen BMW 323i. 

Die Firma projektzwo bietet für den T4 verschiedene Möglichkeiten zur Individualisierung an. Dazu gehören Spoilerstoßstangen vorne und hinten, ein geänderter Kühlergrill sowie Doppelscheinwerfer. Diese Elemente führen zu einem veränderten Erscheinungsbild im Vergleich zum Serienfahrzeug.

Auffallend im persönlichen Live-Kontakt ist auch die Tieferlegung. Was trotzdem nichts daran ändert, dass man diesen VW besteigt. Neben der Heckklappe im Format eines Polo-Dachs erschlägt einen fast das gigantische Raumangebot des T4.

Bilder von: Motor1.com Deutschland

Nach dem Hochklettern blickt man auf die für damalige Verhältnisse moderne Pkw-Cockpit-Landschaft. Eingewöhnung braucht es hier so gut wie nicht. Einzig der Automatik-Wählhebel ist tief unten montiert. Zündschlüssel gedreht und sofort dringt markanter Fünfzylinder-Klang ans Ohr. Er verstärkt sich, wenn man stärker aufs Gaspedal tritt.

Das ist auch dringend nötig, denn der 4,79 Meter lange und 1,94 Meter hohe Zwo-Fünfer ist von der gemächlichen Machart. Schließlich wiegt er 1.855 Kilogramm. Die Automatik lässt sich nicht hetzen, um die 200 Nm bei 2.200 U/min auf die Straße zu bringen. Immerhin: Das ist respektabel für 115 PS ohne Turbo. Die 17,7 Sekunden auf Tempo 100 sind hingegen kein Fall für hektische Gemüter. 164 km/h Spitze auch nicht. Hier gilt ganz klar: Reisen statt Rasen. Besser ist das, denn laut Werksangabe rauschen 12,6 Liter Super durch die Düsen. 

Heutigen Youngtimer-Liebhabern dürfte das egal sein. Sie wären schon glücklich, solch einen besonderen T4 in diesem vorzüglichen Zustand zum fairen Preis zu finden. Die Nadel im Heuhaufen, sie wissen schon.

© Motor1.com