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Was taugt der Kompakte mit Euro-6d-TEMP-Diesel?

Honda Civic mit neuem Diesel im Test

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Rom, 31. Januar 2018 - Viele tragen am Halskettchen ein kleines Kreuz oder den Namen ihres Partners. Bei Hondas Motorenflüsterer, Ko Yamamoto, hängt dort ein kleiner Kolben. Soviel zum Thema Prioritäten. Beim neuen Diesel im Civic ist Yamamoto San wichtig, dass er schon die neueste Abgasnorm erfüllt: Euro 6d-TEMP. In der Tat ist der Civic 1.6 i-DTEC damit Mitglied in einem sehr exklusiven Club. Wir haben das Auto schon getestet.

Der Diesel als Nachhut
Die neue (zehnte) Civic-Generation startete im März 2017 mit zwei Turbobenzinern, ein dritter kam später im Type R hinzu. Der Diesel aber ließ erstmal auf sich warten. Doch der Selbstzünder wird nach den Prognosen von Honda noch ein paar Jahre gebraucht. Der Dieselanteil an den Verkäufen sinkt zwar europaweit rapide - von fast 60 Prozent im Jahr 2012 auf derzeit etwa 45 Prozent -, aber auch für das Jahr 2021 geht Honda noch von 31 Prozent Dieselanteil aus. Daher wurde der vom alten Civic her bekannte 1,6-Liter-Diesel mit 120 PS überarbeitet und ins neue Modell eingebaut.

RDE-Konformitätsfaktor von 2,1 erreicht
Vor allem sollte die neue Version wie gesagt die strenge Norm Euro 6d-TEMP erfüllen. Dazu muss ein Fahrzeug nicht nur die Euro-6-Norm auf dem Rollenprüfstand einhalten (vor allem 80 Milligramm NOx pro Kilometer), sondern es gibt auch einen Grenzwert für den normalen Alltagsverkehr. Bei der RDE-Messung (Real Driving Emissions) darf das Auto nur das 2,1-Fache des normalen Euro-6-Grenzwerts für den Rollenprüfstand emittieren, also 168 Milligramm pro Kilometer. Das schaffen bisher nur eine Handvoll Modelle. Ebenso bemerkenswert ist, dass der Honda dafür mit einem Speicherkat auskommt und kein Adblue-System benötigt. Für den Fahrer entfällt also das lästige Additiv-Nachfüllen. "Das haben wir gerade noch hinbekommen", so Yamamoto. Ob das Auto auch den ab 2020 geltenden Faktor von 1,5 (also maximal 120 Milligramm) noch ohne Adblue schafft? Da ist sich Yamamoto nicht sicher.

Verbrauch wie bisher
Normalerweise führt eine Verringerung der NOx-Emissionen zu einem höheren Spritkonsum. Daher wurden weitere Modifikationen vorgenommen, deren Details Sie nicht wissen wollen, wenn Sie kein Ingenieur sind. Da geht es um Dinge wie Super-Plateauhonen oder eine reibungsärmere Steuerkette. Jedenfalls dürfen die Japaner nun "Yatta!" rufen - geschafft. Der Diesel ist sauberer geworden, und das bei praktisch gleichem Verbrauch von 3,5 Liter auf 100 Kilometer. Der einzige andere Diesel-Kompaktwagen, der auch schon die strenge Norm schafft, ist derzeit der Peugeot 308 in zwei Versionen. Direkt vergleichbar ist der 308 1.5 BlueHDi 130 mit 130 PS und 300 Newtonmeter, der ebenfalls auf 3,5 Liter Spritverbrauch kommt. Peugeot setzt hier ein Adblue-System ein.

Gehirn einschalten hilft
So, nun aber Schluss mit der Theorie, ich will jetzt wissen, wie sich der Diesel fährt. Nach den ersten Beschleunigungsversuchen bin ich erstmal enttäuscht: Wenn ich nach Bauchgefühl fahre, geht es nicht so stürmisch voran, wie es die 300 Newtonmeter aus dem Datenblatt nahelegen. Nach Einschalten des Verstandes geht es besser: Ich entdecke, dass ich meist im extrem niedrigen Tourenbereich um 1.300 bis 1.500 U/min unterwegs bin. Da kann man noch mit dem Verkehr mitschwimmen, und das ohne jedes Brummen. Aber viel Durchzug darf man da nicht erwarten. Schalte ich bewusst zurück, so dass ich bei 2.500 Touren bin, dann geht der Sprint so flott wie erhofft. Gehirn einschalten hilft. Ganz unschuldig ist der Diesel aber wohl auch nicht, denn die besagten 300 Newtonmeter erreicht er erst bei 2.000 Touren. Der erwähnte Peugeot-Diesel ist schon bei 1.750 Touren so weit.

Angenehmes Reiseauto
Ansonsten ist der Civic ein angenehmes Reiseauto. Besonders im Vergleich zum direkt davor gefahrenen Honda Jazz bleibt es innen paradiesisch still. Dazu passt das komfortable Fahrwerk. Auch das Cockpit sieht viel aufgeräumter aus, es wirkt optisch viel ruhiger als beim Jazz. Angenehm fällt die hohe Position des Schalthebels auf, darunter ist die Mittelkonsole ausgehöhlt und bietet Platz für die Ablage von Kleinkram. Auch einen USB-Slot zum Aufladen des Handys gibt es dort. Die Instrumente sind als Display ausgeführt, das allerdings lang nicht so schick ist wie das Active Info Display im VW Golf. Im Fond stellt sich (auch dank üppiger Beindreiheit) schnell Limousinen-Feeling ein. Die sensationellen Magic Seats hat der neue Civic allerdings nicht mehr. Und der Kofferraum ist mit 478 bis 1.245 Liter zwar recht groß, aber nach dem Umklappen der Rücksitze wird der Ladeboden nicht eben.

Als Comfort für 24.190 Euro
Marktstart für den Civic 1.6 i-DTEC ist im März 2018. Die vorläufigen Preise liegen jeweils 1.400 Euro über dem Civic 1.0 VTEC Turbo und beginnen bei 21.290 Euro (Ausstattung "S" mit Sechsgang-Schaltung). Da hier Radio und Klimaanlage fehlen, empfehlen wir die reichhaltigere Comfort-Ausstattung für 24.190 Euro. Beim Civic Comfort gehören neben einem Radio mit 5,0-Zoll-Display und Klimaautomatik auch elektrisch verstell- und beheizbare Außenspiegel, ein aktiver Spurhalteassistent, ein Fernlichtassistent, ein Abstandstempomat, ein Lichtsensor, ein Antikollisionssystem mit Fußgängererkennung, eine Verkehrszeichenerkennung, eine Sitzheizung vorne und 16-Zoll-Alufelgen. Der Preis liegt etwa auf Konkurrenzniveau. Der etwa vergleichbare VW Golf 1.6 TDI Comfortline mit 115 PS kostet mit fünf Türen 25.775 Euro, ist also etwas teurer. Der besagte Peugeot 308 mit 130-PS-Diesel, der ebenso umweltfreundlich ist wie der Civic, kostet als "Active" 24.800 Euro.

Gesamtwertung
Der Honda Civic 1.6 i-DTEC ist ein gutes Angebot für Dieselliebhaber, die besonders auf Umweltfreundlichkeit achten. Dass Honda mit Peugeot derzeit der einzigen Hersteller ist, der einen Kompaktwagen mit Euro-6d-TEMP-Diesel anbietet, dürfte dem Wagen kurzzeitig einen Vorsprung verschaffen - so lange, bis auch VW, BMW und Co. nachziehen. Ansonsten ist der Civic ein angenehmes Gefährt, das sich auch für lange Autobahnfahrten eignen dürfte.

+ sehr umweltfreundlicher Diesel, kein Additiv-Nachfüllen nötig

- Maximaldrehmoment erst ab 2.000 Touren

Modell Honda Civic 1.6 DTEC
Motor
Bauart Turbodiesel
Zylinder / Ventile 4 / 4
Antrieb Frontantrieb
Getriebe Schaltung
Gänge 6
Hubraum 1.597 cm³
Leistung 88 kW bei 4.000 U/min
max. Drehmoment 300 Nm bei 2.000 U/min
Fahrwerk
Radaufhängung vorn McPherson- Achse
Radaufhängung hinten Mehrlenkerachse
Maße
Länge 4.518 mm
Breite 1.799 mm
Höhe 1.434 mm
Radstand 2.697 mm
Leergewicht 1.287 kg
max. Zuladung 423 kg
Kofferraumvolumen 478 l
Messwerte
Höchstgeschwindigkeit 201 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h) 9,8 s
Verbrauch gesamt 3,5 l/100 km
Verbrauch innerorts 3,6 l/100 km
Verbrauch außerorts 3,4 l/100 km
CO2-Emission 93 g/km
Schadstoffklasse Euro 6d-TEMP

Stand: Januar 2018


Modell Honda Civic 1.6 DTEC Comfort
Grundpreis 24.190 €
Ausstattung
Anhängerkupplung 740 €
Automatikgetriebe ab Mai 2018 € (Neungang-Automatik)
Navigationssystem Serie ab Elegance
elektr. Fensterheber hinten Serie
elektr. Fensterheber vorn Serie
elektr. verst. Außenspiegel Serie (beheizbar)
Klimaautomatik Serie
Leichtmetallfelgen Serie (16 Zoll)
Metalliclackierung 520 €
Nebelscheinwerfer als "Zubehör" beim Händler
Sitzhöheneinstellung Serie (Fahrer)
Zentralverriegelung Serie
Radio mit 5,0-Zoll-Display, Bluetooth, USB-Anschluss Serie
Sitzheizung vorne Serie
Abstandstempomat Serie
aktiver Spurhalteassistent Serie
Fernlichtassistent Serie
Antikollisionssystem mit Fußgängererkennung Serie
Lichtsensor Serie

Stand: Januar 2018


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