Mit dem Facelift hat der kompakte Crossover erfolgreich an seinen kleinen Schwächen gearbeitet
Honda hat es irgendwie nicht leicht in Europa. Global eine Weltmacht haben die Japaner vor allem in Deutschland zu kämpfen. Zuletzt flog Honda sogar aus den Top-30 der Hersteller-Verkaufscharts. Die Gründe sind vielschichtig, aber an der Qualität der Autos kann es nicht liegen, denn diese ist bekanntermaßen sehr hoch. Einer, auf den das absolut zutrifft, ist der jüngst facegeliftete HR-V, den wir ausgiebig fahren konnten.
Schnelle Daten |
Honda HR-V e:HEV Advance |
Antrieb | 1,5-Liter-Vierzylinder-Atkinson-Benziner, Generator, Elektromotor |
Systemleistung | 96 kW / 131 PS |
0 - 100 km/h | 10,7 s |
Höchstgeschwindigkeit | 170 km/h |
Länge x Breite x Höhe |
4.355 x 2.028 x 1.582 mm |
Preis | ab 37.000 Euro |
Wer den HR-V bislang als unauffälligen Begleiter eingeordnet hatte, sollte jetzt genauer hinschauen: Der Japaner hat sich nicht neu erfunden, aber entscheidend an den richtigen Stellen nachgelegt. Und das ist auch nötig, denn in Deutschland fristet der HR-V bislang ein Mauerblümchendasein - was angesichts seiner Qualitäten eigentlich völlig unverständlich ist.
Honda hat beim HR-V nicht die Revolution, sondern die Evolution gewählt. Das Facelift bringt eine neue Frontpartie mit markanterem Grill, überarbeitetem Stoßfänger und einer frisch gezeichneten LED-Signatur. Das wirkt modern, ohne das bisherige Modell alt aussehen zu lassen. Am Heck gibt es eine neue Lichtleiste mit verändertem Innenleben, dazu stehen jetzt drei neue Farben im Katalog: "Sage Green", "Seabed Blue" und "Urban Grey". Besonders letzteres verleiht dem HR-V eine kühle Eleganz.
Mit 4,36 Metern Länge bleibt der HR-V kompakt, wirkt aber durch die coupéartige Dachlinie dynamisch. 18-Zoll-Leichtmetallräder sind ab der Ausstattungslinie Advance Serie, die Proportionen stimmen - auch wenn die große Front etwas ernster wirkt als zuvor. Insgesamt präsentiert sich der HR-V nun moderner und selbstbewusster, ohne zu übertreiben.
Wer einsteigt, erkennt die bekannte Cockpit-Architektur wieder - aber mit Verbesserungen im Detail. Der untere Bereich der Mittelkonsole wurde neu gestaltet, die induktive Ladefläche ist jetzt ergonomischer platziert und von beiden Vordersitzen gut erreichbar. Piano-Black-Einsätze bringen optisch Glanz, bleiben aber wie üblich anfällig für Fingerabdrücke. Die Bedienung ist erfreulich klassisch: Drehregler für die Klimaautomatik, Tasten für zentrale Funktionen. Honda widersteht der Versuchung, alles in den Touchscreen zu verfrachten - ein Segen für Vielfahrer.
Der Platz bleibt eine Stärke: Der HR-V ist dank cleverer Raumausnutzung innen fast schon eine Klasse größer. Die berühmten "Magic Seats" im Fond erlauben es, Sitzflächen hochzuklappen oder die Lehnen flach umzuklappen - so entsteht eine ebene Ladefläche mit bis zu 1.289 Litern Volumen. Der Kofferraum selbst fasst regulär 319 Liter. Vorne sitzt man angenehm hoch mit guter Übersicht, hinten profitieren Passagiere von außerordentlicher Beinfreiheit, auch wenn die coupéhafte Dachlinie großgewachsenen Mitfahrern am Kopf etwas Spielraum nimmt.
Die Materialanmutung und die Verarbeitungsqualität sind wirklich gut. Vor allem im oberen Bereich ist alles unterschäumt und fühlt sich gut an. Alu-Drehregler und das großflächig mit Kunstleder bezogene Armaturenbrett bringen sogar einen Hauch Premium in den Honda, auch wenn das Hartplastik im unteren Bereich das Ganze wieder etwas relativiert.
Das 9-Zoll-Infotainment "Honda Connect" ist in allen Varianten serienmäßig und bringt kabelloses Apple CarPlay, Android Auto, DAB+ und sogar einen WLAN-Hotspot mit. Die Menüführung ist gewöhnungsbedürftig und wirkt optisch nicht ganz taufrisch. Immerhin reagiert das System zügig, die Koppelung mit dem Smartphone klappt problemlos. Das ist auch nötig, denn das bordeigene Navi ist mittlerweile sowohl optisch als auch technisch nicht mehr uptodate.
Ergänzt wird es durch ein 7-Zoll-Digitaldisplay hinter dem Lenkrad, das Basisinfos klar darstellt, aber nicht so variabel ist wie bei mancher Konkurrenz. Hier geht klare Ablesbarkeit eindeutig vor verspieltem Design, was absolut kein Nachteil sein muss.
Positiv: Es gibt noch physische Knöpfe für Lautstärke und Home. Die Bedienlogik ist insgesamt übersichtlich, was im Alltag wichtiger ist als optische Spielereien. Neu beim Facelift: Eine verbesserte Rundumsicht durch optimierte Kameras, ab der Ausstattungslinie Advance Style sogar mit 360-Grad-System.
Unter der Haube arbeitet unverändert Hondas e:HEV-Hybridsystem: ein 1,5-Liter-Vierzylinder im Atkinson-Zyklus mit 107 PS, kombiniert mit einem 131 PS starken Elektromotor, der den Hauptteil des Antriebs übernimmt. Zusammen ergibt das 96 kW (131 PS) Systemleistung und 253 Nm Drehmoment. Klingt nicht nach viel, reicht aber für einen urbanen Crossover völlig aus.
Das Zusammenspiel von Benziner und E-Motor läuft geschmeidig. In der Stadt fährt der HR-V meist elektrisch an, der Verbrenner springt leise hinzu. Neu beim Facelift: eine bessere Geräuschdämmung und eine optimierte Drehzahlanpassung. Das sorgt dafür, dass das typische Aufheulen des Motors beim Beschleunigen nun deutlich gemildert wirkt. Auf der Landstraße und Autobahn bleibt der HR-V angenehm leise - Honda hat hier einen echten Komfortgewinn erzielt.
Eine große Stärke der e:HEV-Triebwerke ist und bleibt der Verbrauch. Trotz teils engagierter Fahrweise standen am Ende nur 5,1 l/100 km auf dem Bordcomputer. Das deckt sich auch mit unseren Erfahrungen mit anderen Honda-Modellen wie dem Civic oder dem Jazz. Schon beeindruckend, was man hier aus der quasi seriellen Hybrid-Technik herausholt. Vor allem im Stadtverkehr, wenn man die häufigen Rekuperationsphasen bewusst ausnutzt, lässt sich locker eine tiefe 4 erreichen.
Honda kombiniert hier nämlich die Vorteile zweier Welten. Meist wird der HR-V rein elektrisch angetrieben. Vorteil: viel Drehmoment und die E-Maschine kann viel rekuperieren. Der Benziner liefert nur Strom und läuft so in seinem optimalen Bereich, was er bei einem Antrieb der Räder bei diesen Geschwindigkeiten nicht könnte.
Bei schneller konstanter Fahrt hingegen würde der E-Motor all seiner Vorteile beraubt werden, weshalb hier der Verbrenner alleine die Räder antreibt. Auch hier läuft er nahe seines optimalen Bereichs und verbraucht so sehr wenig. In Summe kommt man so auf sehr niedrige Werte, wie auch unser Verbrauchstest zeigte.
Technische Daten und Fahrleistungen | Honda HR-V e:HEV |
Motor | Vollhybrid, 1,5-Liter-Atkinson-Benziner (107 PS) + E-Motor (131 PS), 253 Nm |
0 - 100 km/h | 10,7 s |
Höchstgeschwindigkeit | 170 km/h |
Verbrauch nach WLTP | 5,4 l/100 km |
Kofferraum | 319 - 1.289 l |
Leergewicht | 1.452 kg |
Zuladung | 418 kg |
Der HR-V fährt sich genau so, wie es viele Kunden in diesem Segment wünschen: entspannt, komfortabel und unkompliziert. Die Federung filtert Unebenheiten souverän, ohne schwammig zu wirken. Honda hat die Geräuschdämmung verbessert, sodass weniger Abroll- und Windgeräusche durchdringen. Gerade auf der Autobahn merkt man den Fortschritt deutlich. Die Lenkung ist leichtgängig, bleibt aber präzise genug für kurvige Landstraßen.
Natürlich ist der HR-V kein Sportler. Doch wer ihn in den "Sport"-Modus schaltet, erlebt ein spürbar direkteres Ansprechverhalten. Für den Alltag ist der Normalmodus die beste Wahl, während "ECON" den Verbrauch - aber auch das Temperament - senkt. Insgesamt vermittelt der HR-V Sicherheit und Gelassenheit - genau das, was man von einem Familien-SUV erwartet.
Preislich startet der HR-V e:HEV bei 34.700 Euro in der Basisversion Elegance. Der getestete Advance liegt bei 37.000 Euro. Darüber positioniert Honda den neuen Advance Plus für 41.100 Euro, während der Advance Style bei 40.300 Euro startet.
Die Topausstattung Advance Style Plus kostet 41.300 Euro und bringt Extras wie Panorama-Glasdach, Premium-Audio oder zweifarbige Lackierungen mit. Im Vergleich zur Konkurrenz - etwa Toyota Corolla Cross, Mazda CX-30 oder Kia Niro - liegt der HR-V preislich im Mittelfeld, bietet aber eine sehr umfassende Serienausstattung und clevere Raumlösungen.
Wartungspakete und MyHonda+-Konnektivitätsdienste gibt es optional, die ersten drei Jahre sind bei der App sogar gratis.
Das Facelift hat dem Honda HR-V genau die Frische verliehen, die er brauchte. Mit geschärftem Design, besserer Geräuschdämmung und klugen Detailverbesserungen rückt er näher an die Spitze der kompakten Hybrid-SUVs. Sein Raumkonzept bleibt einzigartig, der Hybridantrieb überzeugt mit Effizienz und Ruhe. Kritische Punkte wie die eingeschränkte Kopffreiheit im Fond oder das optisch etwas altbackene Infotainment bleiben, doch im Gesamtpaket liefert der HR-V eine runde Vorstellung ab.
Für alle, die ein sparsames, variabel nutzbares und angenehm komfortables SUV suchen, ist der HR-V e:HEV Advance eine sehr gute Wahl. In Deutschland ist er bislang ein Geheimtipp, doch wer ihn fährt, fragt sich schnell, warum so wenige unterwegs sind. Verdient hätte der HR-V deutlich mehr Aufmerksamkeit.