Mit einem sanften Upgrade hat Honda seinen Dauerbrenner in Form gebracht. Kann der lange Kompakte auf der Straße überzeugen?
Der Civic ist für Honda so etwas wie der Dauerbrenner im Portfolio. Seit Jahrzehnten steht er zuverlässig im Programm, mal sportlich, mal brav, mal kantig, mal futuristisch - aber immer ein Stück weit eigen. Jetzt rollt das Facelift des aktuellen Civic e:HEV auf die Straßen, ab Oktober 2025 auch in Deutschland. Und es zeigt sich: Honda hat nicht alles neu erfunden, aber an den richtigen Stellen gefeilt. Zeit, den Japaner genauer unter die Lupe zu nehmen.
Schon auf den ersten Blick wird klar: Der Civic ist kein typischer Kompakter mehr. Mit 4,55 Metern Länge kratzt er inzwischen an Mittelklasse-Dimensionen und wirkt durch seine gestreckte, flache Silhouette fast schon wie ein elegantes Fastback. Besonders in der Elegance-Ausstattung strahlt er eine gediegene Ruhe aus: klare Sicken, sanft modellierte Flächen und ein Fließheck, das dem Auge schmeichelt.
Das Facelift selbst ist dezent, aber wirksam. Die Frontpartie zeigt sich nun deutlich schärfer gezeichnet, der neue schwarze Kühlergrill verleiht ihr einen ernsteren Ausdruck. Nebelscheinwerfer? Sind dank der neuen LED-Scheinwerfer unnötig. Dafür sind die Spoiler nun in Wagenfarbe lackiert, was die Linienführung noch stimmiger wirken lässt.
Neue, zweifarbige 18-Zoll-Leichtmetallräder mit Diamantschliff unterstreichen die Dynamik, je nach Variante in Grau ("Advance") oder Schwarz ("Sport"). Und wer etwas Farbe ins Spiel bringen will, bekommt mit dem frischen "Seabed Blue" eine peppige Option. Kurzum: Das Facelift lässt den Civic erwachsener, frischer und gleichzeitig moderner auftreten - ohne dass sein Vorgänger auf einmal alt aussieht.
Im Innenraum hat Honda nicht die Revolution gesucht, sondern die Evolution. Neu ist ein durchgehend schwarzer Dachhimmel - offiziell gedacht, um für mehr Eleganz zu sorgen, in der Praxis aber vor allem für eine ziemlich dunkle Atmosphäre. Da auch der Rest des Innenraums überwiegend in Schwarz gehalten ist, wirkt das Cockpit gediegen, aber eben auch ein wenig düster.
Die Materialien hingegen überzeugen auf ganzer Linie: weiche Oberflächen, sauber verarbeitet, unterschäumt, hochwertig. Hartplastik gibt es zwar, aber nur in den unteren Bereichen. Alles wirkt sehr aufgeräumt, fast schon edel.
Die Instrumente wurden leicht überarbeitet. Sie sind nun besser ablesbar, aber nicht perfekt: Verschiedene Ansichten gibt es nicht, Individualisierungsmöglichkeiten sind rar. Immerhin: Der Bordcomputer ist dauerhaft eingeblendet, statt wie bei manchen Konkurrenten nur auf Zuruf.
Die Sitzposition ist typisch Honda - also tief, sportlich, perfekt auf den Fahrer zugeschnitten. Vorne sitzt man luftig und ergonomisch ausgezeichnet. Hinten sieht es etwas zwiespältiger aus: Der Platz ist klassenüblich, nicht mehr. Zwar gibt es ausreichend Kniefreiheit, doch durch die hohe Bodenposition sitzt man mit angewinkelten Beinen, fast wie in einem Elektroauto. Bequem ist anders. Positiv: Der Kofferraum mit bis zu 410 Litern ist groß und gut nutzbar. Die kleine Stufe (wegen der Hybrid-Batterie darunter) stört nicht wirklich. Nur die mickrige Zuladung von 348 kg enttäuscht.
Bei der Bedienung offenbart der Civic seine größte Schwäche. Das 9-Zoll-Infotainmentsystem bietet zwar alles, was man heutzutage braucht - inklusive kabellosem Apple CarPlay und Android Auto -, wirkt aber verschachtelt, bieder und nicht besonders intuitiv. Vor allem das Werks-Navi kann nicht wirklich überzeugen.
Unverständlich: Es gibt keine automatische Dimm-Funktion für das Display. Wer abends in einen Tunnel fährt, wird geblendet - und muss das System manuell in mehreren Bedienschritten abblenden. 2025 ist das schlicht nicht mehr zeitgemäß.
Positiv: Es gibt noch physische Knöpfe für Lautstärke und Homebutton. Auch die Klimabedienung läuft über klassische Drehregler - ein Segen in Zeiten von Touch-Orgie. Neu ist außerdem die induktive Ladefläche, die große Smartphones sicher aufnimmt. Die Gangwahl erfolgt über Tasten statt Wählhebel - gewöhnungsbedürftig, aber nach kurzer Eingewöhnung kein Problem mehr.
Unter der Haube setzt Honda weiter auf seinen e:HEV-Hybridantrieb - und das ist eine gute Entscheidung. Denn diese Technik ist modern, effizient und angenehm alltagstauglich.
Technisch gesehen treibt in den meisten Situationen ein 184 PS starker Elektromotor mit 315 Nm Drehmoment die Vorderräder an. Der 2,0-Liter-Vierzylinder-Saugbenziner (143 PS) dient dabei hauptsächlich als Stromgenerator. Das Ergebnis: Der Civic fährt im Alltag tatsächlich oft wie ein Elektroauto. Sanft, leise, spontan, mit sattem Antritt - sehr diskret gleitet man los, während der Benziner im Hintergrund unauffällig den Strom liefert.
Bei stärkerem Leistungsabruf dreht der Motor hoch - das kennt man von Hondas Hybridtechnik. Doch die Dämmung ist hier so gut, dass es kaum stört. Der Sprint von 0 auf 100 km/h gelingt in flotten 7,8 Sekunden. Im Sportmodus wird die Sache noch spontaner, allerdings auch lauter: Hier blendet Honda einen künstlichen "Sportsound" ein, der einfach nur dröhnig klingt und so gar nicht zum ansonsten eleganten Civic passt. Glücklicherweise lässt sich das im Individualmodus abwählen.
Ein wichtiger Punkt bei Vollhybriden ist die Rekuperation. Schließlich wird dabei ein großer Teil des Stroms erzeugt, der beim Fahren benötigt wird. Beim Civic hinterlässt das einen zwiespältigen Eindruck. Gut: Über Schaltwippen am Lenkrad lässt sich einstellen, wie stark der Civic beim Gaswegnehmen verzögert und Energie zurückgewinnt. So erreicht man fast ein One-Pedal-Feeling. Nach wenigen Sekunden schaltet das System allerdings zurück in den Segelmodus - außer im Sportmodus. Dort bleibt die Rekuperation erhalten, allerdings eben mit dem nervigen Sound.
Ein unlogischer Kompromiss, der dem ansonsten überzeugenden Antrieb einen kleinen Dämpfer verpasst. Bei anderen Hondas gibt es den sogenannten B-Mode, in dem stets stärker rekuperiert wird. Zusätzlich kann man das noch mit den Schaltwippen verstärken. Hätte dem Civic auch gut gestanden ...
Beim Thema Effizienz läuft der Civic zur Höchstform auf. Das komplexe Hybridsystem kann hier seine volle Wirkung entfalten. Selbst bei recht sportlicher Fahrweise inklusive schneller Autobahnkilometer kamen wir nicht über 5 Liter/100 km hinaus. Das ist schon eine Ansage.
Nur bei dauerhaft schneller Autobahnfahrt, wo der Verbrenner direkt die Räder antreibt, klettert der Verbrauch dann deutlich, bleibt aber trotzdem absolut im Rahmen. Im Stadtverkehr jedoch sind auch Werte unter 4 Liter machbar, wenn man es darauf anlegt.
Das Fahrwerk ist ein echtes Highlight. Dank des langen Radstands von 2,73 Metern rollt der Civic sehr souverän ab. Bodenwellen, Schlaglöcher oder Querfugen? Alles wird sauber gefiltert, ganz ohne adaptive Dämpfer. Dazu tragen auch die Reifen bei, die trotz 18-Zoll-Felgen noch genug Flanke haben, um Stöße abzufangen.
Doch Komfort ist nur die eine Seite der Medaille. Denn der Civic kann auch anders: In Kurven zeigt er sich von seiner agilen Seite, ganz im Stile klassischer Hondas. Untersteuern? Kaum ein Thema. Stattdessen lenkt er präzise ein, bleibt stabil und vermittelt eine enorme Fahrsicherheit.
Die Lenkung selbst ist im Gegensatz zu anderen Honda-Modellen recht straff geraten. Damit lässt sich der Civic präzise um jede Biegung zirkeln, auch wenn das Feedback im Lenkrad recht gedämpft ankommt. Passt aber zum Grundkonzept des Fahrzeugs.
Der Civic e:HEV startet in Deutschland bei 39.500 Euro für die Elegance-Version. Die Sport-Ausstattung kostet 41.000 Euro, die Topvariante Advance 44.700 Euro.
Damit liegt der Civic preislich deutlich über vielen Kompaktklassen-Klassikern. Ein VW Golf eHybrid startet etwas günstiger, bietet aber weniger Platz. Der Toyota Corolla Hybrid ist ähnlich positioniert, wirkt aber konservativer. Hyundai i30 oder Peugeot 308 sind preislich darunter, aber bei Effizienz und Fahrkultur nicht auf Augenhöhe.
Wer sich für den Civic entscheidet, zahlt also etwas mehr - bekommt dafür aber ein sehr gut ausgestattetes, charakterstarkes Auto, das sich nicht im Mainstream verliert.
Der Honda Civic Facelift bleibt, was er immer war: ein Kompakter für Individualisten. Er ist zu groß und zu eigen, um sich nahtlos in die Golf-Klasse einzureihen, und genau das macht ihn so spannend.
Mit seinem eleganten Design, dem überzeugenden Hybridantrieb, viel Platz und einem fantastischen Fahrwerk ist er ein echtes Rundum-sorglos-Paket - wenn man über das schwache Infotainment und die etwas halbherzige Rekuperationslogik hinwegsehen kann.
Für Menschen, die ein Auto suchen, das aus der Masse heraussticht, das effizient und gleichzeitig fahraktiv ist, bleibt der Civic eine Top-Empfehlung. Preislich kein Schnäppchen, aber im Gesamtpaket mehr als konkurrenzfähig. Oder anders gesagt: Der Civic ist und bleibt eine interessante Größe - im wahrsten Sinne des Wortes.