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Tatsächlicher Verbrauch: Opel Corsa-e im Test

Wie weit kommt die Elektro-Version des Corsa wirklich mit einer Ladung?

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Der Opel Corsa gehört zu den beliebtesten Kleinwagen in Deutschland und in Europa. Die neue Elektroversion Corsa-e hat es im Jahr 2020 immerhin auf Platz neun der Elektroauto-Verkaufsstatistik in Deutschland gebracht.

Mit Preisen ab rund 30.000 Euro vor Förderung ist der Elektro-Corsa in der Tat ein attraktives Angebot. Ein Grund mehr, den realen Stromverbrauch und die reale Reichweite in unserem wöchentlichen Verbrauchstest zu bestimmen. Auf unserer 360 Kilometer langen Standardstrecke benötigte der kleine Fünftürer durchschnittlich 17,20 kWh/100 km. Mit Haushaltsstrom für 30 Cent geladen, entspricht das Stromkosten von 5,16 Euro pro 100 Kilometer.

Niedrige Temperaturen erhöhen den Stromverbrauch

In absoluten Zahlen sind die 17,2 kWh kein sehr gutes Ergebnis, vor allem im Vergleich zu den Durchschnittswerten anderer Elektroautos, die wir bisher getestet haben. So brauchte der (alte) Renault Zoe nur 12,7 kWh/100 km. Fairerweise müssen wir aber hinzufügen, dass wir auch bisher kein anderes Batterieauto bei so niedrigen Außentemperaturen (um den Gefrierpunkt) getestet haben. Denn bei niedrigen Temperaturen erhöht sich der Verbrauch von Elektroautos stark, wie unser Vergleich anhand des Tesla Model 3 gezeigt hat.

Opel Corsa-e, la prova del Garage di InsideEvs

Der Opel Corsa-e hat eine Leistung von 100 kW (136 PS) und eine 46 kWh große Batterie (Nettokapazität). Mit dem von uns bestimmten Stromverbrauch kann er nur viel größere und leistungsstärkere Elektroautos schlagen, zum Beispiel den Jaguar I-Pace (18,80 kWh) und den Audi e-tron 55 quattro (19,0 kWh).

Die 267 Kilometer Reichweite, die wir im Test ermittelten, reichten nicht aus, um die 360 Kilometer von Rom nach Forlì zurückzulegen, wir mussten also zwischendurch laden. Der neue Opel Corsa mit 1,2-Benziner mit 75 PS schaffte die Distanz natürlich locker. Bei dem gemessenen, rekordverdächtigen Verbrauch von 3,95 Liter/100 km betrugen die Spritkosten bei unserem Test im August 2020 nur 4,98 Euro. Mit den jetzigen Spritkosten (durchschnittlich 1,34 Euro pro Liter Super E10 laut ADAC-Untersuchung vom 7. Januar) würde man allerdings 5,29 Euro für 100 Kilometer zahlen.

Elektrischer Antrieb, aber normale Bedienung

Einer der interessantesten Aspekte des Opel Corsa-e ist, dass er im Grunde ein ganz normales Auto ist, nur eben mit Elektroantrieb. Opel macht bei der Bedienung keine Experimente, durch die die Alltagstauglichkeit verringert wird und setzt auf ein einfaches Design. Kurzum: Der elektrische Corsa erschreckt nicht mit futuristischen Bedienelementen oder Science-Fiction-Details, sondern bleibt intuitiv bedienbar, auch wenn man mit moderner Elektronik nichts am Hut hat.

Wenn man in den Corsa-e einsteigt und losfährt, fühlt sich das genauso natürlich an wie bei jedem anderen Corsa. Die 136 PS des Elektromotors wirken unaufdringlich, aber sie lassen Raum für flinke Überholmanöver. Das Instrumentendisplay ist übersichtlich und gut ablesbar, wenn auch etwas klein. Der optionale 10-Zoll-Touchscreen lässt dagegen keine Wünsche offen.

Bei der getesteten Version handelte es sich um die Version Elegance, die in Deutschland etwas mehr als 32.000 Euro kostet. Wenig praktisch ist, dass man den Automatik-Wahlhebel auf B (Brake) stellen muss, um eine erhöhte Rekuperation zu erhalten. Auch war die Anzeige der Restreichweite zumindest bei den niedrigen Temperaturen während unseres Tests sehr ungenau. Kurios ist auch die Tatsache, dass im Eco-Fahrmodus (der die angezeigte Restreichweite um 10 bis 15 Kilometer vergrößert) die Heizung die Insassen kaum mehr wärmt.

Ohne übertriebene Sparsamkeit schafft er 200 km

Der nicht gerade rekordverdächtige Stromverbrauch in diesem Test bei winterlichen Temperaturen zeigt sich auch in verschiedenen Fahrsituationen. Insbesondere auf der Autobahn und im Stadtverkehr kommt man zumindest mit schwerem Gasfuß nur schwer auf 200 Kilometer Reichweite.

Sehr nützlich ist, dass man auf Langstrecken an schnellen Gleichstromtankstellen aufladen kann, wie zum Beispiel an einer Ionity-Ladesäule. Dort haben wir eine maximale Ladeleistung von 68 kW beim Aufladen gemessen. Technisch möglich sollen beim Corsa-e 100 kW sein.

Verbrauch in verschiedenen Fahrsituationen

  • Stadtverkehr (Rom): 19,4 kWh/100 km, 234 km Reichweite
  • Stadt-Umland-Mix: 18,2 kWh/100 km, 248 km Reichweite
  • (Italienische) Autobahn: 25,0 kWh/100 km, 184 km Reichweite
  • Stromspartest: 15,9 kWh/100 km, 285 km Reichweite

Aus dem offiziellen Datenblatt

ModellKraftstoffLeistungStromverbrauchReichweiteLeergewichtOpel Corsa-eStrom100 kW/136 PS16,8 kWh/100 km (WLTP)337 km (WLTP)1.530 kg

 

Daten des Testfahrzeugs

Fahrzeug: Opel Corsa-e Elegance
Deutscher Listenpreis: 32.395 Euro (mit 19% Mwst.)
Testdatum: 8. Januar 2021
Wetter (Abfahrt/Ankunft): veränderlich, 10 Grad/neblig, 1 Grad
Insgesamt gefahren: 886 km
Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Strecke Rom-Forlì: 78 km/h
Reifen: Michelin Primacy 4 - 195/55 R16

Verbrauch und Kosten

Bordcomputer-Anzeige: 17,2 kWh/100 km
An der Ladesäule ermittelter Verbrauch: -
Mittel aus diesen Werten: 17,20 kWh/100 km
Strompreis: 0,30 Euro/kWh
Stromkosten: 5,16 Euro/100 km

Und so ermitteln wir den Verbrauch

Wenn Sie einen Freund nach dem Verbrauch seines Autos fragen, nennt er Ihnen wahrscheinlich einen Wert, der keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhebt. Vielleicht hat er den Wert vom Bordcomputer abgelesen, oder er hat seine Tankrechnungen aufbewahrt und sich daraus einen Verbrauch errechnet.

Ähnlich ermitteln wir unseren Testverbrauch: Er ergibt sich als Mittel aus Bordcomputer-Wert und dem an der Tankstelle ermittelten Verbrauch. Die Testautos werden stets von Fabio Gemelli von Motor1.com Italien gefahren. Der Journalist fährt häufig fürs Wochenende von der Redaktion in Rom in seine Heimat Forlì (in der Emilia-Romagna).

Dabei bewegt er die Autos bewusst sparsam: Er bleibt knapp unter der Höchstgeschwindigkeit (auf der italienischen Autobahn: 130 km/h), vermeidet abruptes Beschleunigen und Bremsen und fährt vorausschauend. Die Teststrecke Rom-Forlì ist etwa 360 Kilometer lang und umfasst 65 Prozent Superstrada (autobahnähnliche Schnellstraße, Tempolimit zwischen 90 und 110 km/h), 25 Prozent Autostrada (Autobahn, Tempolimit 130 km/h), fünf Prozent Strada Statale (Bundesstraße, Tempolimit 90 km/h) und fünf Prozent Stadtverkehr.

Dabei wird der Apennin überquert, die Strecke enthält also durchaus auch Steigungen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt in der Regel bei 70 bis 80 km/h. Am Ende der Strecke notiert unser Tester die Bordcomputer-Anzeige und berechnet (bei Autos mit Verbrennungsmotor) den Verbrauch an der Zapfsäule.

Dabei wird "von voll bis voll" gemessen, wobei voll bedeutet: Das Tanken wird beim ersten Klick der Zapfpistole beendet. Dann berechnet Fabio den Mittelwert. Die Kosten berechnen wir jedoch anhand der deutschen Preise (Durchschnittskosten laut ADAC zum Zeitpunkt der Veröffentlichung).

Bei Elektroautos verwenden wir den Bordcomputer-Verbrauch und einen durchschnittlichen Strompreis von 30 Cent pro kWh (gerundeter Durchschnittspreis für 1 kWh Haushaltsstrom in Deutschland laut BDEW, Stand 7/2019). Bei Erdgas- und Autogas-Fahrzeugen wird der Durchschnittspreis von www.gas-tankstellen.de in Anschlag gebracht.

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