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Opel Grandland (2021) im Test: Facelift ohne X-perimente

Alles wird Vizor ...

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Seit 2017 buhlt der Grandland X im umkämpften C-SUV-Segment um die wählerische Kundschaft. Das tat er bislang relativ erfolgreich: 300.000 Einheiten konnte Opel international absetzen, 70.000 Exemplare wurden dabei auf dem deutschen Markt verteilt. Und obwohl das Interesse selbst im letzten kompletten Verkaufsjahr 2020 nur gering nachgelassen hatte, war es für den Hersteller nach vier Jahren Zeit, den Grandland X mit einem Facelift zu versehen.

Dabei fallen zwei Dinge sofort ins Auge: Erstens fehlt künftig das X im Namen (der Crossland und der Mokka haben diesen Schritt schon vorgemacht) und zweitens bekommt das Kompakt-SUV nun ebenfalls das neue Markengesicht - den sogenannten Vizor.

Doch das Update besteht nicht nur aus einer neuen Front mit serienmäßigen LED-Scheinwerfern und optionalem Matrix-LED-Licht. Im Innenraum wird der EMP2-Plattform-Wagen ebenfalls moderat aufgefrischt und mit neuen sowie aktuelle Technologien wird der Grandland ebenfalls fit für seine zweite Lebenshälfte gemacht. Dazu später mehr ...

Bevor wir jetzt lange über das neue Exterieur-Design philosophieren, würden wir empfehlen, dass Sie sich die folgende Bildergalerie genau ansehen. Wir gehen nämlich davon aus, dass Sie selbst entscheiden können, ob Ihnen das Facelift nun gefällt oder nicht.

Opel Grandland (2021) im Test

So viel geben wir Ihnen aber mit auf den Weg: Opel lackiert jetzt die vorher matten Plastikteile an den Radläufen, Schürzen und Seitenschwellern in einem hochglänzenden Schwarzton. Das sieht schon ziemlich cool aus und schafft einen tollen Kontrast. Allerdings sollten Sie nicht allzu genau hinsehen, denn gerade bei starkem Lichteinfall werden Sie Unebenheiten an den Bauteilen bemerken.

Bei den silber-schwarzen Fahrzeugen, die uns Opel für unseren Test bereitgestellt hat, handelt es sich um die Grandland-Modelle, die noch mit klassischen Verbrennern - ohne jegliche Elektrifizierung - an den Start gehen. Damit wird spätestens 2024 Schluss sein. Ab diesem Zeitpunkt wird die Blitz-Marke nämlich jeden Antrieb unter Strom setzen.

Zur Wahl stehen jetzt aber noch einmal ein 1,2-Liter-Dreizylinder-Benziner und ein 1,5-Liter-Vierzylinder-Diesel. Beide leisten 130 PS. Der Benziner wird mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe gekoppelt und kann optional mit einer Achtgang-Automatik geordert werden, die der Diesel ohne Aufpreis mitbringt.

Die Motoren sind alte Bekannte im Grandland und kommen in dieser Form schon seit Mitte 2020 im Vor-Facelift-Modell zum Einsatz. Dabei sind beide Antriebe vollkommen ausreichend für das Kompakt-SUV. Wobei der Diesel mit seinen 300 Nm Drehmoment und der toll abgestimmten Automatik etwas ausreichender ist als der 230 Nm starke Benziner.

Trotzdem: Untermotorisiert müssen Sie sich mit keinem der beiden Antriebe fühlen. Denn während die etwa 100 kg schwerere Diesel-Automatik-Version mit mehr Dampf überzeugt, punktet die leichtere Benzin-Schaltung-Variante mit einem agileren Fahrverhalten.

Richtig Dampf, Allrad und emissionslose Fortbewegung über gut 40 km (laut WLTP-Zyklus wären es 65 km) gibt's dann im ebenfalls schon bekannten Hybrid4-Modell mit 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner und zwei Elektromotoren plus 13,2 kWh-Akku, der standardmäßig mit 3,7 kW und optional mit 7,4 kW geladen werden kann. 300 PS und 520 Newtonmeter stehen ebenfalls im Datenblatt und in 6,1 Sekunden beschleunigt dieser Antriebsstrang den so knapp 1,9 Tonnen schweren Grandland auf Tempo 100. 

Opel Grandland Hybrid4 (2021) im Test

Dass das eine Menge Spaß macht ... dafür muss man nun wirklich nicht studiert haben. Allerdings drängt sich die Frage auf, ob so viel Power wirklich nötig ist. Denn das Topmodell ist nicht nur ziemlich schnell, sondern auch ziemlich teuer. Zwar lassen sich rund 6.000 Euro über verschiedene Fördermaßnahmen vom Kaufpreis zurückholen, allerdings sind mindestens 50.440 Euro für den Hybrid4 gegenüber dem Modell mit Einstiegsbenziner und Sechsgang-Schaltgetriebe für 27.250 Euro (beide in der günstigsten Business Edition) schon eine Hausnummer. Und wenn Sie den Akku nicht regelmäßig laden, werden Sie bei den Verbräuchen keine Unterschiede merken.

Egal für welchen Antrieb Sie sich letztendlich entscheiden: Eine falsche Wahl gibt es nach unserer Einschätzung nicht. Der Grandland ob mit oder ohne X war und ist stets ein komfortables und angenehmes Fahrzeug ohne nennenswerte Schwächen. Auch bei Lenkung, Fahrwerk, Bremsen und allen anderen mechanischen Bauteilen. Sowohl auf der Kurz-, Mittel- oder Langstrecke.

Trotzdem werden Ihnen - gerade im Interieur - noch ein paar zusätzliche Facelift-Updates auffallen. Im Innenraum macht der Grandland nämlich jetzt auch einen auf Mokka. Wie das geht? Mit dem sogenannten "Pure Panel", das aus zwei Bildschirmen eine optische Einheit bildet.

Das Fahrerinfodisplay ist je nach Ausstattung bis zu 12 Zoll groß. Der bis zu 10 Zoll große zentrale Touchscreen ist zum Fahrenden hin ausgerichtet. Das System hat uns schon im Mokka gefallen und daran ändert sich im Grandland jetzt auch nichts.

Ebenfalls beteiligt an einem satten Komfort-Gewinn sind die neuen Assistenzsysteme. In Verbindung mit dem Automatikgetriebe hält der integrierte automatische Geschwindigkeits-Assistent nun über das eingestellte Tempo hinaus auch den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug sowie in Kombination mit dem aktiven Spurhalte-Assistenten den Grandland in der Mitte der Fahrspur.

Abbremsen funktioniert bis zum Stillstand. Und das System funktioniert überaus souverän. Nicht ausprobiert - aber vorhanden - ist jetzt auch die "Night Vision"-Funktion. Damit werden über Infrarot-Kameras schon weit vor den Scheinwerferkegeln Personen oder Tiere erkannt.

Features für die Konnektivität sind ebenfalls im aktuell gängigen Umfang an Bord. Also Apple CarPlay, Android Auto oder eine Wireless-Charging-Funktion für kompatible Smartphones. Und während uns die vorderen Sitze entweder kühlen oder wärmen (im Fond wird nur geheizt) und wir bis auf die eine oder andere Materialwahl und hier und da etwas wackelige Fachverschlüsse nichts zu meckern haben, fällt uns dann doch noch was ins Auge. Es gibt kein Head-up-Display. Nicht einmal als ausfahrbare Plastikscheibe. Schade.

Fazit: 7,5/10

Die vergangenen vier Jahre hat man mit dem Grandland X nicht viel verkehrt machen können und mit dem Facelift sieht das genauso aus. Die Innenräume mögen vielleicht nicht so hochwertig sein wie bei der Premium-Konkurrenz in diesem Segment, bei der Funktionalität muss man aber keine Einschränkungen befürchten.

Und auch wenn die PHEV-Antriebe vielleicht etwas überdimensioniert wirken mögen, so sind sie doch die aktuellen - wenn auch teuren - Richtungsgeber. Unsere Wahl fällt aber ein letztes Mal vor der vollständigen Elektrifizierung auf den reinen Benziner. Allerdings würden wir den geringen Aufpreis für das Automatikgetriebe einrechnen.

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