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Skoda Octavia Combi iV (2021) im Test: Lade-Hemmung

Prämie hin oder her: Plug-in-Hybrid taugt nicht für jedermann

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Es ist ein wenig wie vegane Leberwurst: Nicht alles, was im Trend liegt und beliebt ist, muss zwangsläufig Sinn machen. So wie Plug-in-Hybride. Staatlich gefördert locken sie insbesondere Geschäftskunden mit teils absurd niedrigen Leasingraten. Aber sie sind eben vegane Leberwurst. Nicht konsequent Verbrenner, nicht konsequent Elektroauto.

Muss das also sein? Wir haben auch mit Blick auf so manches Leasingangebot den "kleinen" Plug-in-Hybrid im Skoda Octavia getestet. Ein weißer Kombi, optisch also das Vielfahrerauto schlechthin. Und was heißt hier überhaupt klein? Auch der mit dem Zusatzkürzel "iV" versehene Octavia bietet stramme 204 PS Systemleistung. 

Was ist das?

Zu haben ist der Octavia iV als Limousine und als Combi, wie Skoda es zu schreiben pflegt. Sehen wir uns die wichtigsten Zutaten an: 1,4-Liter-Turbobenziner mit 110 kW (150 PS) plus 6-Gang-DSG und einem Elektromotor mit 85 kW (115 PS). Dazu ein Akku mit 13 kWh Kapazität, wodurch das Kofferraumvolumen des Combi auf immer noch großzügige 450 bis 1.405 Liter sinkt. Leergewicht des Fahrzeugs je nach Ausstattung: 1.608 bis 1.748 Kilogramm.

Die weiteren Details des aktuellen Octavia Combi sind uns und Ihnen durch viele Fahrberichte wohlbekannt: Gut 4,70 Meter Länge und 2,68 Meter Radstand, dadurch ein großzügiges Platzangebot vorne wie hinten. Plus unzählige clevere Zubehörextras von Skoda wie Regenschirme in den Türen oder ein Tablethalter in der Mittelarmlehne hinten. 

Aber eben auch der Mix aus Hartplastik und Stoffelementen im Cockpit, wenngleich tadellos verarbeitet. Weil der iV der erste Octavia war, den wir über einen längeren Zeitraum bewegt haben, fielen hier die Schwächen des Infotainments besonders auf. Mit der Touch-lastigen Bedienung kann man sich noch irgendwann anfreunden, zumal Skoda im Gegensatz zum VW Golf auf berührungsempfindliche Tasten im Lenkrad verzichtet.

Aber die zeitweilige Trägheit und Menü-Verschachtelung beginnt irgendwann zu nerven. Die Kritik trifft noch nicht einmal primär Skoda, sondern den Volkswagen-Konzern. Was einfacher werden sollte, geriet in Wahrheit komplexer. Weniger ist eben nicht immer mehr. 

Wie fährt er sich?

Kommen wir zu unseren Fahreindrücken: Ist die Batterie leer, verrichtet der Benziner seine Arbeit mit leicht rauer Note. Zumindest beim Anfahren scheint der E-Motor aber selbst bei 1 Prozent Akku noch zu helfen. Schnell zeigt sich aber, wie sehr in diesem Zustand der Verbrauch steigt. Im Mittel mit etwas Autobahnanteil lagen wir bei 7,5 Liter. Apropos Autobahn: Dort bleibt der Benziner angenehm leise. 

Nun ran an die Steckdose. Sofern man eine auf Arbeit oder daheim hat. Ansonsten hilft eine öffentliche Ladesäule. Aber auch nicht wirklich, denn der Octavia lädt nur mit maximal 3,6 kW. Ich blockiere also eine 22-kW-Säule, die reine Elektroautos besser gebrauchen können, für gut dreieinhalb Stunden. 

Das Ende der Melodie: 100 Prozent gleich 47 Kilometer bei 5 Grad Außentemperatur. Offizielle Werksangabe: 61 bis 69 Kilometer. Mit voller Batterie spielt der Octavia iV erst sein gesamtes Potenzial aus und schiebt kraftvoll voran. Hier spürt man die 7,7 Sekunden auf 100 km/h. Jedoch gerät der Kraftschluss zwischen Benziner und E-Motor manchmal recht hart. Und im reinen Elektro-Modus ist der Akku schneller leer als eine Maß Bier auf dem Oktoberfest.

Was kostet er?

Immerhin, der Verbrauch sinkt so auf 5,5 Liter. Doch um sparsam unterwegs zu sein, reicht auch ein Octavia mit Diesel, mit 150-PS-Mildhybrid oder mit 130 PS starkem Erdgasantrieb. Sie alle sind günstiger als der iV, der als (immerhin gut ausgestatteter) Combi bei 38.440 Euro beginnt. 

Fazit: 7/10

Wir müssen es an dieser Stelle in aller Deutlichkeit sagen: Kaufen Sie keinen Plug-in-Hybrid, nur weil Kohle vom Staat lockt. Wer nicht auf der Arbeit oder daheim laden kann, wird mit diesem Antriebskonzept nicht glücklich. Aus unserer Sicht ist der Skoda Octavia iV weder Fisch noch Fleisch. Besser entweder einen reinen Verbrenner-Octavia kaufen oder gleich den vollelektrischen Enyaq. Im Alltag stößt das Konzept Plug-in-Hybrid schnell an seine Grenzen. Die Nutzung und persönliche Ladesituation müssen unbedingt bedacht werden.

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