Grund dafür ist die lokale Gesetzgebung, ein 735i kostet sogar über 400.000 Euro
Die günstigste Möglichkeit, hierzulande einen nagelneuen BMW X1 zu erwerben, ist laut Konfigurator der X1 sDrive18i mit 136 PS. Kostenpunkt: Auch schon nicht gerade günstige 43.900 Euro. Doch jeder Neuwagenkäufer in Singapur würde bei dieser Summe dankbar auf die Knie fallen. Denn dort kostet der billigste X1 fast 175.000 Euro.
Es handelt sich dort um den X1 sDrive16i mit Frontantrieb. Schon die Modellbezeichnung erinnert an deutsche BMW-Sparversionen wie den 1502, 315 oder 114i. Technisch betrachtet, handelt es sich um einen Verwandten unseres X1 sDrive18i, da beide den B38-Dreizylinder mit 1,5 Liter Hubraum nutzen. Der 16er leistet aber nur 122 PS. Und es gibt ihn trotzdem sogar als "M Sport".
Die weiteren Eckdaten: 230 Nm maximales Drehmoment von 1.500 bis 3.600 U/min, 10,5 Sekunden auf Tempo 100, Höchstgeschwindigkeit 197 km/h. Kombinierter Verbrauch: 6,8 Liter auf 100 Kilometer.
Generell bietet BMW seine Modelle in Singapur mit eher kleinen Hubräumen und wenig Leistung an, vom 520i bis zum 735i. Dennoch sind sie allesamt unfassbar teuer. Der 735i liegt bei umgerechnet über 400.000 Euro, der 520er bei 243.000 Euro. Immerhin: Die Serienausstattung ist meist ziemlich üppig, auch beim X1 sDrive16i.
Aber warum sind neue Autos in Singapur so irrwitzig teuer? Nun, die Fläche des Stadtstaats ist mit 719 Quadratkilometern kleiner als Hamburg, trotzdem leben dort fast 5,7 Millionen Menschen. Mit einer Bevölkerungsdichte von 7.867 Einwohner pro Quadratkilometer liegt Singapur weltweit auf Platz 2. Also versucht man, die Zahl der Autos massiv zu begrenzen. Unter anderem durch sehr hohe Anschaffungspreise für Neuwagen. Aber auch Gebrauchtwagen sind begehrt.
Im Rahmen einer restriktiven Verkehrspolitik unterliegt der private Autobesitz strengen Regulierungen. Jeder potenzielle Autokäufer hat zuerst eine Berechtigung (Certificate of Entitlement, COE) zu ersteigern. Regelmäßig entscheidet die staatliche Land Transport Authority (LTA) über die Erteilung von Lizenzen, die in einem Bieterverfahren ersteigert werden können, nach zehn Jahren aber wieder verfallen. Die Preise für solch ein COE sind seit 2020 extrem angestiegen. Die Zahl der 2023 registrierten 532.000 Kraftfahrzeuge gilt als absolute Obergrenze.
Der Import von Kraftfahrzeugen (wie eben auch ein BMW, aber mangels eigener Autoindustrie praktisch alle Neuwagen) ist mit Abgaben von teilweise über 200 Prozent besteuert, hat aber eine hohe Bedeutung als Statussymbol. Weiterhin wird der Verkehr im Stadtzentrum durch ein elektronisches Mautsystem mit hohen Abgaben belegt. In Singapur wurde bereits 1975 die erste Innenstadtmaut weltweit eingeführt.
So gesehen, sollten wir uns vielleicht doch nicht zu sehr über deutsche Preise schimpfen. Und wer weiß, was der hiesigen Politik noch so alles einfällt ...