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ADAC All-Terrain-Reifen Test 2025: Keiner überzeugt vollends

Acht grobstollige Modelle im Format 225/65 R17 im Test, nur ein Modell befriedigend

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Der ADAC hat acht All-Terrain-Reifen der Dimension 225/65 R17 auf Herz und Nieren geprüft, um zu klären, ob die grobstolligen Profile wirklich halten, was sie versprechen. Das Ergebnis ist ernüchternd: Die Offroad-Optik mag beeindrucken, aber auf der Straße schwächeln die meisten Kandidaten.

Die Ernüchterung kommt schnell: Kein einziger All-Terrain-Reifen konnte im Gesamturteil ein "gut" erreichen. Das ist keine Kleinigkeit, sondern ein echtes Warnsignal für alle, die mit ihrem SUV oder Camper auch mal abseits befestigter Wege unterwegs sein wollen. Der Testsieger Yokohama Geolandar A/T G015 kratzte mit einer 2,9 immerhin noch an einem soliden "befriedigend", während der als Referenz mitgetestete Premium-Ganzjahresreifen mit 2,1 deutlich besser abschnitt.

Auf dem zweiten Platz landete der Falken Wildpeak A/T 3WA mit einer Note von 3,1 - er balanciert damit nur haarscharf über der "ausreichend"-Grenze. Am unteren Ende der Skala finden wir den BF Goodrich Trail Terrain T/A, der mit einer schmerzhaften 5,4 im wahrsten Sinne des Wortes durchfiel.

Nassbremsen

Besonders bedenklich wird es beim Nassbremsen - hier zeigen sich Unterschiede, die über Leben und Tod entscheiden können. Der Schlusslicht-Reifen BF Goodrich Trail Terrain T/A benötigte aus 80 km/h satte 48,8 Meter Bremsweg - fast zehn Meter mehr als der Testdurchschnitt. Zum Vergleich: Das sind etwa zwei SUV-Längen zusätzlicher Rutschpartie!

Selbst der beste All-Terrain-Kandidat im Nassbremstest, der Falken Wildpeak A/T 3WA, brauchte mit knapp 40 Metern immer noch sechs Meter mehr als der Referenz-Ganzjahresreifen. Diese sechs Meter können im Ernstfall den Unterschied zwischen rechtzeitigem Stehen und einer Kollision ausmachen - nicht gerade beruhigend, wenn man bedenkt, dass viele dieser Reifen auf tonnenschweren Fahrzeugen montiert werden.

Beim Handling auf nasser Strecke offenbarten die grobstolligen Profile erschreckend wenig Haftung und ein unruhiges Fahrverhalten. Der Pirelli Scorpion A/T+ neigte sogar zu starkem Übersteuern - nicht unbedingt das, was man sich wünscht, wenn man bei Regen eine Kurve durchfährt.

Offroad-Performance

Man könnte jetzt denken: "Na gut, auf der Straße sind sie nicht die Besten, aber dafür rocken sie im Gelände!" Falsch gedacht. Die Bilanz abseits befestigter Wege ist nur wenig besser. Auf dem Schotterparcours hatte zwar der Matador MP72 Izzarda A/T2 die Nase vorn, aber direkt dahinter folgte der normale Pkw-Ganzjahresreifen.

Das bedeutet: Ein Standard-Ganzjahresreifen kommt auf europäischen Schotterpisten kaum schlechter voran als ein spezieller AT-Reifen mit martialischem Profil. Auch im Schlamm brachten die Stollen keinen nennenswerten Vorteil. Hier entschied eher der Allradantrieb oder eine Differentialsperre über Weiterkommen oder Steckenbleiben.

Schneeperformance

Immerhin tragen alle getesteten AT-Modelle das Schneeflockensymbol - dürfen also auch im Winter gefahren werden. Aber auch hier klaffen die Leistungen weit auseinander: Der Bridgestone Dueler A/T002 schaffte mit der Note 4,2 im Schnee nur ein "ausreichend", während der Yokohama Geolandar A/T G015 mit einer 2,4 fast an den Referenz-Ganzjahresreifen herankam.

In dieser Disziplin nähern sich einige AT-Reifen tatsächlich an die Leistung der Ganzjahresreifen an - übertreffen können sie diese aber auch hier nicht. Die Schneekompetenz scheint also der einzige Bereich zu sein, in dem die AT-Reifen ihre Daseinsberechtigung nicht komplett verfehlen.

Preis-Leistungs-Check

All-Terrain-Reifen sind nicht gerade günstig - da fragt man sich schon, ob der Aufpreis gegenüber normalen Ganzjahresreifen gerechtfertigt ist. Die Antwort des ADAC fällt ziemlich eindeutig aus: Wer hauptsächlich auf asphaltierten Straßen unterwegs ist, riskiert mit All-Terrain-Reifen erhebliche Einbußen bei Bremswegen, Aquaplaning-Sicherheit und Fahrstabilität.

Nur vier der getesteten Modelle erreichten überhaupt eine befriedigende Endnote, während die anderen vier aufgrund gravierender Schwächen abgewertet wurden. Für Besitzer schwerer Campingfahrzeuge ohne Pkw-Reifenfreigabe empfiehlt der ADAC eher einen Umstieg auf C- oder CP-Reifen mit Ganzjahreszulassung.

Tipps vom ADAC

Wer dennoch zu All-Terrain-Reifen greift, sollte ein paar Dinge bedenken. Erstens: Luftdruck anpassen! Zu wenig Druck kann beim Offroad-Fahren zwar die Auflagefläche vergrößern, auf Asphalt führt das aber zu erhöhtem Verschleiß und schlechterem Handling. Zweitens: Profiltiefe im Auge behalten. Aggressive Stollen nutzen sich schneller ab - bei unter 4 mm wirds kritisch. Drittens: Realistisch bleiben. Braucht man wirklich den krassesten Offroad-Pneu, oder reicht ein moderates Profil?

Interessant wird der Vergleich zu anderen ADAC-Tests: Im Sommerreifen-Test 2025 dominieren Straßenprofile klar bei Nass- und Trockenleistung. Wer dagegen im Sommer mit Winterreifen unterwegs ist, riskiert laut diesem Test gefährlich lange Bremswege. Und für Anhängerfahrer lohnt ein Blick auf den ADAC-Anhängerreifen-Test.

All-Terrain-Reifen versprechen das Beste aus beiden Welten - Straßenkomfort und Offroadfähigkeiten. Der ADAC-Test zeigt jedoch: Dieser Spagat gelingt nur bedingt. Die grobstolligen Profile mögen zwar cool aussehen und manchem SUV oder Pick-up eine abenteuerliche Note verleihen, doch die Sicherheitseinbußen auf nasser Fahrbahn sind beunruhigend.

Der Testsieger Yokohama Geolandar A/T G015 schafft den Kompromiss noch am besten, bleibt aber trotzdem hinter einem normalen Ganzjahresreifen zurück. Für alle, die wirklich überwiegend auf Asphalt unterwegs sind und nur gelegentlich leichtes Gelände befahren, lautet der überraschende Rat des ADAC: Ein guter Ganzjahresreifen mit Schneeflockensymbol ist oft die sicherere und komfortablere Alternative.

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