Neuer Elektro-Kleinwagen zu Aktionspreisen ab 19.990 Euro schon gefahren
BYD bringt mit dem knapp vier Meter langen Dolphin Surf einen echten Preiskracher auf den Markt: Die Basisversion kostet bis Ende Juni nur 19.990 Euro. Wir haben den Elektro-Kleinwagen in der 115 kW starken Topversion Comfort mit 310 km WLTP-Reichweite getestet. Auch diese ist mit rund 25.000 Euro erschwinglich.
Der BYD Dolphin Surf wurde gegenüber der chinesischen Version namens Dolphin Seagull deutlich verändert. Das zeigen schon die viel größere Länge (3,99 statt 3,78 m). Aber auch die Antriebe sind viel stärker als beim 55-kW-Modell für China. Die beiden Blade-Batterien (mit LFP-Chemie) haben ähnliche Kapazitäten, aber die Ladezeiten sind kürzer. In Deutschland gibt es den Dolphin Surf in drei Versionen:
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Endlich ein BYD mit europäischem Design, denke ich, als ich der Dolphin Surf zum ersten Mal live sehe. Der Look wirkt nicht so dröge wie die meisten bisherigen BYDs. Und das will was heißen, denn der Dolphin Surf ist schon das zehnte Modell der Marke in Deutschland (wenn man die Plug-in-Hybridversion des Seal-U mitzählt). Eine wichtige Rolle bei der frischen Wirkung des Autos spielt dabei die Farbe Lemon Green.
Aber auch die kantige, dynamisch wirkende Karosserieform und die dazu passenden Leuchten (hinten eine durchgehende rote Linie plus rote Pünktchen) tragen dazu bei. Mir fiel allerdings auf, dass der Wagen keinen Heckscheibenwischer hat - er verbirgt sich auch nicht unter dem Dachspoiler. Eine verschmutzte Heckscheibe wird man also wohl händisch oder per Waschanlage säubern müssen. Die Ladeklappe befindet sich vorne rechts: Gut fürs Laden am Straßenrand, in engen Garagen weniger praktisch. Denn bei vorwärts eingeparktem Auto muss man rechts Platz lassen für den Stecker und bekommt schlimmstenfalls links die Fahrertür nicht mehr auf.
An Design-Details wie dem überdimensionalen Dachspoiler und dem enormen Abstand zwischen Reifen und Kotflügel kann man herumkritteln, aber alles in allem ist der Wagen optisch wirklich gelungen. Alternativ zu dem Limettengrün gibt es übrigens noch ein Hellblau, ein Beige und ein Schwarz.
Mit 3.990 mm Länge bleibt der BYD Dolphin knapp unter der Vier-Meter-Grenze, die für BYD-Deutschland-Chef Patrick Schulz das A-Segment (Kleinstwagen) von den Kleinwagen des B-Segments scheidet. Ohne ein Bild von dem Wagen zu kennen, würde ich ihn wegen der stolzen Höhe von 1,59 Metern als SUV einordnen, aber wegen der Optik bleibt er für mich ein Kleinwagen. Jedenfalls ist der Wagen etwa so lang wie ein Renault 5 oder Fiat Grande Panda. BYD vergleicht das Auto lieber mit Kleinstwagen wie dem Hyundai Inster, Dacia Spring oder sogar mit Winzlingen wie Leapmotor T03 oder Fiat 500 Elektro.
Die hohe Karosserie dürfte auch auf die dicke Batterie im Bauch des Delfins zurückzuführen sein. Die Sitzposition ist jedenfalls ziemlich hoch: Mit meinen eher bescheidenen 1,75 Meter Größe gucke ich schon auf das obere Drittel der Frontscheibe. Aber die erhabene Position verbessert den Überblick im dichten Verkehrsgetümmel von Berlin. Dank des großen Heckfensters ist die Rundumsicht recht gut.
Der Innenraum ist in Schwarz und Grau gehalten. Die Materialien sind bei der gefahrenen Comfort-Version erstaunlich hochwertig - das schwarze Hartplastik beschränkt sich auf selten berührte Stellen. Positiv auch: Es gibt vier Tasten für die vier Fensterheber und eine normale Außenspiegel-Einstellung. Also kein Ärger beim Nachjustieren der Spiegel.
Der kleine BYD hat - meiner Ansicht nach überfüssigerweise - noch einen Startknopf, der sich rechts hinter dem Lenkradkranz verbirgt. Die Modi R, N und D werden mit einem Rollrädchen rechts neben dem Steuer gewählt; der P-Modus wird offenbar automatisch aktiviert. Serienmäßig gibt es ein Sieben-Zoll-Instrumentendisplay (größer als etwa im VW ID.3/4) sowie einen 10,1-Zoll-Touchscreen, beides mit einer frischen, farbenfrohen Optik. Wie bei BYD üblich, lässt sich der Touchscreen mit einem Tastendruck in die Vertikale drehen.
Ein Navi ist serienmäßig eingebaut; es leistete mir in der fremden Stadt gute Dienste. Auch eine Laderoutenplanung zurück ins heimatliche München habe ich versuchsweise erstellt. "Hi BYD, navigiere nach München" sage ich, und das Auto versteht mich auf Anhieb. Nur verschwindet der Button zum Hinzufügen der Ladestationen so schnell, dass ich die Zieleingabe dann doch manuell vornehmen muss.
Per Hand aber klappt es problemlos: Zwei Ladestopps empfiehlt das System für die 584 km lange Tour, auch die empfohlenen Ladehübe, die Ladezeit und die Ladeleistung der Säule werden angegeben. Die längste Etappe ist 230 km lang. Angesichts der Normreichweite von 310 km (für knapp 50 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit) und des deutlich höheren Tempos, das auf der Autobahn gefahren wird, etwas optimistisch vorkommt. Zudem würde ich mit nur noch 10% Ladestand in München ankommen, was für mein Gefühl knapp ist.
Mit der erwähnten Sprachbedienung lässt sich auch die Klimaanlage anders einstellen. Es handelt sich tatsächlich um eine "manuelle" Klimaanlage, keine Klimaautomatik: Man kann also keine Temperatur vorgeben, sondern nur die Kühl- oder Heizstufe festlegen. Navigation und Klimatisierung scheinen die Hauptbegabungen der Sprachbedienung zu sein. Sie kann weder Fenster öffnen, noch Fragen zum Fahrzeug beantworten, einen Witz erzählen oder Rechenaufgaben erledigen.
Während zum Beispiel der Grande Panda ein Fünfsitzer ist, bietet der Dolphin Surf nur vier Plätze. Im Fond bleiben mir jeweils ein paar Zentimeter über dem Kopf und vor dem Knie. Der Kabinenboden ist komplett eben - die e-Plattform 3.0 als dedizierte Elektro-Plattform macht es möglich.
Der Kofferraum fasst 308 bis 1.037 Liter. Allzu viel ist das nicht: Zwei Flugzeug-Trolleys dürften hineinpassen, aber nicht viel mehr. Störend beim Be- und Entladen sind die 18 cm hohe Schwelle am Kofferraumeingang und die fast genauso hohe Stufe, die sich beim Umklappen der Rücksitze bildet.
Der Dolphin Surf Comfort fährt sich spritzig. Die 115 kW sind für den Stadtverkehr schon völlig überdimensioniert, wie man der Leistungsanzeige des Tachos entnehmen kann: In aller Regel gibt der Frontantrieb auf meiner Teststrecke nur fünf bis 10 kW ab - immer wieder interessant, wie wenig Leistung man braucht, um im Stadtverkehr mitzuschwimmen. Empfehlenswert in der City ist der Eco-Modus, und zwar nicht primär wegen des Verbrauchs, sondern weil das Gaspedal im Sport-Modus viel zu schnell reagiert, was nur den persönlichen Stressfaktor erhöht.
Nimmt man Gas weg oder bremst man, zeigt der Tacho auch negative Leistungswerte an, denn dann wird natürlich rekuperiert. Es gibt zwei Rekuperations-Modi, die nur per Touchscreen gewechselt werden können. Was aber kein Manko ist, denn der Unterschied ist ohnehin gering. Generell ist die Bremswirkung beim Gas-Wegnehmen gering; vom One-Pedal-Driving ist der Wagen leider weit entfernt. Das Fahrwerk ist für die Stadt ausreichend; einem Kollegen, der über Land fuhr, erschien es aber als etwas weich.
Die drei Versionen des Dolphin Surf - Active, Boost und Comfort - unterscheiden sich nicht nur bei Motor und Akku, sondern auch in der Ausstattung. Die Basisvariante hat 15-Zoll-Stahlfelgen, alle anderen 16-Zoll-Aluräder.
Serie bei allen drei sind ein 11-kW-Bordlader, das eingebaute Navi, die Sprachsteuerung, kabelloses Android Auto und Apple CarPlay und je eine USB-A- und USB-C-Schnittstelle. Wir entriegelten den Wagen mit Hilfe der Knöpfchen an den Griffen, aber auch ein schlüsselloser NFC-Zugang (per Smartwatch oder Handy-App) ist Standard. Das Gleiche gilt für Parkpiepser hinten, eine Rückfahrkamera, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, Abstandstempomat und Spurhalteassistent sowie bidirektionales Laden.
Die Variante Boost besitzt außerdem einen Regensensor, elektrische Sitzeinstellung und Sitzheizung vorne. Comfort bietet zusätzlich LED-Scheinwerfer, ein Rundumsichtsystem, elektrisch einstell- und beheizbare Vordersitze sowie eine kabellose Smartphone-Ladefunktion. Eine Wärmepumpe ist offenbar nicht verfügbar.
Ausstattungsliste und technische Daten des Dolphin Surf als PDF zum DownloadDer BYD Dolphin Surf ist bereits konfigurierbar, aber die Informationen auf der Website sind begrenzt. Laut Pressemeldung ist das Modell jedenfalls ab sofort bestellbar. Zu den Vorteilen gehört eine großzügige Garantie: Auf das Auto selbst werden sechs Jahre (bis 150.000 km) gewährt, auf den Akku acht Jahre (bis 200.000 km, 70% SoH) und auf den Motor ebenfalls acht Jahre (bis 150.000 km).
Der Preis ist heiß: Mit dem neuen Dolphin Surf macht BYD ein sehr attraktives Angebot, an dem die Konkurrenz zu schlucken haben wird. Und das trotz der Strafzölle der EU gegen chinesische Elektroautos.
Ich würde wohl die Version Boost für 22.490 Euro wählen. 65 kW Antriebsleistung reichen für die Stadt locker aus. Autobahnfahrten sind dank der Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h ebenfalls möglich. Allerdings ist der kleine Surf-Delfin kein Langstreckenauto. Denn die Normreichweite von 322 km wird bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von unter 50 km/h ermittelt. Auf der Autobahn wird man wohl durchschnittlich 100 km/h fahren und schätzungsweise maximal 200 km weit kommen. Dann ist eine 30-minütige Ladepause nötig.
Das neue Einstiegsmodell dürfte die Verkaufszahlen von BYD pushen. Die ersten vier Monate des Jahres liefen schon recht gut, man verkaufte fast so viele Autos wie im ganzen letzten Jahr. Doch mit 2.000 Elektroautos in vier Monaten dürfte BYD noch nicht zufrieden sein, zumal Konkurrent MG in der gleichen Zeit 3.200 Stück absetzte. Hauptgrund für den bescheidenen Verkaufserfolg ist wohl die geringe Zahl der Händler: Auf der entsprechenden Karte auf der Herstellerwebsite findet man nur 28 Standorte in Deutschland; in München gibt es noch keinen einzigen.