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Genesis Electrified G80 (2025): Das Facelift im Test

Kann der koreanische Luxusliner mit mehr Länge mehr Käufer von sich überzeugen?

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15. Das ist nicht etwa der Umfragewert für die SPD oder der prognostizierte Tabellenplatz für Schalke 04. Nein, exakt so viele rein elektrische Genesis G80 wurden im ersten Halbjahr 2025 in Deutschland neu zugelassen. Ein exklusiver Club also, dem die koreanische Nobelmarke aber gerne noch mehr Mitglieder zuführen möchte. Kann das mit dem Facelift gelingen?

Vereinfacht gesagt, ist der Genesis Electrified G80 (so der offizielle Name) jetzt länger und kann länger unterwegs sein. Bedeutet: Mehr Länge plus mehr Reichweite dank größerem Akku. Der Radstand des Electrified G80 wurde um 130 Millimeter verlängert, das Fahrzeug ist jetzt 5,13 Meter lang. Dies soll vor allem in der zweiten Sitzreihe für ein noch großzügigeres Raumangebot sorgen. Ein verkapptes Chauffeursauto also?

Genesis Electrified G80 (2025) im Test Schnelle Daten Genesis Electrified G80 (2025) Antrieb 136 kW / 185 PS (vorne wie hinten), 272 kW (370 PS (gesamt), AWD 0 - 100 km/h / Höchstgeschwindigkeit 5,1 Sek. / 225 km/h WLTP-Verbrauch 18,1 kWh /100 km (Werksangabe) Akku netto 94,5 kWh WLTP-Reichweite 570 km Ladeleistung AC/DC 11 / 187 kW DC-Ladedauer (10 - 80 %) 25 Min. Preis ab 76.180 Euro

Exterieur

Kollegenübergreifend waren wir in der Redaktion einer Meinung: Der Genesis G80 ist einer der schönsten Neuwagen, die es aktuell auf dem Markt gibt. Ein Hauch von Bentley schwingt zwar immer mit, was aber kein Nachteil sein muss. Speziell in gedeckten Farben wirkt der G80 ausgesprochen elegant und repräsentativ, ohne beliebig zu wirken. Das nur als Wink mit dem Zaunpfahl an die Macher des Mercedes EQS.

Genesis selbst sagt: "An der Frontpartie vermitteln der markentypische G-Matrix-Kühlergrill sowie der überarbeitete Stoßfänger ein selbstbewusstes Auftreten. Die Scheinwerfer verfügen nun über die Multi-Lens-Array-Technologie (MLA) und verbinden eine verbesserte Leuchtleistung mit einem exklusiven Design. Zudem wurden die 19-Zoll-Leichtmetallräder optisch überarbeitet." Fest steht: Radikale Änderungen am Design blieben im Rahmen des Facelifts aus. Zum Glück.

Der Electrified G80 ist in 14 Außenfarben bestellbar, darunter die exklusive neue Geneva Silver-Option. Vier Innenfarben sind auch erhältlich, inklusive das exklusive neue Prussian Blue mit Obsidian Black, Ecru Camel, und Ash Grey/Glacier White.

Abmessungen

Genesis Electrified G80 (2025)

Länge 5.135 mm Breite 1.925 mm Höhe 1.480 mm Radstand 3.140 mm Leergewicht 2.900 kg Gesamtgewicht 3.390 kg Anhängelast 490 kg Kofferraumvolumen n.b.

Interieur

Das gesamte Interieur folgt dem Genesis-Designprinzip der "Schönheit des weißen Raums" - mit einer idealen Balance zwischen eleganter Schlichtheit und fortschrittlichen Technologien. Die neu gestalteten Vorder- und Rücksitze bieten noch mehr Komfort für alle Insassen, zudem wurde das Design des Dreispeichen-Lederlenkrads überarbeitet.

Ohne Frage ist der G80 innen sehr edel ausstaffiert, zumal gemessen am Preis. Von dieser Materialgüte und Verarbeitungsqualität können sich nicht wenige deutsche Premiummarken eine Scheibe abschneiden. Leider gibt es ein dickes Problem. Und das befindet sich unter dem Fahrgastraum. Wegen der Batterie sitzt man hoch. Zu hoch, besonders ab 1,80 Meter Körpergröße. Damit könnte man sich im SUV GV80 noch arrangieren, doch in der Limousine fühlt es sich einfach unpassend an.

Die hohe Sitzposition im G80 vermittelt zunächst ein ungewohnt beengtes Gefühl, das sich jedoch nach kurzer Eingewöhnung legt. Die Übersichtlichkeit des Fahrzeugs ist insgesamt überzeugend: Nach vorne und zu den Seiten bietet der G80 eine sehr gute Sicht, nach hinten überraschend ebenfalls. Unterstützend wirken dabei kamerabasierte Systeme - insbesondere die Spiegel-Kamera beim Abbiegen erweist sich im Stadtverkehr als hilfreich.

Beim Rangieren und Einparken erleichtern zusätzliche Kameras, Radarsensoren und offenbar auch eine Lichtprojektion die Orientierung, was den Gesamteindruck der Bedienbarkeit im urbanen Raum positiv beeinflusst. Die beiden Drehregler zur Bedienung von Infotainment und Getriebe sind zwar praktisch, können im Eifer des Gefechts aber auch schon mal verwechselt werden. Der Kofferraum ist hingegen für unseren Geschmack zu klein geraten. Sein Volumen verschweigt Genesis diskret.

Im Fond mangelt es wahrhaft nicht an Beinfreiheit, auch genügend Bedienelemente stehen für die Passagiere zur Verfügung. Entscheidende Schalter sucht man indes vergebens, nämlich jene für die Sitzverstellung. Die Rückenlehnen sind etwas zu stark geneigt. Doch eine Verstellung hierfür gibt es nicht für Geld und gute Worte. So etwas wäre sinnvoller als die elektrisch öffnenden und schließenden hinteren Türen. Schade.  

Den Innenraum dominiert das neue Infotainmentsystem ccIC mit 27-Zoll-OLED-Display, das Kombiinstrument und Infotainment-Bildschirm zu einem nahtlosen Panoramadisplay vereint. Der Digital Key 2 ermöglicht den Zugang zum Fahrzeug via Fingerabdruck-Authentifizierung und macht einen herkömmlichen Schlüssel überflüssig. Mit an Bord ist zudem ein antibakterielles Sterilisationssystem für externe Geräte wie Smartphones - im Ablagefach in der Mittelkonsole werden hier innerhalb von zehn Minuten 99,9 Prozent aller Bakterien und Keime entfernt.

Das optionale Sitzpaket Komfort für die zweite Sitzreihe umfasst elektrisch schließende Türen sowie elektrisch bedienbare Sonnenblenden für die zweite Sitzreihe, was den Komfort für Passagiere im Fond nochmals steigert. Auch eine individuelle Sitzheizung für alle Sitzplätze sowie eine Kühlfunktion für die erste Sitzreihe sind enthalten.

Antrieb/Fahreindrücke/Verbrauch

Der Fahrkomfort ist sowohl hinsichtlich des Fahrwerks als auch der Sitze auf hohem Niveau. Negativ fiel hingegen auf, dass aufgewirbelte Steinchen im Radkasten akustisch sehr deutlich wahrnehmbar sind. Die Geräuschkulisse wirkt an dieser Stelle unterdurchschnittlich gedämmt und vermittelt einen billig wirkenden Klangeindruck, der nicht zur sonstigen Fahrzeuganmutung passt.

Apropos Klang: Der 2,9 Tonnen schwere Electrified G80 (Nein, das ist kein Druckfehler!) bleibt auch bei höheren Tempi auf der Autobahn enorm ruhig. Erstmals kommt im Electrified G80 serienmäßig ein Bang & Olufsen-Soundsystem zum Einsatz. Mit 17 Lautsprechern hebt es das Klangerlebnis dank Dolby Atmos Technologie sowie dem Zusammenspiel mit der aktiven Fahrgeräusch-Unterdrückung auf ein neues Niveau.

Ein Kritikpunkt betrifft die Luftqualität im Innenraum: Während die allgemeine Frischluftzufuhr überdurchschnittlich angenehm erscheint, dringen von außen deutlich wahrnehmbare Gerüche - insbesondere Dieselabgase - in den Innenraum. Dies deutet entweder auf eine nicht reagierende Umluftautomatik oder auf das Fehlen eines effektiven Filtersystems hin.

Fahrdynamisch überzeugt der G80 mit einer gelungenen Hinterradaufhängung. Trotz seiner Größe und seines Gewichts zeigt das Fahrzeug ein agiles Fahrverhalten. Dazu trägt auch die optionale Hinterradlenkung (1.250 Euro) bei. In der Schweiz würde man sagen: Der Wagen ist gut parkierbar.

In allen Ausstattungsvarianten verfügt der Electrified G80 über die vorausschauende elektronische Fahrwerksregelung Preview ESC. Diese erkennt Unebenheiten oder Bodenschwellen und passt die Dämpfung automatisch an, um ein deutlich sanfteres Fahrverhalten zu gewährleisten. 

Die neue 94,5-kWh-Batterie ermöglicht laut Genesis eine Reichweite von bis zu 570 Kilometern (gemäß WLTP) mit einer einzigen Ladung. Die Reichweite wurde im Vergleich zum Vorgänger um 50 Kilometer erhöht. Das Nachladen von zehn auf 80 Prozent dauert nur 25 Minuten. Eine Heizfunktion am Ladeanschluss gewährleistet ein bequemes Aufladen bei allen Witterungsverhältnissen. Der Anschluss ist zudem beleuchtet, die Klappe lässt sich per Knopfdruck elektrisch öffnen und schließen.

Das neue Modell verfügt über eine 400V/800V-Dual-Ladetechnologie, die Schnellladen mit einer Leistung von bis zu 240 kW ermöglicht. In den meisten Datenblättern gibt Genesis jedoch "nur" 187 kW an. Das deckt sich mit unseren Erfahrungen in der Praxis, wo der G80 aber lange einen Wert um 180 kW halten konnte.

Gleichzeitig sank der kombinierte Stromverbrauch von 19,1 auf 18,1 kWh. Eine weiterentwickelte Batterie-Vorkonditionierung 2.0, die auch manuell aktiviert werden kann, sorgt für optimierte Ladebedingungen. Die smarte Bremsfunktion mit i-Pedal ermöglicht effiziente Rekuperation, ergänzt durch eine Wärmepumpe für bessere Energieeffizienz. Im Chauffeurs-Modus wird die Rekuperation übrigens auf das niedrigste Level abgesenkt.

Wo lagen unsere Testverbräuche? 22,7 kWh auf 100 Kilometer auf einer zügig gefahrenen Autobahnetappe. Angesichts des imposanten Gewichts des G80 durchaus nicht schlecht. Umso bemerkenswerter sind Werte von unter 16 kWh auf Kurzstrecken. Oder wie es ein Kollege formulierte: 

"Im Stadtverkehr waren ohne besondere Sparbemühungen Werte unter 17 kWh/100 km problemlos erreichbar. Unter optimalen Bedingungen - etwa ohne Baustellen auf dem Heimweg - wäre laut Einschätzung sogar ein Wert knapp unter 13 kWh/100 km denkbar gewesen." Bei der Reichweite standen in unserem Test maximal 477 Kilometer zu Buche.

Preis

Der Genesis Electrified G80 beginnt in Deutschland bei 76.180 Euro. Eine Stange Geld, gewiss. Aber als Gegenwert bekommt man viel Auto und eine üppige Serienausstattung. Dazu das Genesis-Serviceversprechen mit fünf Jahren Wartung, Inspektion, Abhol- und Lieferservice, Ersatzfahrzeug und einer Garantie über 75.000 Kilometer.

"Unser" G80 Premium beginnt aktuell im Kofigurator bei 80.280 Euro, inklusive aller Extras stehen 90.590 Euro auf der Rechnung. Zum Vergleich: Der billigste Mercedes EQS 450+ mit 265 kW (360 PS) und Hinterradantrieb ist gut 20.000 Euro teurer, punktet aber mit über 800 Kilometer Reichweite.

Fazit

Warum nicht mal einen Genesis statt Audi und Co.? Design, Verarbeitung und Materialien im Innenraum sprechen für den Electrified G80. Auch Ladegeschwindigkeit und Reichweite gehen in Ordnung. Minuspunkte gibt es für die Sitzposition, den Koffrraum und das arg hohe Gewicht. Größter Knackpunkt ist die magere Händlerpräsenz in Deutschland. Aktuell sind es nur zehn Händlerbetriebe, es sollen aber mehr werden. Doch so stellt man sich unnötig selbst ein Bein. 

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