Konservierte 155 und 156 – etliche neue und verrottete Alfas fristen in einer Halle in den Niederlanden ihr Dasein
Verlassene Autohäuser gibt es vermutlich viele auf der Welt. Immer mal wieder tauchen jedoch Berichte über recht spektakuläre Funde auf: Hallen voller Fahrzeuge aller Art, darunter oft Autos, die heute ein Vermögen wert sind. Oder nagelneue Oldtimer, an die inzwischen schwer ranzukommen ist.
Einen solchen Fall hatten wir bereits beim verlassenen Ford-Händler, der brandneue Escort und Sierra in seinen Hallen hütete. In diesem Fall geht es ebenfalls weniger um Millionenwerte, auch wenn am Anfang des Videos ein verlassener Ferrari 360 Modena in Frankreich thematisiert wird. Trotzdem dürfte dieser Fund das Herz von Young- und Oldtimer-Fans ein wenig höher schlagen lassen - zugegeben mit einigen Ausnahmen.
Denn in den Niederlanden steht ein verlassenes Alfa-Romeo-Autohaus. Der Bestand zeigt vor allem Modelle aus den 1990er- und 2000er-Jahren. Manche Fahrzeuge sind aber tatsächlich etwas älter. Dokumentiert wurde der Fund vom YouTuber "The Bearded Explorer".
Gleich zu Beginn des Videos wartet ein verwitterter Alfa Romeo 156, der vermutlich auf dem Parkplatz des ehemaligen Autohauses am Rande eines Maisfeldes steht. Danach werden mehrere 159er, ein 145 und ein stark verrostetes Wrack hinter einer Mauer gezeigt. Letzteres könnte irgendwann mal eine Giulia aus den 1970er-Jahren gewesen sein. Die Szenerie gleicht eher einem verlassenen Schrottplatz. Wahrscheinlich handelt es sich um Restaurationsprojekte, Unfallwagen und Reparaturaufträgen.
Ebenfalls verwittert zeigt sich ein Alfa Romeo 166 mit einem 3,0-Liter-V6-24V-Motor - besser bekannt als Busso. Die 226 PS leistende Variante verschmilzt inzwischen mit der Natur, die sich das Gelände langsam aber sicher zurückholt. Ein Stück Alfa-Geschichte in Endzeitstimmung. Der 166 war die letzte große Limousine der Italiener: technisch gut, aber gegen die starke Konkurrenz aus Deutschland am Ende chancenlos.
Wesentlich besser ergeht es da den Modellen die noch in der Ausstellungshalle des eher ländlich angesiedelten ehemaligen Autohändlers parken und seit 20 bis 30 Jahren vergeblich auf Kundschaft warten. Hinter dem Schaufenster zu sehen ist beispielsweise ein wohl nagelneuer Alfa 155 mit schwarzen Fünfstern-Alufelgen - gezeichnet von Ercole Spada, der vor Kurzem verstarb.
Etwas weiter hinten steht ein roter Alfa 33 - der Nachfolger der legendären Alfasud. Neben dem Klassiker ein weiterer 33, diesmal als sportlicher Quadrifoglio Verde. Erkennbar ist der an dem Spoiler und den lackierten Stoßfängern. Unter der Haube: ein 1.5-Boxermotor mit 105 PS - ausreichend, um 185 km/h erreichen zu können.
Neben einem tatsächlich britischen MG und ein paar Zierpflanzen, die ein Eigenleben entwickelt haben, taucht dann auch noch ein Alfa Romeo 156 GTA auf. Zwar vollkommen bedeckt vom Staub der vielen Jahre, aber immer noch so frisch wirkend, wie am ersten Tag. Komischerweise mit französischem Kennzeichen.
Der Rundgang endet mit einem Blick in die Werkstatt. In Erwartung auf weitere verstaubte Klassiker, richtet der YouTuber die Kamera auf eine Hebebühne mit einem hochgebockten GTV6 - offenbar in einem gutem Zustand.
Daneben: ein Alfa 33, auffällig mit sechs Zusatzscheinwerfern an der Front. Vermutlich war der gelbe Renner mal als Safety Car im Einsatz - vielleicht für eine lokale Rennserie. The Bearded Explorer legt die Vermutung nahe, dass die Werkstatt noch immer in Benutzung seien könnte.
Am Ende traf er dann wohl noch auf eine ältere Frau (Gespräch wiedergegeben), die dem YouTuber berichtet, dass ihr Mann (ein Alfa-Fan, der den Großteil seines Lebens dem italienischen Unternehmen gewidmet hatte) weniger als einen Kilometer von diesem Ort entfernt bei einem tragischen Autounfall ums Leben kam. Seitdem sei hier alles nahezu so konserviert, wie es zum damaligen Zeitpunkt war. Lediglich ihr Sohn geht manchmal rein und guckt nach dem Rechten.
Aus einem Tipp für einen Fund wird also eine Geschichte um einen Autohändler, der für sein Herzblut zur Marke Alfa Romeo in der Region bekannt war. Und auch der 156 GTA mit dem französischen Kennzeichen bekommt ein Ende: Der Besitzer hat sein Auto einfach nie abgeholt.