Es gibt wieder einen 500 mit Verbrenner. Hat sich das Warten gelohnt?








Kennen Sie das auch? Man wirft etwas weg oder stellt es in den Keller. Um später zu merken: So schlecht war das Teil eigentlich nicht. Ähnlich ging es auch Fiat. Mitte 2024 endete nach 17 Jahren die Produktion des kleinen 500 aufgrund von neuen Sicherheits- und Datenschutzbestimmungen. Allerdings schnitt man sich damit ins eigene Bein, denn die Fangemeinde blieb groß.
Klar, seit 2020 gibt es den rein elektrischen 500. Doch wo sein Verbrenner-Vorgänger zuletzt in Deutschland bei 16.990 Euro begann, kostete dieser mindestens 31.000 Euro. Auch gegenwärtig ist es kaum besser: Zwar sind es "nur" noch 25.000 Euro, aber auch das ist eine Menge Holz für solch ein kleines Auto. Die Zulassungszahlen sackten ab: Von 20.618 im Jahr 2024 (das deutsche KBA führt beide 500er gemeinsam) auf derzeit 7.624 bis Ende Oktober 2025.
In Italien war es sogar noch dramatischer, sodass Fiat handeln musste. Offenbar mochten die 500-Fans keinen Pandina oder Grande Panda als Alternative wählen. Also hat man in Turin den altbekannten 1,0-Liter-Saugbenziner mit einem Hauch von Hybrid und 65 PS Leistung samt Schaltgetriebe in die Hülle des 500 Elektro gepflanzt. Geht diese Rechnung auf?
| Schnelle Daten | Fiat 500 Hybrid (2025) |
| Motor | Dreizylinder-12V-Benziner, 999 ccm |
| Getriebe | Sechsgang-Schaltgetriebe |
| Leistung | 48 kW (65 PS) |
| Drehmoment | 92 Nm |
| Kofferraumvolumen | 183 - 440 Liter |
| Preis | ab 19.990 Euro |
Die wichtigste Nachricht zuerst: Es gibt den neuen Fiat 500 Hybrid auch wieder als Rolldach-Cabrio. Und wie den Elektro-500 in einer 3+1-Version mit Zusatztür auf der Beifahrerseite. Diese öffnet nur, wenn die reguläre Tür offen ist. Wer öfters kleine Kinder im Fond befördert und dort Kindersitze befestigen muss, sollte sich den 3+1 einmal näher betrachten.
Ansonsten bleibt die typische Cinquecento-Form erhalten. Etwas straffer als früher, was aus unserer Sicht kein Nachteil ist. Um sechs Zentimeter ist die Neuauflage in der Länge und der Breite gewachsen. 3,63 Meter zeigen ganz klar an: Die Stadt ist sein Revier. Sichtbarer Unterschied beim Verbrenner ist die Luftöffnung unter der "500" vorne. Man meint, ein zartes Lächeln zu erkennen. Nicht wirklich praktisch, aber durch die Übernahme der Elektro-Karosserie unvermeidbar, sind die Griffschalen als Türöffner. Gleiches gilt auch innen, wo ein Druckknopf den bisherigen Chromgriff ersetzt.
| Abmessungen und Gewichte |
Fiat 500 Hybrid (2025) |
| Länge | 3.631 mm |
| Breite | 1.684 mm |
| Höhe | 1.532 mm |
| Radstand | 2.322 mm |
| Kofferraum | 183 - 440 Liter |
| Leergewicht | 1.055 kg |
| Zuladung | 400 kg |
| Stützlast | - |
| Anhängelast | - |
Damit sind wir auch schon in der guten Stube. Der neue 500 Hybrid vermittelt innen einen geräumigeren Eindruck als sein Vorgänger. Zur Lagerhalle ist er deswegen aber noch längst nicht mutiert. In den Fond passen eigentlich nur Kinder, alle großformatigeren Menschen nur für eine Heimfahrt ums Eck. Auch der Kofferraum bleibt überschaubar, leider kann die hintere Lehne nur im Ganzen umgeklappt werden.
Bilder von: Fiat
Gut gelungen sind die im Gegensatz zum Vorgänger weit bequemeren Vordersitze. Man sitzt hoch, leider ohne Höhenverstellung, unangenehm ist das aber nicht. Zumal man nun eben sitzt und nicht mehr hockt. Die Bedienung ist einfach, auch mit dem teils optionalen 10,25-Zoll-Touchscreen. Die digitalen Instrumente bieten einige Optionen, uns gefiel der große Tacho mit Retro-Elementen am besten. Und wie schon beim früheren 500 ist der Schalthebel hoch postiert. Praktisch!
Hybrid steht hier für die Kombination aus einem 1,0-Liter-Benziner und einem sehr kleinen Elektromotor. Die Systemleistung beträgt 48 kW (65 PS). Warum nur 65 und nicht 70 wie in anderen Modellen der Marke? Laut Fiat kostet die Abgasreinigung etwas Kraft. Der Elektromotor soll das ausgleichen und unterstützt den Benziner beispielsweise beim Anfahren aus dem Stand oder beim Beschleunigen. Dadurch sinkt der Verbrauch auf offiziell 5,3 Liter pro 100 Kilometer.
Wir bewegten den 500 Hybrid auf heimatlichem Asphalt, denn er wird wie sein Elektro-Bruder im Turiner Stadtteil Mirafiori gebaut. Italienischer geht es kaum. In der Stadt ist der Kleinwagen in seinem Element und quirlt munter durch den hektischen Verkehr. Bis 60 km/h beschleunigt der gut eine Tonne schwere 500 Hybrid erstaunlich gut und fällt akustisch nicht auf. Das überrascht ein wenig, denn der Blick unter die (von Gasfedern gehaltene!) Haube zeigt keine Dämmmatte.
Übermäßig viel Schaltarbeit ist nicht nötig, laut Fiat stehen 90 Prozent des maximalen Drehmoments von 92 Newtonmeter schon zwischen 2.000 und 2.200 Touren bereit. Wohin die Reise geht, wenn es auf die Autobahn geht, zeigt aber der rote Bereich ab 6.500 U/min. Respektive 16,2 bzw. 17,3 Sekunden beim Cabrio. Wie lang der Geduldsfaden sein muss, werden wir zu einem späteren Zeitpunkt testen.
Doch zurück in die Stadt: Hier lässt sich Tacho 60 locker im fünften Gang fahren. Ins Gesamtbild passt zudem die leichtgängige Lenkung. Keine Frage, urban ist das Revier des Cinquecento. Auch die Federung gibt sich manierlich, kann aber in Verbindung mit dem kurzen Radstand nicht alles wegbügeln.
| Fahrleistungen | Fiat 500 Hybrid (2025) |
| 0 - 100 km/h | 16,2 Sek. |
| Höchstgeschwindigkeit | 155 km/h |
| Verbrauch | 5,3 Liter/100 km (WLTP) |
| CO2-Emissionen | 119 g/km |
Fiat bietet den neuen 500 Hybrid in den Ausstattungslinien Pop, Icon und La Prima an. Ergänzt wird das Programm durch das zum Marktstart aufgelegte Sondermodell 500 Hybrid Torino. Der Einstiegspreis für den 500 Hybrid Pop liegt bei 19.990 Euro als unverbindliche Preisempfehlung ab Werk. Das Cabrio kostet 3.000 Euro mehr, beim 3+1 sollen es 1.500 Euro sein.
Die Fertigung des neuen Fahrzeugs läuft bereits, bis Ende 2025 sind 5.000 Einheiten vorgesehen. Bei voller Auslastung ist eine Jahresproduktion von bis zu 100.000 Fahrzeugen möglich.
Die Linie Pop bildet den Zugang zur Baureihe und konzentriert sich auf grundlegende Ausstattungselemente: Manuelle Klimaanlage, LED-Rückleuchten, aber nur Halogen-Scheinwerfer. Und kein Touchscreen innen. Ihn gibt es erst ab Icon ab 21.990 Euro. Inklusive sind hier zudem Klimaautomatik, Keyless Go und 16-Zoll-Alufelgen. Für 1.500 Euro extra gibt es das sinnvolle Komfort-Paket, unter anderem mit Sitzheizung und Rückfahrkamera. Nochmals 1.500 Euro kosten LED-Scheinwerfer. Da kann man auch gleich den La Prima für 24.990 Euro wählen.
Das im 500-Programm halbwegs fair eingepreiste Sondermodell Torino für 21.990 Euro erhält zusätzliche Ausstattungsmerkmale, darunter 16-Zoll-Leichtmetallräder, Voll-LED-Scheinwerfer, Klimaautomatik, Geschwindigkeitsregelung, Dämmerungs- und Regensensoren, Parksensoren hinten sowie das schlüssellose System Keyless Go. Die Edition wird in den Farben "Sun of Italy" (das kräftige Gelb auf den Bildern) und "Ocean Grün" (eher ein Dunkelblau) angeboten.
Man sieht: Fiat nimmt einen ordentlichen Retro-Aufschlag. Rein rational betrachtet wäre etwa ein Hyundai i10 die bessere Wahl. Hintere Türen, 16.990 Euro inklusive Navi auf einem Acht-Zoll-Touchscreen, Klimaanlage, Rückfahrkamera, 63 PS, Fünfgang-Schaltung. Oder für 17.850 Euro den in vieler Hinsicht fast gleichen Kia Picanto mit 68 PS. Aber ist ein 500 rational?
Der neue Fiat 500 Hybrid punktet als Stadtauto mit viel Retro-Charme. Schon dadurch wird er seine Fans finden, die ausschließlich einen Cinquecento möchten und sonst nichts. Unverständlich bleibt die happige Preispolitik für den deutschen Markt. In Italien geht es schon ab 16.950 Euro los, was wir weit fairer finden. Aber mal abwarten, welche Angebote die hiesigen Händler bereithalten werden.