Miami (Florida, USA), 21. Januar 2014 - Die Idee war ja seinerzeit nicht schlecht: Daimler wollte Anfang der 2000er-Jahre Nobelmarken wie Rolls-Royce und Bentley in den Schatten stellen und ein Auto anbieten, gegen das die Mercedes S-Klasse aus eigenem Hause wie ein Mittelklassewagen erschien. Der Name Maybach lag präsent in der Schublade, seit der Übernahme der Maybach Motorenbau GmbH gehörte er der heutigen Daimler AG. Bekannt wurden Maybach-Autos vor dem Zweiten Weltkrieg für ihre besonders luxuriöse Machart. Die besaß das neue Fahrzeug gleichen Namens, das 2002 auf den Markt kam, ohne Zweifel auch.
Die Form kam nicht an
Aber die Form polarisierte mächtig. Kritiker lästerten, dass die zwei Versionen 57 und 62 nur wie aufgeblasene S-Klassen aussahen und besonders das 6,17 Meter lange Modell 62 nicht gerade das blechgewordene Sinnbild automobiler Schönheit war. Die Kunden wollten die protzigen Mobile nicht, wahrscheinlich auch wegen der saftigen Anschaffungspreise um die 500.000 Euro. Auch hatte der Name Maybach bei weitem nicht den Klang wie die etablierten Konkurrenten Rolls-Royce oder Bentley.
Nach 3.000 Modellen eingestellt
Auch die Auflage von "S"-(wie Spezial)-Modellen für ambitionierte Selbstfahrer brachte nicht viel und so wurde die Produktion im Jahr 2012 nach etwa 3.000 Autos wieder eingestellt. Das Kapitel Maybach ist für die Daimler AG jedoch noch nicht abgeschlossen: Im Internet verdichten sich Gerüchte, dass der Name zumindest wieder für eine Ausstattungs-Variante der neuen S-Klasse herhalten soll. Ein eigenes Fahrzeug oberhalb der S-Klasse wird es aber nicht mehr geben.
"Sir Maybach" als Tuningobjekt
Eine eingeschworene Fangemeinde haben die Autos dennoch gefunden. Einer von ihnen sitzt im US-amerikanischen Florida. Es ist Toby Knight, der die Firma Knight Luxury betreibt und nun einen Maybach 57 S in den "Sir Maybach" verwandelt hat. Knight ist überzeugt davon, dass das biedere Design des Autos ein Grund für das Scheitern der Marke war. Also hat er dem 57 S einen neuen Look verpasst, indem er sportlichere Front- und Heckschürzen entworfen hat. Zudem wurden vorn LED-Tagfahrlichter und hinten ein Carbon-Diffusor integriert.
Carbon selbst an den Felgen
Dass der Besitzer eines Knight-Maybach Kohle hat, sieht man dem Auto an. Motorhaube und Heckdeckel sind nun komplett aus dem ebenso leichten wie sündteuren Werkstoff gefertigt, fast alle anderen Karosserieteile wurden außen mit Carbon bezogen. Heckklappe und Heckscheibe tragen eine kleine Spoilerlippe aus dem Verbundstoff und ein Blick in den Motorraum verrät, dass auch Motorabdeckung und Luftfilterboxen in Carbon gefertigt sind. Selbst die dreiteiligen 24-Zöller tragen Kohlenstoff-Applikationen, durch die Speichen hindurch sind die Bremssättel in Weiß mit Logo auszumachen.
Jetzt 612 PS
Der üppig veredelte Nobelwagen verfügt über eine elektronische Niveauregulierung und eine aus zehn LEDs bestehende Unterboden-Beleuchtung. Vier Projektoren lassen beim Öffnen jeder Tür das Knight-Logo auf dem Boden erscheinen. Ritterlich soll auch der Klang des Vierrohr-Sportauspuffs mit Klappensteuerung und Rennkats sein. Er ist mit dem Zwölfzylindermotor verbunden, der von 612 auf 712 PS erstarkte.
Leder und Carbon, wohin das Auge blickt
Der Innenraum bietet puren Luxus, die Gäste können sich in Leder räkeln. Das Sportlenkrad ist ergonomisch geformt und trägt einen roten Kederrand. Auf den Sitzen, der Mittelkonsole und den Fußmatten prangt das Knight-Logo. Selbst das Gepäck im Kofferraum reist stilvoll in einer Lederlandschaft. Personalisierte Türknöpfe mit Logos, eine Sonderlackierung der Innenraumleisten in Schwarz-Rot und die Tönung der Seitenfenster und der Heckscheibe gehören zu den weiteren Besonderheiten. Insgesamt 28 Teile im Innenraum wurden durch Gegenstücke in weißem Carbon ersetzt, 39 Teile erstrahlen in schwarzem Carbon. Im Fond wurden ein Apple-TV-Modul sowie zwei iPads inklusive Apple-Tastatur verbaut, die Musikanlage mit Subwoofer und Endstufe wurde modifiziert. Neben einer Rückfahrkamera gibt es nun auch eine Dashboard-Kamera. Das komplett umgebaute Auto kostet etwa eine Million US-Dollar, das sind etwa 740.000 Euro. Umgebaut werden die Fahrzeuge übrigens in Deutschland und damit auch nach hiesigen Qualitätsstandards.