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Polestar 3 (2025) im Test: Ein echter Elch

Premium-Elektro-SUV mit Stil, Komfort und kleinen Schwächen – wie gut ist der skandinavische Herausforderer wirklich?

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SUVs im Premiumsegment gibt es mittlerweile reichlich. Doch der Polestar 3 will nicht einfach "noch ein großer Elektro-SUV" sein. Er will zeigen, dass es auch anders geht: mit klarer Formensprache und hoher Materialqualität. Und natürlich auch einer großen Portion skandinavischen Designs. Wir haben uns das erste große Elektro-SUV der Marke Polestar im Alltag, auf Langstrecke und in der Stadt genau angesehen - und dabei viele Stärken, aber auch ein paar Schwächen entdeckt.

Schnelle DatenPolestar 3 (2025)SegmentPremium-SUVLänge / Breite / Höhe4.900 / 1.936 / 1.614 mmLeergewicht2.584-2.670 kg (je nach Ausstattung)AntriebZwei Permanentmagnet-Synchronmotoren (Dual Motor, Allradantrieb)Leistung 360 kW (489 PS)0 - 100 km/h 5,0 SekHöchstgeschwindigkeit210 km/hPreis ab 89.900 Euro

Der Polestar 3 markiert für die junge schwedisch-chinesische Marke Polestar den Schritt ins Segment der großen Premium-Elektro-SUVs. Er soll das Modellportfolio über den bereits etablierten Polestar 2 hinaus erweitern und positioniert sich klar als Konkurrent von BMW iX, Audi Q8 e-tron und Mercedes EQE SUV. Dabei setzt Polestar auf eine eigenständige Designsprache, die skandinavische Schlichtheit mit moderner Technologie verbindet - ohne aufdringlich zu wirken.

Polestar 3 2025 Test

Der größte Polestar wurde als "SUV für das Elektrozeitalter" entwickelt. Sein Anspruch ist es, hohen Langstreckenkomfort, alltagstaugliche Reichweite und ein nachhaltiges Material- und Fertigungskonzept zu vereinen. Das Design ist betont minimalistisch, die Technik fortschrittlich: serienmäßige Luftfederung, modernes Infotainment mit Android Automotive OS und umfangreiche Assistenzsysteme gehören ebenso dazu wie bidirektionales Laden (perspektivisch freischaltbar) und Over-the-Air-Updates.


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Exterieur | Interieur | Antrieb / Batterie | Fahrverhalten | Preis / Rivalen | Fazit


Exterieur

Optisch ist der Polestar 3 eine willkommene Abwechslung im Segment. Statt überbordender Chromapplikationen oder aggressiver Optik gibt es klare, skandinavisch inspirierte Linien. Die Front wirkt kraftvoll und reduziert zugleich. Die geteilten LED-Scheinwerfer mit der charakteristischen "SmartZone" fügen sich harmonisch ein, während Details wie der Aero Wing in der Motorhaube und die Aero Blades am Heck nicht nur gut aussehen, sondern auch die Aerodynamik verbessern. Das Ergebnis ist ein cW-Wert von 0,29 - für ein Fahrzeug dieser Größe bemerkenswert.

Die Maße unterstreichen die Präsenz: 4.900 mm Länge, 2.120 mm Breite (inklusive Spiegel), 1.614 mm Höhe und ein Radstand von 2.985 mm. Trotz dieser Dimensionen wirkt der Polestar 3 nicht klobig. Vielmehr strahlt er eine Art wuchtige Solidität aus, die dem schwedischen Image durchaus gerecht wird. Zudem grenzt er sich optisch deutlich von seinen Halbbrüdern aus dem Volvo-Lager ab.

Die versenkten Türgriffe und die rahmenlosen Spiegel betonen die moderne Optik. Im Prinzip wirkt er eher wie eine etwas zu hoch geratene Limousine als ein SUV. Klassisch ist diese Form nicht, eher progressiv. Skandinavisch eben.

Im Alltag helfen die serienmäßige 360-Grad-Kamera und Einparkassistenten, den großen SUV auch im städtischen Umfeld handhabbar zu machen - denn die Ausmaße fordern Aufmerksamkeit beim Rangieren.

Interieur

Der Innenraum des Polestar 3 überzeugt auf ganzer Linie - er ist hochwertig, aufgeräumt und materialtechnisch auf Premium-Niveau. Die Sitze, in unserem Testwagen mit tierschutzgerechtem Nappaleder (kein veganes Leder, sondern von Tieren, die scheinbar glücklich leben durften) bezogen, bieten einen hervorragenden Komfort. Beheizung, Belüftung und Massagefunktion steigern den Langstreckenkomfort deutlich - hier bleiben kaum Wünsche offen.

Die Materialanmutung ist durchweg edel: Offenporiges Holz, recyceltes Aluminium und hochwertige Polsterstoffe unterstreichen den Anspruch an Nachhaltigkeit und Luxus. Der Innenraum ist hervorragend verarbeitet, der Geräuschkomfort beeindruckend: Selbst bei höheren Geschwindigkeiten bleibt es angenehm leise.

Auch die Bowers & Wilkins-Anlage (25 Lautsprecher, 1.610 Watt, Dolby Atmos) sorgt für ein wirklich exzellentes Klangerlebnis. Seit langem das beste, was ich in Sachen Musikanlage im Auto gehört habe. Nur der schwarze Klavierlack, ohne den es leider wohl immer noch nicht geht, nervt mit seiner Empfindlichkeit. Sieht halt ganz schnell ziemlich schmierig aus.

Positiv fällt der großzügige Platz auf: Vorne ist es ohnehin luftig, aber auch im Fond sitzen Erwachsene mit Gardemaß total entspannt. Zwei 1,90-Meter-Riesen hintereinander? Kein Problem! Der Kofferraum fasst 484 Liter (inkl. 90 Liter Unterbodenfach), bei umgeklappten Rücksitzen 1.411 Liter. Praktisch: das 32-Liter-Staufach vorne. Kritikpunkt: Der Innenraum wirkt trotz des großen Panoramadachs etwas dunkel - hier wäre eine hellere Farboption wünschenswert.

Bei der Bedienung zeigen sich Stärken und Schwächen: Das 14,5-Zoll-Mitteldisplay überzeugt mit scharfer Darstellung und guter Reaktionsgeschwindigkeit. Die praktischen Shortcuts für Klimabedienung oder Sitzfunktionen erleichtern den Alltag. Das Fahrerdisplay hingegen ist mit 9 Zoll recht klein und bietet wenig Individualisierungsmöglichkeiten.

Die Bedienung des Bordcomputers über das Touchsystem erfordert Eingewöhnung und wirkt umständlich. Auf dem Fahrerdisplay lässt er sich gar nicht abbilden. Dabei hat man doch gerade als Elektrofahrer seinen Verbrauch gern direkt im Blick. Gut hingegen ist die kabellose Integration von Smartphones via Android Auto und Apple Car Play, während das Handy in der geräumigen Ladeschale Strom zieht.

Antrieb

Der Polestar 3 Long Range Dual Motor bringt serienmäßig 360 kW (489 PS) und 840 Nm Drehmoment auf die Straße, mit Performance-Paket wären es sogar 380 kW (517 PS) und 910 Nm. Der Spurt auf 100 km/h gelingt in 5,0 Sekunden (4,7 s mit Performance-Paket), die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 210 km/h.

Das Fahrgefühl ist souverän: Die Leistungsentfaltung erfolgt linear, das SUV beschleunigt kraftvoll, aber nie hektisch. Im Normalmodus ist die Gasannahme sanft, im Sportmodus deutlich direkter. Lautlos zoomt man sich gen Horizont - mit aller Macht, aber trotzdem geschmeidig.

Technische DatenPolestar 3 (2025)AntriebZwei Permanentmagnet-Synchronmotoren (Dual Motor, Allradantrieb)Leistung360 kW (489 PS)Drehmoment840 NmBatterie111 kWh (107 netto)Verbrauch WLTP20,1 - 21,1 kWh/ 100 kmReichweite WLTPmax. 610 kmLadeleistung AC / DC 11 kW / 250 kW

Das adaptive One-Pedal-Driving funktioniert hervorragend. Es lässt sich fein dosieren und macht das Fahren effizient und angenehm. Das System wirkt weder zu aggressiv noch zu lasch, was im Stadtverkehr und auf Landstraßen entspanntes Gleiten ermöglicht. Da ist die Adaption wirklich gut gelungen.

Die Batterie: 111 kWh brutto (107 kWh netto), 204 prismatische Zellen in 17 Modulen, untergebracht in einem Aluminiumgehäuse mit Borstahlverstärkung. Die WLTP-Reichweite liegt bei bis zu 610 km (ohne Performance-Paket), mit Performance-Paket bei 560 km. Knapp 500 Kilometer sind in der Praxis drin, wenn man es mit der Performance nicht übertreibt.

Der Energieverbrauch beträgt laut Hersteller zwischen 20,1 und 23,1 kWh/100 km. Das konnten wir zum Teil noch deutlich unterbieten: Im Stadtverkehr mit viel Rekuperation war der Polestar 3 mit unter 19 kWh/100 km sehr sparsam unterwegs, auf der Autobahn bei zügigem Tempo (130 km/h und mehr) steigt der Verbrauch dann wie üblich auf über 25 kWh/100 km.

Das Ladesystem ist leistungsfähig: AC-Laden mit bis zu 11 kW (0-100 % in ca. 11 Stunden), DC-Schnellladen mit bis zu 250 kW (10-80 % in etwa 30 Minuten). Nach einer halben Stunde einkaufen war der Polestar am Supermarkt-Schnelllader wieder fast voll. So macht E-Mobilität Spaß.

Eine serienmäßige Wärmepumpe verbessert die Ladeeffizienz bei niedrigen Temperaturen. Bidirektionales Laden ist vorbereitet, aber noch nicht aktiviert.

Fahrverhalten

Der Polestar 3 ist auf Komfort und Langstreckentauglichkeit ausgelegt. Die adaptive Zweikammer-Luftfederung mit aktiven Dämpfern meistert den Spagat zwischen sanftem Gleiten und straffer Fahrwerksabstimmung ordentlich. Im Komfortmodus filtert das Fahrwerk Unebenheiten zuverlässig heraus, der SUV gleitet souverän über schlechte Straßen, ohne aber eine Sänfte zu sein. Eine gewisse sportliche Grundnote bleibt - der Marken-DNA geschuldet - immer spürbar.

Im Dynamikmodus wird die Abstimmung straffer, die Lenkung präziser. Die Torque-Vectoring-Doppelkupplung an der Hinterachse verbessert die Agilität - spürbar, aber physikalische Grenzen lassen sich bei über 2,6 Tonnen Leergewicht nicht wegzaubern. In Kurven bleibt der Polestar 3 stabil, aber Karosseriebewegungen sind trotz Luftfederung bei flotter Fahrt vorhanden.

Die Lenkung selbst bietet eine gute Mischung aus Präzision und Leichtgängigkeit. Sie lässt sich in der Unterstützung anpassen und vermittelt ausreichend Rückmeldung, ohne sportlich nervös zu wirken. Kritikpunkt bleibt das Bremsgefühl: Die Verzögerung ist stark, die Brembo-4-Kolben-Anlage vorn (400 mm) arbeitet zuverlässig. Doch das Pedal wirkt teigig und bietet wenig Rückmeldung - das trübt den ansonsten souveränen Eindruck des Antriebs leicht.

Grundsätzlich gilt wie bei allen Elektrofahrzeugen: Die spielerische und mühelose Beschleunigung suggeriert eine Leichtigkeit, die sich beim Bremsen und in Kurven ganz schnell ins Nirvana verabschiedet. Das sollte man stets im Hinterkopf behalten, um nicht genau dorthin zu folgen.

Die umfangreichen Assistenzsysteme arbeiten allgemein unauffällig, neigen aber besonders im Falle des Spurhalters zur Überreaktion. Das Auto liegt nie völlig ruhig in seiner Spur, sondern wird ständig leicht korrigiert. Kann man aber abschalten, auch wenn nicht ganz so einfach wie bei mancher Konkurrenz. Das heißt, man muss auf dem Zentraldisplay in die Einstellungen. Jedes Mal ...

Preis / Rivalen

Mit einem Grundpreis von 89.900 Euro (Long Range Dual Motor, inkl. Pilot- und Plus-Paket) positioniert sich der Polestar 3 klar im Premiumsegment. Unser Testwagen mit Performance-Paket, Nappaleder, Anhängerkupplung, Sichtschutzglas und weiteren Extras lag bei rund 103.000 Euro .

Damit konkurriert er mit BMW iX xDrive 60 (ab 99.900 Euro), Mercedes EQE 500 SUV (ab 99.841 Euro) und Nio EL7 (ab 85.900 Euro). Seine Stärken: eigenständiges Design, nachhaltige Materialien, hoher Fahrkomfort. Die Konkurrenz punktet bei Fahrdynamik, Assistenzvielfalt oder Bedienlogik.

Fazit

Der Polestar 3 ist ein starker Auftritt im Premium-Elektrosegment: eigenständig, hochwertig und nachhaltig gedacht. Er überzeugt mit hohem Komfort, solidem Antrieb und modernem Design. Kritikpunkte wie das Bremspedalgefühl, das kleine Fahrerdisplay oder die teils verschachtelte Bedienlogik mindern den positiven Gesamteindruck nur leicht.

Für alle, die ein großes, stilvolles Elektro-SUV suchen, das sich vom Mainstream absetzt und Technik, Komfort und Nachhaltigkeit verbindet, ist der Polestar 3 eine echte Alternative. Kein Blender, kein Showcar - sondern ein durchdachtes Gesamtpaket.

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