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Dick im Geschäft

Liebesgrüße aus Amerika: Der neue BMW X6 im Test

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Spartanburg (USA), 13. Oktober 2014 - Er ist eine Kampfansage an alle Kleinwagenfahrer. Für Umweltapostel und Gutmenschen wurde er zum Sinnbild des automobilen Öko-Schweins und protzigen Größenwahns. Und gleichzeitig ist er unglaublich erfolgreich: Die Rede ist vom BMW X6. Über 250.000 Exemplare wurden seit 2008 weltweit verkauft. Nun bringen die Bayern den extravaganten Bruder des X5 in zweiter Generation auf den Markt.

Die zweite Heimat
Der amerikanische Geburtsort des BMW X6 ist nicht ohne Bedacht gewählt: In Spartanburg (South Carolina) werden alle SUVs der Marke vom X3 aufwärts gebaut, ein richtig fetter X7 für den US-Markt ist bereits fest eingeplant. Womit wir beim Thema wären: Besonders bei den Chinesen ist der X6 heiß begehrt, erst danach folgen Amis und Europäer, getreu dem alten 911-Werbeslogan: Keiner braucht ihn, jeder will ihn. Sehr verwunderlich ist diese Reihenfolge nicht: Zum einen zeigt man mit dem X6 sehr offensiv, was man hat, zum anderen polarisieren Form und Abmessungen noch immer.

Schlankere Optik
Dabei hat sich BMW bei der Neuauflage alle Mühe gegeben, um das Dickschiff zu entschärfen. Während die Frontpartie jetzt durch einen massiven Grill und große Lufteinlässe betont wird, wurde beim Hinterteil einiges an Fett abgesaugt. Tatsächlich wirkt der künftige X6 in hellen Farben nicht mehr so wuchtig wie bislang, obwohl die Abmessungen leicht zugelegt haben. Die Länge wächst um drei Zentimeter auf 4,91 Meter, in der Breite und Höhe gibt es je einen Zentimeter dazu. Selbst auf US-Straßen bleibt dem X6 damit aber nicht mehr viel Platz in der Spur übrig.

Praktisch ist woanders
Im Innenraum sorgt die (je nach Sichtweise) eigen- oder einzigartige Form für nicht allzu üppige Verhältnisse. Eine erste Überraschung ist die ziemlich schmale Türöffnung zum Fond. Auf den hinteren Plätzen wird es ab 1,90 Meter Körpergröße über dem Scheitel bedenklich eng. Dafür sorgt die fließheckähnliche Kofferraumklappe. Ins Heck des BMW X6 passen ordentliche 580 bis 1.525 Liter Gepäck. Die Sicht nach hinten ist nach wie vor bescheiden. Oder um es wohlwollend zu formulieren: Besser als bei einer Mercedes A-Klasse. Trotzdem sind die 450 Euro Aufpreis für eine Rückfahrkamera unbedingt Pflicht.

Breite Palette
Für meine Testfahrt greife ich mir den X6 M50d. Er ist mit 381 PS der stärkste Diesel im Angebot. Deutlich darunter rangiert der X6 xDrive30d mit 258 PS, ab Frühjahr 2015 kommt ein 40d mit 313 PS hinzu. Zeitgleich ergänzt der X6 xDrive35i mit 306 PS das Benziner-Programm um den 50i mit 450 PS. Wer noch mehr auf den Putz hauen will, muss sich gedulden: Im Laufe des Jahres 2015 folgt der X6 M. Doch schon der X6 M50d wirkt äußerlich wie Bud Spencer im Trainingsanzug am Start des olympischen 100-Meter-Laufs. Durchaus sehnig spannt sich die sportliche Hülle über den massigen Körper.

Dicker Dynamiker
Ähnlich brummelig wie Bud nach einem Salatbüffet nimmt der Dreiliter-Sechszylinder-Diesel seine Arbeit auf. Aber erst beim beherzten Tritt aufs Gaspedal bekomme ich die berühmte Doppel-Schelle verpasst. Oder genauer gesagt, die Dreifach-Schelle, denn insgesamt drei Turbolader treiben die Maschine auf 740 Newtonmeter maximales Drehmoment. Im Gegensatz zu manch gepflegter Buddy-Klopperei klingelt es aber mit Verzögerung, erst zwischen 2.000 und 3.000 Touren bleibt kein Auge trocken.

Trumm-Trab
Nun werden Sie vielleicht sagen: Mit fast 400 PS ist es ja auch keine große Kunst, dieses 2,2-Tonnen-Trumm auf Trab zu bringen. Stimmt. Trotzdem beeindrucken die fahrdynamischen Qualitäten des "Bombers", um bei Bud Spencer zu bleiben. Mit nur geringer Wankneigung durcheilt der X6 die Kurven, in denen er naturgemäß früher als ein M3 zum äußeren Rand drängt. Speziell im einstellbaren Sport-Modus gibt die Lenkung eine präzise Rückmeldung, während die Federung trotz der bei uns montierten 20-Zöller nicht unkomfortabel wirkt. Auf Dauer störend ist nur der durch höhere Drehzahlen verursachte kernige Sound, dessen V8-Imitation recht schnell nervt. Falls Sie übrigens etwas für ihren örtlichen Reifenhändler tun wollen: Der X6 lässt sich sogar zum gepflegten Drift überreden. Wirkt von außen wie Bud Spencer beim Eiskunstlauf.

Gang ins Gelände
Sofern der Weg zur Jagdhütte des X6-Eigentümers einmal von Wasser umspült wird: Kein Problem, immerhin 50 Zentimeter Wattiefe und eine Bodenfreiheit von 21 Zentimeter hauchen dem Fullsize-BMW etwas Geländegängigkeit ein, Allrad natürlich inklusive.

Mehr für mehr
"Inklusive" liefert ein gutes Stichwort für die Preisgestaltung des neuen X6. BMW verweist stolz darauf, dass die Serienausstattung erweitert wurde. Los geht es ab dem 6. Dezember 2014 bei 65.650 Euro für den X6 xDrive30d, der von uns getestete M50d steht mit 87.300 Euro in der Liste. Damit liegt er rund 2.000 Euro über dem gleich motorisierten X5. Im Preis inbegriffen sind bei allen X6 eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, eine Sitzheizung vorne, 19-Zoll-Alus, ein Tempomat mit Bremsfunktion, ein Spurverlassenswarner und Xenon-Scheinwerfer. Beim M50d kommen noch ein adaptives Fahrwerk, Sportsitze und ein M-Lenkrad mit Schaltwippen hinzu.

Das Imperium schlägt zurück
Die obligatorische Frage nach der Konkurrenz ist beim X6 relativ schwer zu beantworten. Noch ist er nämlich ein ziemlich einzigartiges Konzept. Halbwegs vergleichbar ist der Range Rover Sport, der mit 339 PS starkem Diesel 85.310 Euro kostet. Doch im nächsten Jahr bekommt BMW-Buddy eine harte Nuss vom schwäbischen Erzrivalen vorgesetzt: 2015 startet die Serienversion des Mercedes "Concept Coupé SUV".

Gesamtwertung
Über die Sinnhaftigkeit eines Autos wie den BMW X6 lässt sich trefflich diskutieren. Aber der Hersteller handelt nach dem Motto "Der Kunde ist König. Erst recht, wenn er gut zahlt." Gewiss, Größe und Optik des X6 polarisieren auch in der Neuauflage, allerdings nicht mehr so sehr, weil die Form inzwischen bekannt ist. Ungeachtet aller geschmacklichen Fragen beeindruckt aber die Agilität, die BMW dem X6 antrainiert hat. Ein Elefant auf Ballerinas gewissermaßen.

+ präzise Lenkung, durchzugsstarker Motor, gutes Handling
- schlechte Sicht nach hinten, mäßiges Platzangebot im Fond

Modell BMW X6 M50d
Motor
Bauart Triturbo- Diesel mit Common- Rail- Einspritzung
Zylinder / Ventile 6 / 4
Antrieb Allradantrieb
Getriebe Automatik
Gänge 8
Hubraum 2.993 cm³
Leistung 280 kW bei 4.000 - 4.400 U/min
max. Drehmoment 740 Nm bei 2.000 - 3.000 U/min
Fahrwerk
Bremsen vorn Scheiben innenbelüftet
Bremsen hinten Scheiben innenbelüftet
Lenkung elektromechanische Servolenkung
Räder vorn 255/50 R19
Räder hinten 285/45 R19
Spurweite vorn 1.640 mm
Spurweite hinten 1.700 mm
Wendekreis 12,8 m
Maße
Länge 4.909 mm
Breite 1.989 mm
Höhe 1.702 mm
Radstand 2.933 mm
Leergewicht 2.260 kg
Anhängelast (gebremst) 2.700 kg
Kofferraumvolumen 580 l
Tank 85 l
Kraftstoffart Diesel
Messwerte
Höchstgeschwindigkeit 250 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h) 5,2 s
Verbrauch gesamt 6,6 l/100 km
Verbrauch innerorts 7,2 l/100 km
Verbrauch außerorts 6,3 l/100 km
CO2-Emission 174 g/km
Schadstoffklasse Euro 6

Stand: Oktober 2014


Modell X6
Grundpreis 87.300 €
Ausstattungslinien
xDrive30d Euro 65.650
xDrive50i Euro 82.500
Ausstattung
ABS Serie
Beifahrerairbag Serie
Fahrerairbag Serie
Anhängerkupplung 1.200 €
ASR Serie
Automatikgetriebe Serie
Navigationssystem 3.300 €
CD-Radio Serie
elektr. Fensterheber hinten Serie
elektr. Fensterheber vorn Serie
elektr. Schiebedach 1.250 €
elektr. verst. Außenspiegel Serie (inklusive Heizung)
ESP Serie
Klimaautomatik Serie (Zwei-Zonen)
Kopfairbag hinten Serie
Kopfairbag vorne Serie
Lederausstattung Serie
Leichtmetallfelgen Serie (19 Zoll)
Metalliclackierung 980 €
MP3-Radio Serie
Seitenairbag vorne Serie
Sitzhöheneinstellung Serie (elektrisch, Fahrer und Beifahrer)
Tempomat Serie (mit Bremsfunktion)
Xenonlicht Serie
Zentralverriegelung Serie
LED-Scheinwerfer 1.990 €
Head-up-Display 1.390 €
Sitzheizung vorne Serie

Stand: Oktober 2014


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